Panik: Thriller (German Edition)
ab. Etwas Großes zog links an ihm vorbei. Hydraulikbremsen zischten. Hinter ihm kam ein alter Mercedes schnell näher, der Fahrer war nur als über das Lenkrad gebeugte Gestalt zu erkennen.
Das war überhaupt nicht gut.
Das Auto vor ihm erreichte das Ende des Staus und hielt an. Cal trat in letzter Sekunde auf die Bremse, und der Freelander kam schlingernd zum Stehen. Rechts von ihm hielt quietschend ein weiterer Lkw. Jetzt war es noch dunkler. Mit den Blechwänden zu beiden Seiten kam er sich wie in einem Grab vor.
Bleib ruhig, ruhig bleiben, sagte er sich. Sie kennen dich nicht, sie werden dir nichts tun.
Aber warum stieg dann der Typ vor ihm aus seinem hässlichen grünen Fiat? Es war ein mittelalter Mann im Trainingsanzug, als wäre er gerade auf dem Weg ins Fitnessstudio. Er blieb wie erstarrt stehen, einen Fuß im Wagen. Der Mercedes hinter ihm war nun noch näher gekommen. Der Fahrer gab Gas. Wollte er ihn etwa rammen?
Der Fiatfahrer schien aus seiner Starre zu erwachen und nahm den Fuß aus dem Wagen. Dann drehte er sich zu Cal um.
» O nein«, sagte Cal, als sich das Gesicht des Mannes veränderte. Die Wangen fielen wie ein altes Tischtuch herunter, die unteren Augenlider hingen herab und entblößten die geröteten Augen. Wie eine Marionette taumelte er auf ihn zu und warf sich genau in dem Moment auf die Motorhaube des Freelander, als der Mercedes von hinten in ihn hineinkrachte.
Cals Wagen machte einen Satz auf den Fiat zu. Der Mann war zwischen den Autos gefangen. Ein Knacken war zu hören, Blut quoll aus dem verzerrten Mund, dann verschwand er unter den Fahrzeugen. Cal wurde nach vorne geschleudert. Sein Gesicht prallte so heftig gegen das Lenkrad, dass die Hupe ertönte. Er fiel wieder zurück. Warum hatte sich der Airbag nicht ausgelöst? Wahre Sternexplosionen tanzten vor seinen Augen.
Der Fiatfahrer war tot, der Mercedesfahrer rührte sich nicht. Dafür sah Cal andere Leute, die aus ihren Autos stiegen. Sieben oder acht kamen direkt auf ihn zu. Die meisten wirkten besorgt, manche hatten schon ihre Handys herausgeholt oder liefen auf den Polizeiwagen auf der mittleren Spur zu. Jeder, der an dem etwa zwanzig Meter entfernten Lkw vorbeikam, veränderte seine Mimik, ging schneller und stolperte taumelnd auf seinen Wagen zu.
Cal legte den ersten Gang ein und betete, dass der Aufprall das Auto nicht beschädigt hatte. Dann gab er Gas. Ein ohrenbetäubender Knall erklang, Metall kreischte auf Metall, doch der Freelander bewegte sich keinen Millimeter. Cal sah sich über die Schulter hinweg nach dem Mercedes um. Aus der eingedellten Motorhaube quoll Rauch. Der Freelander war eingeklemmt– Cal fluchte, schaltete in den Rückwärtsgang, beschleunigte und schob den Mercedes ungefähr einen Meter zurück.
Eine Hand schlug gegen das Fenster, jemand rüttelte am Türgriff. Ohne sich umzusehen legte Cal den Vorwärtsgang ein, rammte das Heck des Fiat und verschaffte sich so etwas mehr Platz. Jemand schrie, Fäuste trommelten gegen die Scheiben. Ein junges Mädchen versuchte, auf die Motorhaube zu steigen. Cal stieß zurück, und sie fiel auf den Boden. Diesmal hatte er etwas mehr Schwung und schubste den Benz weit genug, um aus der Lücke fahren zu können.
Er kurbelte das Lenkrad bis zum Anschlag nach links und rammte den Fiat aus dem Weg. Die Lücke zwischen dem Wagen und dem Lkw war fast zu schmal, aber Cal quetschte sich trotzdem entschlossen hindurch. Wieder kreischte Metall. Jemand war auf dem Autodach und riss ein Loch in das Verdeck. Schon spähte ein Augenpaar wie glühende Kohlen ins Innere.
Immer mehr Menschen rannten durch die Autoreihen, und einen Augenblick lang dachte Cal, sein Schicksal wäre besiegelt. Dann war er am Lkw vorbei. Vor ihm stand ein Smart. Er scherte scharf nach links aus und rammte ihn. Obwohl er nicht einmal fünfzig fuhr, reichte das Gewicht des Freelander, um den kleinen Wagen zur Seite zu schieben wie ein Spielzeug. Der Smart rollte herum und machte den Weg auf die Standspur frei.
Cal fuhr darauf zu, wobei er dem Polizeiwagen so nahe kam, dass er dessen Stoßstange abriss. Dann hatte er innerhalb von Sekunden auf über hundert Sachen beschleunigt. Der Mann auf dem Dach war verschwunden. Vor sich erkannte er die Quelle der Rauchsäule, die er zuvor gesehen hatte. Ein Auto war von der Straße abgekommen, durch die Leitplanke gekracht und die Böschung hinuntergefahren. Es stand in einem Acker. Hunderte Menschen hatten sich darum versammelt, kreisten es ein– so wie
Weitere Kostenlose Bücher