Panik: Thriller (German Edition)
verlassen. Sobald sich Cal durch die Lorbeerhecke gezwängt hatte, spürte er wieder die Hitze des Sommertages. Hier draußen schien es heller zu sein, als hätte sich ein gewaltiger Schatten wie eine große schmutzige Wolke über den Park gelegt. Hier war es leichter zu vergessen.
Er hielt einen Zweig hoch, damit die anderen durchschlüpfen konnten, erst Daisy und Adam, dann Chris und Brick. Als sie auf die in der Hitze flirrende Straße traten, seufzten sie erleichtert auf.
» Vielleicht ist ja jetzt alles wieder in Ordnung«, sagte Daisy, als sie den Park umrundeten. » Vielleicht hassen uns die Leute ja nicht mehr.«
Angesichts der frischen Meeresbrise, die über den Zaun wehte und ihre Haare zerzauste, war Cal fast versucht zu glauben, dass alles in Ordnung war. Natürlich war das ein Hirngespinst, eine Illusion, aber sie fühlte sich einfach gut an.
» Vielleicht«, sagte Cal. » Das werden wir ja bald rausfinden.«
Er sah zu Bricks Graffiti auf dem Fursville-Schild auf. Das wütende Gesicht mit den toten X-Augen starrte auf ihn herab. Er schauderte. Was, wenn die Fabrik voller Leute war? Wenn sie in eine Falle gerieten? Ein Fehler, und sie würden alle sterben.
Die Alternative war noch schlimmer. Die Alternative war, zurück zum Restaurant zu gehen und vor Rilke und ihrem brennenden Bruder auf die Knie zu fallen.
Sie schlüpften durch das Zaunloch auf den Parkplatz. Der Jaguar stand noch immer halb in der Hecke hinter dem Schuppen, das Heck ragte aus den Büschen, der Kofferraum stand offen. Zumindest war es ein einigermaßen schnelles Auto, dachte Cal. In einem Punto oder Fiesta hatten sie bei einer Verfolgungsjagd keine Chance. Brick lief voraus und riss die Zweige zur Seite.
» Hast du die Autoschlüssel?«, fragte Brick. Chris klopfte seine Taschen ab und verzog das Gesicht. » Willst du mich verarschen?«
» Stimmt genau«, sagte Chris, zog die Schlüssel heraus und sperrte das Auto auf. » Reg dich ab.«
Brick schaute so finster drein, dass Cal unwillkürlich loslachen musste. Auch Daisy kicherte in ihre Hand.
» Findest du das etwa lustig?«, fragte Brick.
» Nur dein Gesicht, Mann«, sagte Cal. Gott, wie schön es war, wieder zu lächeln.
» Ach ja? Mal sehen, ob du immer noch grinst, wenn dein Gesicht unter meinem Hintern liegt«, murmelte Brick, woraufhin alle nur noch lauter lachten. » Ihr könnt mich mal«, sagte er, doch in seinen Augen blitzte es amüsiert auf. » Ihr wisst schon, was ich meine.«
» Fahren wir«, sagte Cal und schloss den Kofferraum. » Bevor sich Brick noch auf mein Gesicht setzt. Soll ich fahren?«
» Auf keinen Fall«, sagte Chris, ging an ihm vorbei und ließ sich hinters Steuer fallen. » Das ist mein Auto.«
» Ich sitz vorne!«, riefen Cal und Brick gleichzeitig und rannten auf die Beifahrertür zu. Brick erreichte sie als Erster, riss sie auf und stürzte sich kopfüber in den Wagen. Er rollte seinen schlaksigen Körper herum und zeigte Cal beide Mittelfinger.
» Die kleinen Kinder bitte hinten einsteigen«, sagte er grinsend, als Cal die Tür zutrat.
» Du mich auch«, sagte Cal und hielt Daisy und Adam die Hecktür auf. Dann stieg auch er ein und rammte die Knie in den Rücken von Bricks Sitz, woraufhin dieser ihn so weit wie möglich zurückschob. » Hey, das ist nicht fair«, rief Cal. » Chris, sag doch was.«
» Reißt euch zusammen«, sagte Chris und ließ den Motor an. » Ich fahr keinen Meter, wenn ihr euch weiter so aufführt. Und schnallt euch an.«
Das war zu viel. Alle brüllten vor Lachen– selbst Adam, der einfach von der Begeisterung mitgerissen wurde, bekam strahlende Augen. Wie schön es wäre, dachte Cal, für immer in diesem goldenen Licht zu sein, das jede Faser seines Körpers wärmte und alles um ihn herum zum Glühen brachte. Dieses Licht kam nicht aus ihm, es war ein goldener Strom, der von ihm auf Daisy und Adam und Chris und Brick und wieder zu ihm zurückfloss. Was auch immer es war– es heilte sie. Es hielt sie bei Kräften und beschützte sie.
Cal wischte sich die Tränen aus den Augen. Seine Kiefermuskeln schmerzten. Er sah die anderen an, und für einen Augenblick schienen sie sich alle so gut zu kennen, als wären sie schon seit einer Ewigkeit zusammen.
» Bereit?«, fragte er.
Sie nickten. Chris legte den Rückwärtsgang ein und trat aufs Gas.
» Dann los.«
Rilke
Furyville, 17 : 15 Uhr
Rilke hörte das entfernte Brummen eines Automotors, das erst lauter und dann wieder leiser wurde. Sie wusste, wer es war,
Weitere Kostenlose Bücher