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Panik: Thriller (German Edition)

Panik: Thriller (German Edition)

Titel: Panik: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Gordon Smith
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da sie fast alles durch Daisys Augen sehen konnte– sie saßen zu fünft in einem großen silberfarbenen Wagen, der Dicke war am Steuer. Sie lachten. Lachten. Ein Geräusch, das kaum hörbar durch ihren Verstand hallte und sie zur Weißglut brachte.
    Sie wusste auch, wohin sie wollten. Sie konnte diesen Gedanken so leicht aus dem Strudel der Gefühle in ihren Köpfen picken wie ein Bonbon aus einer Tüte. Das war ein Zeichen dafür, dass das Ding in ihr stärker wurde. Es war unvermeidlich. Bald würde sie sein wie Schiller, ergriffen von heiligem Feuer und bereit, die Welt niederzubrennen.
    Schiller saß vor ihr. Obwohl er nicht mehr brannte und so schlaff war wie eine Marionette, der man die Schnüre durchgeschnitten hatte, spürte sie die Energie, die von ihm ausstrahlte. Er war immer noch kalt. Der Teppich unter ihm war von Eis bedeckt. Er starrte mit zwei Augenpaaren auf den Boden– mit seinen alten Augen, die sie so gut kannte, und zwei feurigen Löchern darüber, die sanft flackerten.
    Marcus und Jade waren auch hier. Sie knieten vor ihnen und begafften Schiller, als hätten sie soeben das Antlitz Gottes gesehen. Was in gewisser Weise auch stimmte, dachte sie. Dabei besaßen auch sie diese Gabe, sie hatte sich nur noch nicht zu voller Größe entfaltet. Sie alle hatten sie– selbst der Kerl mit der Schrotflinte, den sie erschossen hatte. Die Flammenkreatur war gestorben, als auch er gestorben war. Die anderen hatten sie auch. Rilke war enttäuscht von ihnen. Sie liefen einfach vor ihrer Verantwortung davon. Dass Brick sich verweigert hatte, wunderte sie nicht, genauso wenig wie der selbstgerechte Cal. Doch Daisy hätte hierbleiben müssen. Von ihnen allen– Schiller ausgenommen– war Daisy am nächsten daran, sich zu verwandeln, zu dem zu werden, was das Schicksal für sie bestimmt hatte.
    Jade drehte sich um. Ihre großen Augen waren feucht, ihr kupferfarbenes Haar leuchtete wie ein Scheiterhaufen im Sonnenlicht, das durch das zerbrochene Fenster fiel. Sie war eine schwache Kreatur. Wäre sie nicht auserwählt, Rilke hätte nur Verachtung für sie übrig. Doch jetzt war sie ihre Schwester, so wie Schiller ihr Bruder war.
    » Rilke, was sind wir?«, fragte Jade.
    » Engel«, antwortete Rilke. Jade legte den Kopf schief und öffnete den Mund. Es dauerte eine Ewigkeit, bis sie weiterredete.
    » Wie kann das sein?«
    » Weil wir auserwählt sind.«
    Rilke spürte, wie sich eine Kraft in ihr regte. Fast unmerklich noch, doch sie würde wachsen.
    » Aber wie kann das sein?«, fragte Jade. » Wie ist das möglich?«
    » Egal. Das müssen wir nicht wissen. Für uns ist nur wichtig, dass wir tun, was von uns verlangt wird.«
    Schiller stöhnte. Sein linker Arm stand in einem unnatürlichen Winkel ab, als hätte er sich die Schulter ausgekugelt. Kämpf nicht dagegen an, kleiner Bruder, dachte sie und wusste, dass die Worte ihn erreichen würden. Alles wird gut. Kämpf nicht dagegen an.
    » Und was wird von uns verlangt?«, fragte Marcus. Ein dünnes Blutrinnsal rann aus seinem Ohr. Er wischte es mit dem Handrücken ab. » Ich hab’s in meinem Kopf gesehen, glaube ich. Ich hab die Leute gesehen, die mich umbringen wollten.«
    » Sie hatten Gründe dafür«, sagte Rilke. » Sie wussten, wie gefährlich du bist.«
    » Aber wieso sollten Engel den Menschen wehtun?«, fragte Jade. Sie starrte auf die Tür und runzelte die Stirn, als wäre sie soeben aus einem langen Schlaf erwacht. Je ruhiger Schiller wurde, umso mehr schien sie ihre Entscheidung zu bereuen. » Engel sind doch die Guten, oder nicht?«
    Rilke lachte verächtlich.
    » Was stellst du dir denn unter einem Engel vor? Ein kleines dickes Kind mit einer Harfe und einem Heiligenschein? Nein. Engel sind Soldaten. Sie sind mächtig und grausam.« So viel wusste sie noch aus der Kirche. » Sie können hier nicht existieren– sie würden ein Loch in die Realität brennen. Sie brauchen einen Körper, ein Gefäß. Sie brauchen uns.«
    Marcus und Jade sahen sich an. Wenn sie jetzt losrannten, würde sie sie erschießen, noch bevor sie die Tür erreichten. Wie konnten sie nur so blind sein?
    » Sie sind grausam?«, fragte Marcus.
    » Nein, das ist das falsche Wort«, sagte Rilke. » Sie sind nicht grausam. Aber nett sind sie auch nicht. Sie haben überhaupt keine Gefühle. Sie sind Krieger. Ihnen liegt nichts an uns. Sie empfinden gar nichts. Früher wurden sie ausgesandt, um ganze Städte zu zerstören und Tausende umzubringen. Ich könnte dir die Stelle in der

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