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Panik: Thriller (German Edition)

Panik: Thriller (German Edition)

Titel: Panik: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Gordon Smith
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überflog er sie und schüttelte den Kopf, weil ihn immer wieder dieselben Sätze ansprangen:
    …sie hat mir den Arm gebrochen, als ob sie ihn ausreißen wollte…
    …sie rannten mir hinterher, als würden sie mich hassen…
    …bitte helft mir, ich weiß nicht, was ich tun soll…
    Damit hörten auch praktisch alle Botschaften auf– helft mir. Als ob Brick der Messias wäre, der sie alle retten könnte. Dass er nicht lachte. Er wusste ja selbst nicht, was hier los war.
    Er legte den Laptop auf den Boden, damit er die Beine ausstrecken konnte. Sein Rücken kribbelte, als würden ihn tausend winzige Nadeln piksen. Natürlich konnte er einfach den Laptop zuklappen und alles vergessen, was er gelesen hatte. Er konnte einfach seine Frage löschen, und die Antworten würden damit verschwinden. Dann konnte er sich unter Umständen sogar einreden, dass er die Frage nie gestellt hatte.
    Nein. Das brachte er nicht fertig. Er konnte diese Menschen genauso wenig im Stich lassen, wie er über das Wasser gehen konnte.
    Außerdem klangen sie alle sehr jung. Deshalb waren sich die Nachrichten so ähnlich– die Sprache, die Rechtschreibfehler, die fehlende Grammatik– das waren Jugendliche. Das konnte Brick nicht hundertprozentig wissen, aber er vermutete es stark.
    Der Bildschirm des Laptops war nun fast schwarz, um Energie zu sparen, doch die Nachrichten waren immer noch sichtbar, schienen ihn anzuflehen.
    » Schon gut, schon gut«, murmelte er. » Aber ich helf euch nur, wenn ihr nicht durchknallt, kapiert?«
    Das Beste war wohl, sich zunächst mit diesem CalMessiRonaldo zu treffen. Wenn sie sich nicht sofort an die Gurgel gingen, konnte er auch den anderen Bescheid geben. Und vielleicht hatte der Typ ja ein paar gute Ideen.
    Er sah auf die Uhr. Bis zum Parkplatz waren es zu Fuß nur zwanzig Minuten, und er wollte sich sowieso die Beine vertreten und ein bisschen frische Luft schnappen, die nicht nach Vogelscheiße und Moder roch. Er klappte den Laptop mit dem Fuß zu und hörte, wie er herunterfuhr. Dann ging er den Flur hinunter und blieb nur einen kurzen Augenblick vor der Kellertreppe stehen– alles klar, sie ist ruhig, du brauchst nicht nachzusehen, geh nicht nach unten, ihr geht’s gut. Ihm war, als würde ihm gleich das Herz aus der Brust springen und wie ein Flummi die Stufen hinunterhüpfen. War da unten wirklich alles ruhig? Hörte er da nicht, wie Finger mit abgebrochenen Nägeln am Holz kratzten? Die letzten Meter zum Notausgang wäre er fast gerannt. Er kroch so schnell unter der Kette hindurch wie ein Mann, der gerade aus seinem eigenen Grab steigt.

Cal
    Autobahn M 11 , 18 : 10 Uhr
    Das war nicht gut.
    Gar nicht gut.
    Dabei war er zügig aus Oakminster herausgekommen. Die Hauptstraße war trotz der Rushhour nahezu frei gewesen. Er hatte nur einmal vor der Ampel halten müssen, die sie vor dem neuen Supermarkt aufgestellt hatten. Glücklicherweise hatte niemand die Straße überquert. Die Ampel war auf Grün gesprungen, bevor die Frau im Wagen hinter ihm hatte aussteigen können.
    Das Navi hatte ihn vor die Wahl gestellt: über Ipswitch oder über Norwich. Eine innere Stimme hatte ihn Letzteres wählen lassen. Jetzt wünschte er, er hätte sich anders entschieden. Auf der Landstraße bis zur M11 war er mit konstanten hundert Sachen auf der mittleren Spur gefahren, damit ihn die anderen Fahrer nicht sehen oder spüren konnten oder was sie eben sonst ausflippen ließ. Auf der Autobahn selbst war er zügig vorangekommen, und eine Stunde nachdem er losgefahren war, hatte er tatsächlich gedacht, dass er endlich einmal eine Glückssträhne hatte.
    Dann blinkten ihm auf den elektronischen Anzeigen über der Fahrbahn Warnhinweise entgegen. Ein Unfall, zwischen den Ausfahrten 8 und 9 war mit längeren Verzögerungen zu rechen. Und tatsächlich sah er den Stau in einer halben Meile Entfernung. Ein Polizeiwagen versperrte die Mittelspur, das blinkende Blaulicht wurde hundertfach von den Fenstern der anderen Autos zurückgeworfen, die leise brummend dahinter herschlichen. In der Entfernung stieg eine Rauchsäule fast vertikal in den wolkenlosen blauen Himmel. Cal fuhr langsamer und blieb auf der mittleren Spur, während sich die Autos langsam um ihn sammelten.
    » Bei der nächsten Ausfahrt rechts abbiegen«, sagte die Frauenstimme des Navi. Er zuckte zusammen.
    » Versuch ich ja«, antwortete er. » Das ist gar nicht so leicht.«
    Die Bremslichter des Wagens vor ihm leuchteten auf. Er bremste von sechzig auf vierzig

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