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Panik: Thriller (German Edition)

Panik: Thriller (German Edition)

Titel: Panik: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Gordon Smith
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ihrem Mund. Sie hielt sich mit einer Hand den Bauch und wischte mit der anderen den Speichel von ihren Lippen. Die Sterne fielen vom Himmel, landeten hell funkelnd auf ihrem Gesicht und auf dem Acker. Sie streckte die Hand aus und fing einen auf. Er glühte noch einmal auf und erstarb. Wir haben die Sterne vom Himmel geholt, dachte sie. Unsere Finger haben sich berührt, und die Sterne sind vom Himmel gefallen.
    Aber das waren keine Sterne. Wie auch? Es waren Funken, wie sie von einem Lagerfeuer aufstiegen. Sie waren überall, tanzten aufgrund ihrer eigenen Hitze durch die Luft. Hinter ihnen nahm die Welt langsam wieder Gestalt an. Schiller lag neben ihr. Sein Gesicht war ein Mosaik aus blauen Flecken. Blut quoll aus seiner Nase und seinem Mund. Und doch lebte er noch. Als sie ihn ansah, fiel ihr wieder alles ein. Rilke rappelte sich auf und machte sich für den nächsten Angriff bereit.
    Niemand war zu sehen.
    Es war nicht nur niemand zu sehen– sie wusste noch nicht einmal, wo sie waren. Auf einem Acker. Einem anderen Acker. Auf diesem Acker wuchs etwas– ein dicker Blätterteppich glänzte silbern im Mondlicht. Am Horizont war ein Lichtschein, und sie brauchte eine Minute, bis sie begriff, dass das die Party war. Die weit entfernte Menge tanzte, als wäre nichts geschehen. Sie sah wieder ihren Bruder an und versuchte verzweifelt, sich einen Reim auf die ganze Sache zu machen.
    » Schill?«, fragte sie. » Alles klar?«
    Er antwortete nicht. Hatte er sie überhaupt gehört? Rilke ging neben ihm in die Hocke und legte zwei Finger auf seinen Hals. Sie spürte einen schwachen, aber regelmäßigen Puls. Er war so kalt, eiskalt. Es war, als würde man ein Glas mit Eiswasser berühren. Rilke musste die Hand wegnehmen, bevor die Kälte sie betäubte.
    » Schiller«, sagte sie und schüttelte ihren tauben Arm. » Sag was. Bitte.«
    Er hatte einen Schock. Das war es. Er hatte ziemlich viel einstecken müssen. Sie beide. Wie waren sie von dort nach hier gekommen, wo sie doch gerade noch von ein paar durchgeknallten Fremden in Grund und Boden getrampelt worden waren? Ich habe gekämpft, flüsterte ihr Gehirn, das langsam eine Logik im Chaos erkannte. Sie sah ihre Hände an. Sie waren rosa, als hätte sie Rote Bete geschnitten. Ich habe gekämpft, dann sind wir losgerannt, und das war alles so schrecklich, dass ich mich nicht mehr daran erinnern kann. So war es, nicht wahr? Sie wünschte, sie hätte eine Uhr oder ein Handy. Um zu nachzusehen, wie spät es war.
    Und um einen Krankenwagen zu rufen, oder nicht?
    Nein. Das kam gar nicht infrage. Aus irgendeinem Grund wusste sie, dass das die falsche Entscheidung war. Ein Bild tauchte in ihrem Kopf auf, eine Erinnerung, die nicht die ihre war– ein Sanitäter in einem grünen Overall mit einem Pferdegesicht, der auf sie losging, sie aus einem Fenster stieß.
    Sie hörte einen Schrei, der aus der Richtung der Party kam, konnte aber nichts verstehen. Sie klopfte ihre Taschen ab, suchte vergebens nach der Taschenlampe. Nicht so schlimm. Vielleicht hätte das Licht sie ja angelockt. Dann würden sie wieder mit stampfenden Schritten, geballten Fäusten und dieser unglaublichen Wut auf ihren Gesichtern durch die Dunkelheit stürmen.
    Die Wut.
    » Wir müssen weg«, sagte sie, packte Schiller am Arm und legte ihn sich über die Schulter. Sie spannte die Muskeln an und drückte die Beine durch. Sein Körper war schlaff wie der einer Puppe. » Schiller«, rief sie. Sein Name hallte durch die Nacht. » Reiß dich zusammen. Wir müssen von hier verschwinden.«
    Sein Kopf rollte gegen ihre Brust, schaukelte hin und her wie ein Wackeldackel auf der Hutablage eines Autos. Sie sah sich über die Schulter hinweg nach der Party um und versuchte, sich zu orientieren. Wenn sie wirklich da waren, wo sie dachte, lag die Straße, die in die Stadt zurückführte, zu ihrer Linken. Aber sie war in einer ganz anderen Richtung unterwegs.
    » Fursville«, flüsterte sie. Ein lächerliches, sinnloses Wort, und doch konnte sie an nichts anderes denken. Kurz sah sie eine baufällige Achterbahn vor sich, ein verlassenes Restaurant. Dort musste sie hin. Und irgendwie wusste sie auch, wie sie dorthin kamen, als würde ihr eine unbekannte Macht den Weg weisen, sie dorthin zerren.
    Du bist völlig irre, dachte sie. Du musst sofort ins Krankenhaus. Schiller braucht Hilfe. Sonst stirbt er.
    Aber sie war nicht irre. Das war etwas anderes. Der Funkenregen hatte nachgelassen, nur noch vereinzelte Lichtpunkte fielen wie

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