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Panik: Thriller (German Edition)

Panik: Thriller (German Edition)

Titel: Panik: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Gordon Smith
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Kälte traf, als wäre er direkt in einen Schneesturm gelaufen. Gänsehaut breitete sich auf seinen Armen aus, und sein Atem stieg wie eine Geistererscheinung aus seinem Mund auf. Er blieb stehen und schlang die Arme um den Körper.
    » Was zum…« Dann sah er die Eisschicht auf dem Gesicht des Jungen. Eiskristalle hingen von seinen Lippen und Wimpern. Seine Haut war grau, die geöffneten Augen vereist.
    » Schnell«, sagte das Mädchen. Brick ging langsam auf sie zu. Er zitterte am ganzen Körper, die Kälte brannte wie Feuer. Er stellte sich neben den Jungen, schob den Kopf unter seinem Arm hindurch und schulterte sein Gewicht. Es war, als wäre er kopfüber in eine Schneewehe gesprungen. Das Mädchen löste sich von ihm und rieb sich die Eisbröckchen aus dem Gesicht. » Wir müssen ihn in Sicherheit bringen.«
    » Was ist mit ihm?«, fragte Brick mit klappernden Zähnen. Das Mädchen sah ihn mit einem Blick an, der so kalt wie ihr Bruder war.
    » Ich dachte, du könntest mir das sagen. Ich will nämlich eine Erklärung, und zwar sofort.«

Daisy
    Fursville, 6 : 14 Uhr
    Daisy begriff nicht, wie der Junge so kalt sein konnte und trotzdem noch lebte. Brick hatte ihn vor ein paar Minuten ins Restaurant getragen. Davon war sie aufgewacht. Er hatte sie von dem Sofa gescheucht, auf dem sie die Nacht verbracht hatte, und den Jungen darauf abgelegt. Jetzt war er auf der Suche nach einer Decke.
    » Alles wird gut, Schiller«, sagte das Mädchen, das ihn begleitet hatte. Sie kniete neben dem Jungen und trug nur einen kurzen Rock und ein Top. Kein Wunder, dass sie so verfroren aussah. Bis auf die blauen Flecke war sie ziemlich hübsch, aber sie machte Daisy auch Angst. Vielleicht, weil sie sie noch nicht kannte.
    » Da sind noch welche«, sagte Cal und brachte eine Handvoll Kerzen. Er stellte sie auf den Beistelltisch neben dem Sofa und zündete sie an einer bereits brennenden Kerze an. Dann tropfte er Wachs auf den Tisch und stellte sie in den weichen Klecks. Die Kerzen wollten nicht so recht brennen– da konnte ihnen Daisy keinen Vorwurf machen. Die Luft war so kalt, dass selbst das Feuer fror. Wahrscheinlich wäre es einfacher gewesen, die Bretter von den Fenstern zu nehmen und das Sonnenlicht hereinzulassen, aber Brick hatte gesagt, dass das zu gefährlich war, weil sonst die Leute auf sie aufmerksam würden.
    » Wer seid ihr?«, fragte das Mädchen.
    » Sie haben euch angefallen, stimmt’s?«, fragte Cal. » Völlig Fremde.«
    Das Mädchen starrte Cal an. Obwohl ein Dutzend Kerzen brannte, waren ihre Augen dunkel. Daisy spürte, wie die komischen durchsichtigen Eiswürfelbilder in ihrem Kopf klirrten. Sie trieben außer Reichweite, bevor sie sie genauer ansehen konnte.
    » Oder?«, hakte Cal nach, als sie nicht antwortete.
    » Habt ihr unsere Nachricht im Internet gelesen?«, fragte Brick, der mit einem Stapel Leinentischdecken in den Raum gestolpert kam. Er warf alles auf das Sofa. Das Mädchen sortierte die Wäsche, schüttelte jedes Tischtuch aus, bevor sie es auf den Jungen legte oder unter seinen reglosen Körper stopfte. Er war so kalt, dass das klamme Sofa bereits mit Eiskristallen überzogen war, die wie Diamanten funkelten. Daisy atmete ein paar Minuten lang kleine Wattewölkchen aus und beobachtete, wie sie sich in Luft auflösten, während das Mädchen den Jungen zudeckte.
    » Hörst du mich, Schill?«, fragte sie, stand auf und blies sich auf die blauen Finger. Der Junge antwortete nicht. Seine glasigen vereisten Augen starrten an die Decke. Er war wie eine Mumie eingewickelt. Sie legte eine Hand auf seine Stirn, dann drehte sie sich zu Brick um und sah ihn so wütend an, als ob alles seine Schuld wäre. » Nachricht?«, fragte sie nach einer Weile.
    Brick sah erst Cal und dann Daisy an. Da niemand etwas sagte, musste er es wohl oder übel erklären.
    » Wir haben eine Nachricht ins Internet gestellt. Alle, die angegriffen wurden, sollen nach Hemmingway kommen«, stammelte er und fuhr sich mit den Händen durchs Haar. » Habt ihr sie nicht gelesen?«
    Wieder klirrten Eiswürfel in Daisys Kopf. Sie sah einen Acker und fallende Sterne– brennende Sterne. Der Junge war da, das Mädchen auch. Und sie sah sich selbst in diesem Bild, hörte ihre verzerrte Stimme wie in einem Radiogerät mit schlechtem Empfang.
    » Ihr habt uns gehört«, sagte sie. » Wir haben euch gestern Nacht hierher gerufen, und ihr seid gekommen.«
    Das Mädchen schaute verächtlich auf sie hinab. Dann holte sie tief und zitternd Luft–

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