Panik: Thriller (German Edition)
Hab keine Angst. Brick kümmert sich darum.«
Der nächste Funkenregen löste sich vom Dach des Karussells und fiel wie ein Vorhang. Dann blieb es endlich stehen. Die Musik wurde leiser, die Töne tiefer, und schließlich verstummte sie ganz. Langsam verebbte der Lärm. Jetzt wirkte der Park noch stiller als zuvor. Cal richtete sich auf und atmete erleichtert aus– als wäre gerade ein Tornado über ihn hinweggezogen. Sein Herz raste, als hätte er selbst einen Stromschlag bekommen. Er legte eine Hand auf die Brust und versuchte sich zu beruhigen.
Adam lief auf sie zu und umarmte Daisy so fest, wie sie Cal umklammert hielt.
» Alles klar?«, fragte Cal die beiden. » Habt ihr Glassplitter abbekommen?«
Sie schüttelten die Köpfe. Daisy sah etwas, das sonst niemand sehen konnte. Ihre Augen rollten wild hin und her. Ihre Haut war so blass, dass sie fast durchsichtig wirkte.
» Es ist nur in deinem Kopf«, sagte er und wischte ihr eine Haarsträhne aus den Augen. » Lass dir davon keine Angst machen.«
» Aber ich kann es sehen«, sagte sie. » Sie werden…«
Plötzlich ertönte ein lauter Schrei.
Daisy
Furyville, 16 : 07 Uhr
Die Schreie kamen aus dem Pavillon– gedämpfte Rufe, die auf ihre Art lauter waren als das Chaos, das gerade eben noch geherrscht hatte. Daisy hielt sich an Cals Arm fest. In ihrem Kopf wirbelten die Eiswürfel wie verrückt durcheinander.
» Wer ist das?«, fragte Cal, als ein weiteres Kreischen die Luft durchschnitt. Selbst die Vögel hatten aufgehört zu zwitschern, als ob auch sie eine düstere Vorahnung hätten.
So einen Schrei hatte Daisy noch nie gehört. Er war gleichzeitig verzweifelt und wahnsinnig, schwach und laut. Daisys Gehirn prickelte, das Blut rauschte in ihren Ohren, als würde ein ganzer Ozean durch ihren Körper fließen. Adam hatte den Kopf an ihrer Brust vergraben und weinte. Seine dünnen Arme hielten sie fest umklammert. Cal fluchte und fuhr sich mit den Händen durchs Haar. Chris stand leichenblass neben ihnen. Keiner wusste, was zu tun war.
» Warte hier«, sagte Cal zu Chris. » Pass auf sie auf.«
» Nein, Mann«, sagte Chris. » Wir dürfen uns nicht trennen. Wenn das die Irren sind, müssen wir zusammenbleiben.«
Cal nickte und löste sich aus Daisys Umklammerung.
» Okay, dann bleibt bei mir, ja? Daisy, du kümmerst dich um Adam.« Er wandte sich Chris zu. » Schnapp dir eine Waffe. Du könntest vielleicht eine brauchen.«
Die beiden Jungen durchwühlten den Schutt, bis sie Metallstangen verschiedener Länge gefunden hatten. Cal klemmte sich seine Stange unter den Arm, nahm Daisy an der Hand und wollte sie gerade zum Pavillon führen, als ein weiterer grässlicher, gellender Schrei von seinen Wänden widerhallte. Sie liefen am verschlossenen Haupteingang vorbei. Als sie um die Ecke bogen, wären sie fast mit Jade zusammengeprallt.
» Alles okay?«, fragte Cal. » Hast du so geschrien?«
Sie schüttelte den Kopf und sah mit großen Augen zum Notausgang hinüber. Daisy hörte Schritte, dann erschien Brick aus der anderen Richtung. Er hatte Marcus am Kragen gepackt und sah wütender aus als jemals zuvor. Sie marschierten am Pavillon entlang. Brick schubste Marcus, sodass der Jüngere in den Dreck fiel.
» Das ist Rilke«, sagte Brick. Hier waren die Schreie noch lauter; sie drangen durch den Notausgang, als wollte sich etwas aus dem Pavillon befreien. Ein Eiswürfel trieb ganz nach oben: das Restaurant und eine Gestalt, die sich darin bewegte– sie war gleichzeitig dunkel und strahlend hell. Geht nicht da rein, bitte, geht nicht da rein.
» Was ist da drin los?«, fragte Jade.
» Ich hoffe, sie brüllt vor Schmerzen«, sagte Brick.
Marcus hatte sich wieder aufgerappelt.
» Es hat angefangen, als ich den Strom angestellt hab«, sagte er. » Tut mir leid, übrigens. Ich hätte nicht gedacht, dass es hier dann gleich so abgeht.«
» Wir sollten…« Cal wurde von zwei weiteren Schreien unterbrochen. » Kommt mit.«
» Wirklich?«, fragte Brick und ging auf den Notausgang zu. » Lassen wir sie doch leiden.«
» Wir wissen ja noch nicht mal, wer das überhaupt ist«, sagte Cal und baute sich vor Brick auf. » Könnte ja auch jemand anderes sein. Jemand von uns. Rilke könnte ihm was antun. Schon mal daran gedacht?«
Hatte Brick offensichtlich nicht, denn nachdem er einen Augenblick überlegt hatte, trat er zur Seite.
» Vielleicht können wir uns auch was zu essen schnappen, wenn wir schon mal oben sind«, sagte Cal. » Wenn sie abgelenkt
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