Panik: Thriller (German Edition)
gut, Lisa«, rief er zurück. » Wir sind jetzt zu dritt, uns wird schon was einfallen, okay?«
» Brick, bitte lass mich raus. Dann können wir ja drüber reden. Ich bin… nicht wütend auf dich.«
» Ich weiß«, sagte er. » Das weiß ich. Du verstehst das alles nicht. Ich auch nicht, aber…«
Aber was? Aber er würde schon wieder alles in Ordnung bringen? Bist du jetzt ein verdammter Wissenschaftler oder wie? Du bist nämlich eine richtige Intelligenzbestie, da brauchst du dich nur ein bisschen anzustrengen und mal in Ruhe drüber nachzudenken, dann wird dir schon was einfallen, oder? Na klar. Er schlug sich mit der Handfläche auf die Stirn, um die Stimme zu verscheuchen.
» Ich versuch’s ja«, antwortete er. » Ich werde dir helfen, Lisa. Ich…«
Ich liebe dich. Die Worte waren in seinem Kopf, aber seine Lippen konnten sie nicht formen.
» Ich mach wieder alles so wie früher«, sagte er. Die unausgesprochenen Worte brannten wie Feuer in seiner Kehle. » Ich schwör’s. Halt durch, vergiss das Wasser nicht. Ich bin gleich zurück, ich lass dich nicht im Stich.«
Er hörte ein weiteres Rumpeln, ein lautes Krachen, und im ersten Moment dachte er, Lisa hätte sich wieder gegen die Tür geworfen. Er trat einen Schritt zurück, versuchte, aus ihrem Radar zu treten– oder was es auch immer war, das die Wut auslöste. Dann hörte er es wieder– ein Klopfen, wie Fäuste auf Holz– und begriff, dass es nicht aus dem Keller kam.
Sondern von draußen.
Die Polizei ist hier. Jetzt bist du fällig.
Er rannte den Flur hinunter, duckte sich unter der Kette am Notausgang hindurch. Sein Körper war völlig angespannt, bereit, beim ersten Aufleuchten eines Blaulichts sofort loszurennen. Er war schnell, er konnte ihnen entwischen. Ach ja? Den Hunden auch? Oder einem Hubschrauber? Doch er hörte keine Sirenen, keine über das Megafon geplärrten Forderungen, kein Rattern der Rotorblätter. Nur dieses rasselnde Klopfen.
Brick schluckte. Wieder war sein Kopf von dieser seltsam gedämpften Taubheit erfüllt, genau wie gestern Nacht– diese komische laute Stille. Und plötzlich war alle Furcht verschwunden. Das da draußen war nicht die Polizei. Er rannte den überwucherten Pfad entlang, vorbei am Minigolfplatz mit dem großen einäugigen Eichhörnchen und direkt auf die dem Meer zugewandte Seite des Freizeitparks zu. Als er die Vorratsschuppen hinter dem Pavillon erreicht hatte, hörte er eine Stimme. Das Meeresrauschen übertönte die Worte, aber es war ganz sicher ein Mädchen.
» Hallo?«, rief er. Vielleicht sollte er die anderen wecken. Oder den Revolver holen– nur für den Fall. Trotz dieser Bedenken glaubte er nicht wirklich, dass er in Gefahr war. Er ging an dem drei Meter hohen Zaun vorbei, an dem die alten Reklameschilder und Anschlagtafeln lehnten. Das Schild mit dem » Hau den Lukas«-Bild darauf klapperte, als ob jemand daran rütteln würde. Als er daneben stehen blieb, konnte er die Stimme ganz deutlich hören.
» Ist hier jemand? Lasst uns rein.«
Uns? Brick dachte wieder an den Revolver.
» Hallo?«, fragte er. Das Klopfen hörte auf, und eine unheimliche Stille legte sich über den Park. Seltsamerweise war es hier viel kälter, als würde er neben einem offenen Kühlschrank stehen. » Wer bist du?«
» Wir brauchen Hilfe«, sagte das Mädchen. Ihre Stimme zitterte. » Mein Bruder ist verletzt.«
Wer sie auch immer sein mochte– die Wut hatte sie jedenfalls nicht. Sie knurrte ihn nicht durch den Zaun hindurch an. Das war schon mal ein gutes Zeichen.
» Geh nach links«, sagte er. » Ungefähr fünfzig Meter von hier ist ein Loch im Zaun. Wir treffen uns dort.«
Er rannte los, ohne ihre Antwort abzuwarten, lief zwischen den Wartungsschuppen hindurch, schob das UCKERWAT -Schild beiseite und zwängte sich durch die Zaunlücke. Die Sonne ging gerade am Horizont auf, und Brick legte eine Hand auf die Stirn. Er erkannte zwei Gestalten, die über den Strand auf ihn zuwankten. Das Mädchen war etwas jünger als er. Sie hatte dunkles Haar und war ziemlich hübsch. Ihre Haut war so blass, dass sie bläulich schimmerte. Blaue Flecken und getrocknetes Blut überzogen ihr Gesicht und ihren Hals. Sie hatte den Arm eines Jungen über ihre Schulter gelegt und schleppte ihn mit sich. Als sie näher kamen, bemerkte er, dass sie sich ähnelten wie ein Ei dem anderen.
» Würdest du mir mal helfen?«, fauchte sie.
Brick grunzte und schlenderte auf sie zu. Er war noch etwa drei Meter entfernt, als ihn die
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