Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Panik: Thriller (German Edition)

Panik: Thriller (German Edition)

Titel: Panik: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Gordon Smith
Vom Netzwerk:
funktionierte. Jedenfalls hatte sie keinen Hilferuf per Mail abgesetzt, was ein schlechtes Zeichen war. Aber vielleicht hatte sie auch einfach nicht daran gedacht. Oder der USB -Stick war rausgefallen, und sie konnte ihn nicht mehr in Betrieb nehmen.
    Wie dem auch sei– wenn er irgendwie an den Laptop im Keller gelangte, konnte er die Nachrichtenseiten aufrufen und herausfinden, was hier los war. Außerdem lag da unten ein Vorrat an Fressalien, mit dem er ein, zwei Tage durchhalten würde.
    Doch allein beim Gedanken an den Anblick, der sich ihm hinter dieser Tür bieten würde, zitterte er noch stärker und musste sich wieder auf die Stufen setzen. Das Holzgerüst der Wildwasserbahn knarrte über ihm, als sich die Balken in der Mittagshitze ausdehnten. Die Sonne stand hinter dem Riesenrad und überzog den Park mit einem Spinnennetz aus dünnen, tanzenden Schatten. Es war so hell, dass Brick die brennenden Augen schließen musste. Als er sie wieder öffnete, sah Fursville einen wunderbaren, trügerischen Augenblick lang so aus wie vor zehn Jahren. Die flirrende Hitze über dem rissigen Erdboden erzeugte die Illusion von Bewegung, von Menschenmassen. Sie war so täuschend echt, dass Brick glaubte, das Lied der Spielautomaten am Pier zu hören, die in beeindruckender Lautstärke auf der warmen Sommerbrise zu ihm herüberwehten.
    Dann fiel ihm Lisa wieder ein, die sich so heftig gegen die Tür warf, dass er selbst oben auf der Treppe noch das Knacken von Holz– oder Knochen– hatte hören können, obwohl er die Hände auf die Ohren gepresst und jämmerlich vor sich hin geweint hatte. Das Trugbild verblasste, und er blieb einsam und allein zurück.
    Brick stand auf. Sein zitternder Körper kam nicht zur Ruhe. Er musste es versuchen– jetzt oder nie.
    Er ging auf den Pavillon zu, wobei er die Arme über den Kopf hob wie ein Gefangener, den man mit einer Waffe bedrohte. Lieber Gott, lass das nicht das letzte Mal gewesen sein, dass ich die Sonne sehe, dachte er, als er sich unter der Kette der Feuerschutztür hindurchduckte. Er zwang sich, immer weiterzugehen. Wenn er jetzt auch nur eine Sekunde stehen blieb, würde er nie wieder den Mut dazu aufbringen. Dann würde er auf der Stelle bis in alle Ewigkeit erstarren, wie die grinsenden Plastikeichhörnchen auf dem Minigolfplatz.
    Er lief zur Tür, die zur Kellertreppe führte, und spähte in das finstere Loch hinunter. Die untere Ecke der Kellertür war nach außen gebogen, aber nach wie vor verschlossen. Die Metallstange hielt stand. Dahinter war kein Lichtschimmer zu erkennen. Er hörte nichts, hätte sich beim Weitergehen trotzdem am liebsten die Finger in die Ohren gesteckt und laut vor sich hin gesummt. Vielleicht war die Stille ja auch ein gutes Zeichen.
    Er legte ein Ohr an die Tür und hielt den Atem an. Ihm war, als müsste er sich noch mal übergeben– aber diesmal würde er nicht Popcorn, sondern sein Herz hervorwürgen, das so weit oben in seiner Kehle steckte, dass er jeden Schlag in seiner Zunge spürte. Es herrschte völlige Stille– als hätte er sein Ohr gegen einen Sargdeckel gepresst.
    Lisa?, sagte er und begriff erst nach einer Weile, dass er keinen Laut über die Lippen gebracht hatte. Er räusperte sich, um die Kehle freizubekommen. » Lisa?« Diesmal brüllte er so laut, dass er zusammenzuckte. Ihm kam es laut genug vor, um das ganze Gemäuer zum Einsturz zu bringen. Er hielt die Luft an und lauschte.
    Ein Geräusch, als ob etwas Schweres über den Boden geschleift würde. Eine Leiche, dachte Brick. Da zerrt jemand eine Leiche hinter sich her. Dann ein leiser Schrei, wie das Miauen einer Katze, dann wieder Stille.
    Immerhin, sie lebte noch, was Brick gleichermaßen mit Schrecken und Erleichterung erfüllte. Sie lebte, aber sie war schwach. Ob er die Tür öffnen, hineinlaufen, seine Sachen zusammensuchen und verschwinden konnte, bevor sie überhaupt irgendetwas mitkriegte?
    Er wollte gerade noch einmal nach ihr rufen, überlegte es sich aber anders. Stattdessen zählte er in Gedanken, drei … zwei … und ohne auf eins zu warten, trat er gegen die Eisenstange, die klappernd zu Boden fiel. Er riss die Tür auf, stieß einen verzweifelten kurzen Schrei aus, ballte die Hände so fest zu Fäusten, dass sich die Nägel wie Skalpelle in sein Fleisch bohrten, und betrat den Keller.

Cal
    Oakminster, 11 : 59 Uhr
    Cal kauerte im Gras. Die Sonne brachte seinen Schädel fast zum Platzen, die Hitze hämmerte auf ihn ein– dum-dum … dum-dum … dum-dum –,

Weitere Kostenlose Bücher