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Pandoras Tochter

Pandoras Tochter

Titel: Pandoras Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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erzählte, sie hätte gesehen, wie er an seinem Schreibtisch saß und die Sachen lächelnd gestreichelt hat.«
    Das Grauen dieser Vorstellung war nahezu überwältigend. »Und du hast uns trotzdem gesagt, dass wir … dies hier besorgen sollen?«
    »Du willst Molino, oder nicht? Dies stellt sicher, dass ich ihn finden kann.«
    »Du kannst das Kleid nicht mal anfassen, ohne dass du dich übergeben musst.«
    »Doch, das kann ich. Gib mir nur ein wenig Zeit.« Sie streckte einen Finger aus und berührte den Stoff. Sie schauderte, zog den Finger aber nicht zurück. »Normalerweise bin ich kein solches Weichei. Es ist nur … ich kann sie sehen. «
    »Ja?«
    »Und Molino auch. Die Bilder sind miteinander vermischt. Ich hatte befürchtet, dass es so sein würde. So was ist mir schon einmal passiert. Ich bin nicht wie du. Ich … kann mit solchen Emotionen umgehen. Es fühlt sich an, als hätte man mich geschlagen.« Sie atmete bebend durch. »Und für ihn war es nicht nur das Geld. Ihm hat es ein Gefühl der Macht gegeben, diese kleinen Mädchen zu zerstören. Er liebt es, ihre Kleider zu liebkosen und daran zu denken.«
    »Ein Monster.«
    Renata nickte. »Und diese Trophäen könnten keine stärkeren Signale aussenden. Dies ist die Essenz von dem Hurensohn. Ich werde ihn finden, selbst wenn er tausend Meilen weit weg ist.«
    »Du hast gesagt, die Bilder sind miteinander vermischt.«
    »Sobald ich mich an die Kleine gewöhnt habe, bin ich imstande, das Bild von Molino zu isolieren«, sagte sie heiser. »Sie hatte solche Angst, Megan. Ihr Name war Adia, und sie rannte und rannte, aber die Banditen waren zu Pferde und konnten sie einfangen. Sie weinte, doch niemand hat sich darum geschert …«
    »Vielleicht können wir sie finden, Renata.«
    »Vielleicht. Wenn sie noch am Leben ist.« Tränen glitzerten in ihren Augen. »Aber erst müssen wir Molino aufspüren.« Sie straffte den Rücken und wischte sich mit dem Handrücken über die Wangen. »Tut mir leid. Jetzt bin ich wieder okay.«
    »Um Himmels willen. Das war doch nicht …« Megan erreichte sie nicht mehr. Renatas schwacher Moment war vorbei, und sie schob Megan von sich.
    Warum sollte sie das akzeptieren? Megan fühlte sich Renata näher als je zuvor. Renata musste nur lernen, mit Zuneigung zurechtzukommen.
    Megan nahm ihre Hand. »Ich finde, du bist verrückt, wenn du das auf dich nimmst, aber ich bewundere und respektiere dich dafür.« Sie stand auf. »Sag Bescheid, wenn ich helfen kann. Was hast du als Nächstes vor?«
    »Ich fahre herum und sehe, wohin es mich führt.« Renata lächelte unsicher. »Ich strenge mich an, Molino noch vor heute Abend zu finden, Megan.«
    »Das weiß ich. Aber wenn es dir nicht gelingen sollte, dann bleib dem Friedhof fern. Hast du gehört?«
    Renata antwortete nicht.
    »Das meine ich ernst. Ich weiß nicht, was mich dort erwartet, aber ich will nicht, dass Molino irgendwelche Anrufe tätigt und Befehl gibt, Phillip etwas anzutun.«
    »Ich überleg’s mir. Es würde ohnehin nichts Gutes bewirken, wenn ich dort eine Verbindung zu Molino herstellen würde, und sie würde abbrechen, sobald er genug Distanz zwischen uns legt. Er hat deinen Phillip bestimmt nicht an diesem Ort. Was ist der Plan?«
    »Harley wird sich rund um den Friedhof umsehen und sicherstellen, dass Molino keine Verstärkung im Hintergrund hat. Grady steht zwischen den Bäumen und richtet ein Gewehr auf Molino.«
    Renata dachte darüber nach. »Ich nehme an, mehr kann Grady dich nicht absichern.«
    »Dann versprich mir, dass du nicht in die Nähe des Friedhofs kommst.«
    »Wenn ich Molino vorher orten kann, ist das kein Thema mehr.«
    »Versprich es.«
    Renata runzelte die Stirn.
    »Versprich es.«
    »Nein, verdammt.« Sie drehte sich auf dem Absatz um und ging zu ihrem Wagen.
22 Uhr 45
    »Harley meint, die unmittelbare Umgebung ist sauber«, sagte Grady. »Vier von Molinos Männern stehen in dem Wald auf der anderen Seite. Ich habe nicht damit gerechnet, dass er das Risiko eingeht und allein herkommt.« Er deutete in Richtung Süden. »Ich werde mich dort drüben postieren und mein Gewehr auf Molino richten. Harley wird die Runde machen und aufpassen, dass Molinos Männer nicht näher an dich herankommen. Verstanden?«
    Sie nickte, ohne den Blick von dem Hügel zu wenden. »Verstanden.«
    Den Redwing-Friedhof hatte es schon zu Beginn des Bürgerkrieges gegeben, und man sah ihm sein Alter an. Vermoderte Holzkreuze und Grabsteine mit verwitterten Inschriften,

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