Panik: Thriller (German Edition)
aus dem Kofferraum.
Brick schrie und stülpte den Leinensack über den Kopf des Mannes. Der Kerl war schnell, versetzte Brick einen Schlag gegen die Wange. Brick ignorierte den Schmerz und zog dem Typen den Sack bis zur Hüfte über den Körper.
» Los!«, keuchte er. Der Mann rammte Brick und stieß ihn zu Boden. Er vergaß, den Kopf einzuziehen, und schlug hart auf dem Asphalt auf. Ein Feuerwerk an Sternen nahm ihm die Sicht. Der Irre landete auf ihm und stieß ihm die Knie in die Rippen. Wilde, kehlige Schreie drangen durch das Leinen. Dann verbiss sich der Mann in den Stoff, als wollte er mit den Zähnen ein Loch hineinreißen, um sie gleich darauf in Bricks Haut zu schlagen.
Cal trat zu. Ein Knacken ertönte, dann rollte der Irre auf die Seite, rappelte sich jedoch sofort wieder auf. Ein Beinpaar unter einem Leinensack rannte wild im Kreis herum. Cal holte aus und landete einen beeindruckenden Treffer, sodass der Mann auf den Rücken fiel. Cal hielt ihn am Boden fest und rief um Hilfe, während er versuchte, die Stoffstreifen um ihn zu wickeln.
Chris war als Erster zur Stelle. Er setzte sich auf die Beine des Mannes. Jade drückte mit beiden Händen auf seinen Kopf, bis Cal den ersten Stoffstreifen fest verknotet hatte. Er wickelte einen weiteren um die Hüfte des Mannes, mit dem letzten fesselte er seine Füße. Dann ließ er sich auf den Boden fallen, wischte sich den Schweiß aus der Stirn und fluchte ein paarmal kräftig. Chris und Jade zogen sich ebenfalls zurück. Vor ihnen lag eine zappelnde Leinenmumie im Gras.
» Klar, der war ja echt schwach«, sagte Cal. Sein Brustkorb hob und senkte sich, das rasende Herz brachte seine Stimme zum Zittern.
» Und jetzt?«, fragte Jade.
» Jetzt bringen wir ihn rein«, sagte Brick. » Und dann quetschen wir ihn aus.«
Rilke
Fursville, 13 : 33 Uhr
Rilke trieb vom Feuer ins Eis. Die Flammen in ihrem Traum wurden von der gewaltigen Kälte erstickt, die im Raum herrschte.
Sie rollte sich zitternd zusammen. Schiller musste ganz in der Nähe sein. Nichts außer ihm konnte eine derartige Kälte abstrahlen. Sie versuchte, sich an den Albtraum zu erinnern. Sie war durch einen Feuersturm gefallen, einen Tornado aus Hitze und Licht und Lärm; dann war sie in einem Ozean gelandet, der nicht aus Wasser, sondern aus langen Gliedmaßen und verzerrten Mündern und pechschwarzen funkelnden Augen bestanden hatte. Das Bild war so echt gewesen, dass ihr trotz der Kälte im Restaurant der Schweiß ausbrach. Ihre Haut brannte.
Vielleicht hatte sie Fieber? Das war ja nicht unwahrscheinlich, wenn man bedachte, was sie gestern alles durchgemacht hatte. Als Kind hatte sie einmal schlimmes Fieber gehabt, fast vierzig Grad, und dazu so heftigen Schüttelfrost, dass das Bett gezittert hatte. Damals hatte der Arzt gesagt, dass das Fieber ein gutes Zeichen wäre, weil der Körper die Krankheit bekämpfte.
Das hier war anders. Schlimmer. Denn eigentlich wusste sie genau, dass sie keine Grippe hatte. Was ihr Körper hier bekämpfte, konnte kein Arzt der Welt kurieren.
Plötzlich wurde Rilke bewusst, wie still es war. Sie konnte noch nicht mal das Meer hören, nur die sanften, schnellen Atemzüge ihres Bruders, kaum lauter als ein Herzschlag. Wo waren alle hin?
Draußen, spürte sie. Sie konnte sie fast vor sich sehen, wie ein Bild aus dem Augenwinkel, das sich gerade so eben ihrem Blickfeld entzog.
» Alles klar, Schill?«, fragte sie, ohne eine Antwort zu erwarten. Wenigstens atmete er gleichmäßig. Sie schlurfte durch den dunklen Raum und stieß sich nur einmal die Hüfte an, bevor sie den Tisch erreichte. Sie riss ein Streichholz an und zündete damit eine Kerze an. Die tanzende Flamme weckten weitere Erinnerungen an ihren Traum– ein brennender Mann, eine Gestalt, die sich aus seinem Körper löste.
Sie zitterte, und diesmal nicht vor Kälte.
Das war kein Traum gewesen, sondern die Realität.
Rilke ließ sich in einen Stuhl fallen. Was war da draußen geschehen, bevor sie ohnmächtig geworden war?
Eine Explosion, eine Druckwelle, die von dem Mann ausging, dem sie in den Kopf geschossen hatte.
Sie hatte einen Menschen getötet. Sie hatte abgedrückt und sein Leben beendet. Rilke stützte die Ellbogen auf den Tisch und legte den Kopf in die Hände. Die Erinnerung daran war unerträglich, und sie drohte den Verstand zu verlieren. Daisy hatte es getan, es war alles nur ihre Schuld. Sie hatte sie dazu gezwungen, hatte so lange gejammert und geheult und geschrien, bis Rilke nicht
Weitere Kostenlose Bücher