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Panik: Thriller (German Edition)

Panik: Thriller (German Edition)

Titel: Panik: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Gordon Smith
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tanzenden Flammen erkennen konnte.
    Daisy hatte recht. Schiller war besessen.
    » Daisy, warte!« Cal rief ihr hinterher, doch sie war schon lange verschwunden. Nur ihre Schritte hallten noch durch den Flur. Die anderen standen reglos da, wie gelähmt von Schillers kaltem Feuer und Rilkes unnachgiebigem Blick. » Du bist wahnsinnig«, sagte Cal. Sein Gesicht war grau. » Du hast sie nicht mehr alle.«
    Aber das stimmte nicht. Ihre Worte ergaben auf schreckliche Weise einen Sinn. Brick krümmte sich, als hätte er Schmerzen. Seine Welt brach auseinander. Die Wirklichkeit war wie ein Kartenhaus. Man musste nur ein paar Gewissheiten herausziehen, und schon fiel alles zusammen.
    » Du musst mir nicht glauben«, sagte Rilke. Dann hielt sie inne, als Schiller wieder aufflammte wie ein Gasherd, der plötzlich auf höchste Stufe geschaltet wird. Die Gesichter des Jungen– sein eigenes und das in den Flammen– heulten gleichzeitig auf, während der grässliche Flügel erneut schlug und ihn durch die Luft trudeln ließ. » Vertrau deinen Augen. Sieh dir an, was aus ihm geworden ist. Und dann hör tief in dich hinein und sag mir, dass du es nicht auch spürst.«
    Hör nicht hin, ermahnte sich Brick. Dennoch lauerte diese unausweichliche Wahrheit tief in seinem Gehirn, brannte sich durch alles, was er kannte. Auch in ihm– in ihnen allen– lebte etwas Ähnliches wie in Schiller, das sich langsam an die Oberfläche kämpfte. Alles hatte mit den Kopfschmerzen angefangen, mit diesem unerträglichen Dum-dum Dum-dum Dum-dum. Es war tatsächlich ein Klopfen gewesen. Etwas hatte versucht, in sie einzudringen, und das mit Erfolg. Es war in ihnen.
    » Ich weiß nicht, weshalb wir auserwählt wurden«, sagte Rilke. Ihre Puppenaugen wanderten von einem zum anderen. » Aber so ist es. Die Zeit wird es zeigen.«
    » Unmöglich«, sagte Chris und sackte gegen das Treppengeländer.
    Auch die anderen schüttelten die Köpfe. Doch an ihren Gesichtern konnte er ablesen, dass sie ihr glaubten.
    » Rilke, es gibt keine Dämonen«, sagte Cal ohne Überzeugung. » Das hier ist nicht real, es ist… ein…«
    Schiller stürzte sich wieder auf das Fenster, riss ein weiteres Brett ab und schleuderte es mit einer solchen Wucht durch den Raum, dass es in der gegenüberliegenden Wand stecken blieb. Das Sonnenlicht schien einen Bogen um den flackernden Körper zu machen. Ein schwindelerregender Anblick, als würde er in einer Aura der Finsternis brennen.
    Rilke lächelte.
    » Das sind keine Dämonen«, sagte sie. » Ich weiß nicht, warum wir hier sind, aber bestimmt nicht, um Böses zu tun. Sondern Gutes. Unglaubliches.«
    » Und was?«, fragte Jade. Tränen standen in ihren geröteten Augen.
    » Verstehst du denn nicht?«, sagte Rilke. » Nach allem, was hier passiert ist, hast du es immer noch nicht verstanden?«
    Brick kniff die Augen zusammen, kämpfte gegen die Flut der Gefühle an, die aus seinem Innersten aufstieg. Er sah die grunzenden und heulenden Menschen an der Tankstelle vor sich, die ihn wie blindwütige Tiere gejagt hatten. Das waren die Menschen, die er so lange gehasst hatte, die ihn hassten. Die idiotische, lästige Masse, die ihm schon lange vor diesem ganzen Schlamassel das Leben zur Hölle gemacht hatte. War es nicht gerecht, dass sie nun bestraft wurden?
    Aber nicht Lisa. Sie nicht. Sie hatte ihn nicht gehasst.
    » Kämpf nicht dagegen an, Brick«, sagte Rilke. » Du weißt, was wir zu tun haben.«
    Er spürte ihre Gedanken in seinem Verstand. Der Samen, den sie in seinem Gehirn gepflanzt hatte, ging auf. Er wusste, was sie wollte. Und es war so richtig, so rein. Es war wirklicher als alle anderen Gedanken, die er in seinem Leben je gehabt hatte. Die Menschen waren böse, sie taten schlimme Dinge. Die Menschheit musste ausgelöscht werden.
    Diese Vorstellung erschreckte ihn, und er kämpfte dagegen an. Das konnte nicht richtig sein. Das war nicht richtig. Rilke hatte einen Fehler gemacht.
    » Wehr dich nicht dagegen«, sagte sie, und ihr Flüstern explodierte wie eine Bombe in seinem Kopf, eine Schockwelle, die seine Vernunft mit sich riss. » Du kannst dich nicht verweigern, Brick. Deshalb sind wir hier, das ist unsere Aufgabe.«
    Er spürte, wie ihm etwas Warmes, Feuchtes aus der Nase lief, schmeckte Salz und Kupfer auf der Zunge.
    » Hör nicht auf mich, hör auf sie«, sagte Rilke. » Hör ihnen gut zu.«
    Und das, was da auch immer in seiner Seele hauste, wollte ihm tatsächlich etwas sagen. Ohne Worte– es war nur ein

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