Panik: Thriller (German Edition)
Wenn die Leute den Rauch sehen, rufen sie die Feuerwehr oder die Polizei.«
» Haben wir Wasser?«, fragte Cal. Brick schüttelte den Kopf und rannte auf die brennende Bude zu. Cal folgte ihm. Er humpelte, weil er nur einen Schuh trug.
Daisy ging ihnen langsam hinterher. Sie wollte dem Krater nicht zu nahe kommen. Als sie sich daran vorbeigeschlichen hatte, rissen Cal und Brick die Vorderwand des Getränkestands um, wobei eine neue Rauchwolke aufstieg. Jetzt wurde das Feuer mit frischem Sauerstoff versorgt und schoss in die Höhe. Ohne zu zögern trat Brick auf die Flammen ein, bis die Rauchsäule kleiner wurde und schließlich ganz verschwand. Er taumelte zur Seite und hustete so stark, dass Daisy schon befürchtete, er würde keine Luft mehr bekommen.
» Wo sind die anderen?«, fragte er schließlich. Er umklammerte seinen verwundeten Arm. Tränen zogen dunkle Spuren über seine Wangen. » Habt ihr sie gesehen?«
Welche anderen?, dachte sie, als sich Brick und Cal auf die Suche machten. Sie rannte ihnen hinterher, schlängelte sich zwischen den Eisenstangen im Boden hindurch. Sie wollte auf keinen Fall alleine hier bleiben.
» Da drüben«, rief Brick. Er ging um das Karussell herum und verschwand hinter einem Schutthaufen neben dem Gehweg. Daisy hörte eine Stimme, einen panischen Schrei, und plötzlich trieben weitere Eiswürfel durch ihren Kopf. Noch bevor sie den Schutthaufen umrundete, wusste sie, dass sie dort zwei Jungen und ein Mädchen sehen würde.
» Wir gehören nicht zu ihm!«, rief das Mädchen und hob die Hände, als Brick auf sie zugestürmt kam. Sie hatte rotes Haar, fast die gleiche Farbe wie das von Brick. Ihr Gesicht war mit Dreck und Ruß verschmiert. » Wir kennen ihn gar nicht!«
» Warte, Brick«, sagte Cal. » Ich glaube, sie sagen die Wahrheit.«
Brick blieb stehen und holte tief und zitternd Luft. Der kleine Junge im Batman-T-Shirt ging vorsichtig um ihn herum und auf Cal zu, wobei er Daisy immer wieder einen kurzen Blick zuwarf. Die Zahnarztpraxis in dem Eiswürfel war seine Erinnerung gewesen, begriff Daisy. Jetzt konnte sie noch mehr sehen– einen Mann in einem weißen Kittel, der durch eine Gesichtsmaske schrie und ihn über den Stuhl hinweg zu packen versuchte.
» Adam«, sagte sie, als sie seinen Namen im Eis las. Er drehte sich um und runzelte die blutbeschmierte Stirn. Sie streckte die Hand aus. » Keine Angst, du bist in Sicherheit.«
Er ging auf sie zu, ohne sich umzusehen, und sie nahm seine Hand.
» Willst du mit reinkommen? Wir haben was zu essen und Limonade.«
Er lächelte nicht, ließ aber auch nicht los. Daisy sah zu Brick hinüber, der auf dem Gehweg hin und her lief wie ein Tiger im Käfig. Cal stand direkt hinter ihm. Das Mädchen und der andere Junge hatten Angst. Daisy spürte ihre Furcht, als würden die Eiswürfel schmelzen und ihre Gefühle sich vermischen. Das gefiel ihr gar nicht.
» Wer war das?«, fragte Brick. » Himmel, der hatte eine Bombe dabei oder so.«
» Ich hab ihn mitgebracht«, sagte der übergewichtige Junge. » Genau wie die anderen, aber er hatte das Gewehr und…«
» Schon okay«, sagte Cal. » Oder, Brick? Alles okay. Wir können ihnen vertrauen. Jetzt beruhigt euch erst mal.«
Brick warf wütend die Hände in die Luft. Blut lief über seine Finger und tropfte auf den Boden.
» Ihr seid zu dritt?«, fragte er. » Sonst niemand?«
Der Junge und das Mädchen sahen sich an, doch es war der kleine Adam, der sie verriet. Daisy sah ein silbernes Auto in seinem Eiswürfel, einen großen Wagen. Irgendetwas klopfte und kreischte im Kofferraum, etwas Blutiges.
» Einer noch, aber…«, sagte das Mädchen und blickte den Gehweg entlang, der aus dem Park führte.
» …er gehört nicht zu uns«, beendete der dicke Junge den Satz.
Brick
Fursville, 12 : 09 Uhr
Die Rothaarige hieß Jade. Der Dicke war Chris. Das erzählten sie Brick, als sie an der Aua-Station vorbeigingen und durch die Lücke in der Lorbeerhecke schlüpften. Daisy hatte den kleinen Jungen mit in den Pavillon genommen, während Cal nach Rilke sah. Brick wünschte sich, dass sie die Aufgaben anders verteilt hätten, aber er glaubte nicht, dass sie mit dieser Situation fertigwürden.
Den beiden Neuankömmlingen traute er auch nicht über den Weg. Sie konnten sagen, was sie wollten– immerhin hatten sie den Mann mit der Knarre zum Park geführt. Er besah sich den hässlichen Schnitt auf seinem Bizeps. Zumindest blutete er nicht mehr so stark, er würde also nicht daran
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