Pandoras Tochter
funkelte ihn an. »Und warum darf ich nicht Ihre Hand nehmen, Molino?«
»Weil Sienna meine Worte angezweifelt und es deshalb verdient hat, was auch immer geschehen mag. Mir hat die Idee von ägyptischen Vorkostern immer schon gefallen. Das hat etwas Königliches. Noch fünfzehn Sekunden.«
Sie ergriff Siennas Hand. Sie war groß, warm und weich, und Megan konnte an nichts anderes denken als daran, wie diese Hand Edmund Gillem gefoltert hatte.
»Drücken Sie sie«, befahl Molino. »Fest.«
Ihre Hand spannte sich an. Sie hasste diese Situation.
»Fester«, forderte Molino.
Noch einmal verstärkte sie den Druck.
»So ein Quatsch«, meinte Sienna. »Das dauert mir zu lange.« Er zerquetschte fast Megans Hand.
Schmerz. Wut. Hass.
Dann ließ Sienna los und trat zurück. »Zufrieden?«, fragte er Molino. »Ich habe ihr beinahe die Hand gebrochen. Willst du, dass ich das noch mal mache?«
Megan wurde schwindelig vor Erleichterung. Nichts war passiert. Bis zu diesem Moment hatte sie nicht einmal realisiert, wie groß ihre Angst gewesen war.
»Nein.« Molino fixierte Megans Gesicht. »Sehr enttäuschend. Ich hatte gehofft, dass Sie Sienna eine kleine Lektion erteilen könnten. Vielleicht macht es nicht so großen Spaß, Sie zu töten, wie ich gehofft hatte. Offensichtlich sind Sie doch keine so große Herausforderung.«
»Ich hab Ihnen gesagt, dass ich keine Pandora bin.«
»Aber Sie sind die Tochter einer Pandora, und das genügt mir.« Er drehte sich weg. »Komm, Sienna. Lass uns zum Haus gehen und Blair einen Besuch abstatten.«
Megan spannte sich an. »Was haben Sie mit ihm vor?«
»Ich will mich vergewissern, dass er noch lebt in diesem Keller.« Er legte eine kleine Pause ein. »Morgen Abend unterbreche ich dann die künstliche Ernährung.«
»Nein!«
»Doch.« Er sah ihr in die Augen. »Wenn Sie ihn zurückhaben wollen, dann müssen Sie eine Gegenleistung erbringen. Ich denke, Sie kennen die Bedingungen, die ich akzeptiere. Sie wollen Phillip Blair, ich bekomme Sie. Wenn Sie sich morgen hier nicht zeigen – ohne Grady, Harley und diesen anderen Freak Renata Wilger im Hintergrund –, dann werden Sie Blair nicht lebend wiedersehen.« Er schaute sich auf dem Friedhof um. »Meine Männer haben mir berichtet, dass Sie mit Grady und Harley hergekommen sind. Bestimmt halten sie sich in der Nähe auf. Heute Abend habe ich Ihnen noch etwas Sicherheit zugestanden. Morgen ist das anders. Ich möchte, dass Sie sich angreifbar fühlen. Nein, dass Sie sich fürchten. Ich möchte Ihre Angst schmecken. Steven hatte Angst in der Nacht, bevor er starb. Er wimmerte und heulte.«
»Sie versprechen, dass Sie Phillip freigeben?«
»Wie gesagt, unter gewissen Umständen, ja.«
»Ich bin bereit, auf den Handel einzugehen, aber ich werde mein Leben nicht für nichts aufs Spiel setzen.« Sie hielt kurz inne. »Sie bringen Phillip auf das offene Feld nördlich des Friedhofs, und ich arrangiere, dass er von einem Helikopter abgeholt und nach Bellehaven in Atlanta gebracht wird. Sobald der Hubschrauber abhebt, können Sie kommen und mich holen.«
»Das ist kein befriedigender Plan«, sagte Molino.
»Hölle und Verdammnis«, fluchte Sienna. »Hör auf zu handeln. Was interessiert dich Phillip Blair? Du bekommst die Frau, das wolltest du doch. Mach dem ein Ende.«
»So ungeduldig«, sagte Molino. »Sienna, ich weiß nicht, ob du sauer bist, weil ich deine geistige Gesundheit gefährdet habe, als ich dich gezwungen habe, die Hand unserer kleinen Megan zu halten, oder ob du erpicht darauf bist, sie in dein Bett zu bekommen.« Er bedachte Megan mit einem Lächeln. »Ich hab ihm versprochen, dass er Sie vergewaltigen darf. Darauf können Sie sich in den nächsten vierundzwanzig Stunden freuen.«
»Bringen Sie Phillip auf das Feld, damit er abgeholt werden kann.«
Molino schwieg, dann sagte er: »Gut. Sienna hat recht. Im Grunde habe ich an nichts anderem Interesse als an Ihnen.« Er ging ein paar Schritte. »Komm, wir gehen, Sienna.« Und boshaft fügte er hinzu: »Sag mir, fühlst du dich benommen oder komisch? Irgendwelche Halluzinationen?«
»Tut mir leid, dich enttäuschen zu müssen«, entgegnete Sienna. »Ich bin normal wie immer. Dieses ganze Zeug ist nichts als Humbug, und sie ist eine Schwindlerin.«
Molinos Lächeln verblasste. »Aber ihre Mutter war keine Schwindlerin. Steven war so gesund wie ich, bevor sie seinen Verstand vergiftet hat.«
»Wenn du das sagst.«
»Das sage ich.« Molino warf einen Blick zurück
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