Panik: Thriller (German Edition)
etwas in ihr war, etwas, das dieser Kreatur ähnlich war, nur anders. Sie steckte in jedem von ihnen.
Rilke hatte noch so viele Fragen, aber sie glaubte auch daran, dass sie zu gegebener Zeit Antworten erhalten würde. Fürs Erste wusste sie genug. Etwas hatte sie gerufen, damit sie und ihr Bruder die Welt wieder ins Lot brachten. Etwas hatte sie in die Schlacht gerufen. Sie waren auserwählt, selbst diese Idioten da draußen. Wenn Cal und Brick und Daisy und der Rest das nicht akzeptieren wollten, würden sie der Strafe anheimfallen wie das Ungeziefer, das über diesen Planeten wuselte. Ja, alles würde sich verändern. Noch nie in ihrem Leben war sie sich einer Sache so gewiss gewesen.
Sie war eine Soldatin. Und der Krieg würde bald losbrechen.
Daisy
Furyville, 15 : 02 Uhr
» Alles klar?«
Daisy schaute hoch. Sie hatte ein komisches Gefühl. Cal sah sie an– sein Gesicht war von dem Spiel noch ganz gerötet. Ein Riesenspaß. So viel Spaß hatte Daisy seit einer Ewigkeit nicht gehabt. Selbst in der Schule wurde ja nicht mehr Fangen oder Verstecken gespielt. Das war angeblich kindisch. Und gerade hatten sie sich so lange durch den Park gejagt und sich voreinander versteckt und so viel gelacht, dass sie gedacht hatte, ihre Lunge würde den Geist aufgeben.
Jetzt saßen sie und Cal und Adam auf der hölzernen Rampe, die zur Wildwasserbahn hinaufführte. Es war tierisch heiß, heißer als damals, als sie im Urlaub gewesen waren, auf Mallorca. Aber sie traute sich auch nicht, in den Pavillon zu gehen. Nicht nach dem, was sie dort mit Rilke erlebt hatte. Selbst der Schatten machte ihr Angst. Hier draußen in der Sonne gab es nur Spiel und Gelächter.
» Alles klar«, sagte sie. » Ich bin nur müde.«
» Kein Wunder«, sagte Cal. » Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal jemanden so lange so schnell hab rennen sehen. Du hast sogar Brick gefangen, und der hat ungefähr drei Meter lange Beine.«
Daisy kicherte und bekam wieder Seitenstechen. Brick war mit Marcus und Jade irgendwohin verschwunden. Chris war auf die Toilette gegangen. Er hatte behauptet, dass die Rennerei irgendwas » ins Rollen« gebracht hätte. Darüber wollte Daisy gar nicht weiter nachdenken. Sie rutschte auf den unbequemen Brettern herum und legte einen Arm um Adam.
» Hast du Durst?«, fragte sie. Er schüttelte den Kopf. Cal hatte einen weiteren Topf mit diesmal kaltem Leitungswasser herausgebracht, aus dem sie alle getrunken hatten. » Hast du Hunger? Willst du noch ein Weetabix?«
Adam verzog das Gesicht. Da konnte ihm Daisy keinen Vorwurf machen. Ohne Milch und haufenweise Zucker schmeckten sie furchtbar. Als würde man ein Stück Holz essen. Sie hatte zwei davon hinuntergewürgt, weil sie kurz vorm Verhungern gewesen war, aber die hatten auch nicht viel geholfen. Im Moment hätte sie alles für Käse-Schinken-Panini oder eine der Tiefkühlpizzas aus dem Supermarkt gegeben, die ihr Dad immer kaufte. Wenn Rilke doch nicht so gemein wäre und ihnen ihre Vorräte geben würde. Da oben waren Schokolade und Geleebonbons. So viel konnte Rilke allein gar nicht essen.
Rilke. Das komische Gefühl hatte mit ihr zu tun, aber sie wusste nicht so recht, was es genau war. Der Sonnenschein hatte die Eiswürfel zum Schmelzen gebracht. Jetzt waren sie zu einem großen, matschigen Brei zusammengeflossen, der überhaupt keinen Sinn mehr ergab. Das war ihr mehr als recht. Sie hatte es satt, die Welt durch anderer Leute Augen zu sehen. Hoffentlich tauchten die Würfel nie wieder auf.
» Erde an Daisy«, sagte Cal und winkte ihr zu. » Ist wirklich alles klar?«
Sie nickte, obwohl sie sich über das Gedanken machte, was Marcus gesagt hatte. Dämonen und Besessenheit. Sie hatte nicht so richtig verstanden, was mit besessen gemeint war, nur, dass man dann nicht mehr man selbst war. Was hatte Marcus noch mal gesagt? Dass da etwas in deinem Körper ist, das dich wie eine Marionette steuert? Das war eine ziemlich gute Erklärung für das, was hier geschah, oder nicht? Sie dachte an Mrs. Baird, die nette alte Dame von nebenan, die ihnen immer Gläser voll leckerer Marmelade und ekelhaftem Chutney vorbeigebracht hatte. Sie hatte keinen Grund, plötzlich auf Daisy loszugehen– es sei denn, etwas zwang sie dazu. Das Gleiche galt für den Sanitäter und die anderen. Ein böser Geist oder so, der in ihrem Körper wohnte und sie dazu zwang, würde alles erklären.
Aber wie sollten sie diese Geister vertreiben?
» Adam«, sagte sie. » Magst du Blumen?«
Der
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