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Panther

Panther

Titel: Panther Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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was.«
    »Knips die Taschenlampe an, Nick, sonst schrei ich.«
    »Sag bloß nicht, du leidest an Klaustrophobie.«
    »Und wie.«
    »Na, super«, sagte Nick. Auch er hatte Angst in engen, geschlossenen Räumen. Die Taschenlampe ging erst an, nachdem er die Batterien ein paarmal geschüttelt hatte.
    »So besser?«, fragte er.
    Marta war kreidebleich und nass geschwitzt. Sie sah furchtbar aus.
    Der Überseekoffer war kaum groß genug für zwei Leute. Das Kinn auf die Knie gepresst, hockten sie eingekeilt nebeneinander. Für Nick war diese verkrampfte Haltung nicht nur nervig, sondern auch schmerzhaft. Sein bandagierter Arm war in einem unnatürlichen Winkel ans Schulterblatt gepresst. Wie ein Falke mit einem gebrochenen Flügel kam er sich vor.
    Trotzdem machte er sich mehr Sorgen um Marta. »Das ist alles meine Schuld. Tut mir echt leid«, flüsterte er.
    Sie schloss die Augen und tat einen tiefen, angespannten Atemzug. »Es wird dir noch viel mehr leidtun, wenn ich gleich spucken muss.«
    Der Mensch, der das Haus betreten hatte, ging im Zimmer herum, öffnete Schränke und Kommoden. Langsam kamen die Schritte näher, und unter dem Überseekoffer vibrierte der Holzboden.
    Nick wünschte, er hätte auf Marta gehört, als sie ihn gebeten hatte, seine Armbinde zu entfernen. Im Falle eines Falles wäre es hilfreich gewesen, zwei funktionstüchtige Hände zu haben. Er war wütend auf sich selbst, dass er dieses idiotische Risiko eingegangen war. Ein Anruf von der Polizei oder, schlimmer noch, vom Krankenhaus war das Letzte, was seine Mom gerade brauchte. Und wie sollte sie seinem Vater die schlechten Nachrichten beibringen?
    Die Schritte wurden lauter, und Marta riss die Augen auf. »Kann er das Licht hier drin sehen?«
    »Glaub nicht«, sagte Nick. Die alte Kiste machte einen soliden Eindruck und hatte sicher keine Spalten.
    »Mach’s besser aus, für alle Fälle.«
    »Und du drehst nicht durch?«
    »Nee.«
    Nick löschte das Licht. Er spürte, wie Marta zitterte. In der undurchdringlichen Dunkelheit fand er nach einigem Tasten ihre Hand und drückte sie fest. Sie drückte zurück. Inzwischen hörten sie den gleichmäßigen Atem eines Menschen – der Mann oder die Frau konnten nur noch wenige Schritte von der Seekiste entfernt sein.
    Die Zeit schien stillzustehen. Nick fühlte sich in seiner eigenen Haut eingesperrt, hilflos, kurz davor, panisch zu werden. Aber er wusste, er musste sich um Marta kümmern, sie war in noch schlechterer Verfassung als er selbst, und das hielt ihn aufrecht.
    Sein Fluchtplan war einfach, aber sie hatten auch kaum Alternativen. Würden sie in ihrem Überseekoffer entdeckt, dann hatte Nick vor, aufzuspringen und wie ein wahnsinnig gewordener Schachtelteufel zu schreien. Damit wollte er dem Menschen im Zimmer solche Angst einjagen, dass er (oder sie) davonrennen oder einen Herzschlag kriegen würde, sodass Nick und Marta gefahrlos zur Hintertür rauskonnten.
    Nick rechnete sich aus, dass seine Schocktaktik bei Mrs. Stark eine Chance von fünfzig zu fünfzig haben würde, da sie ja keine nächtlichen Eindringlinge erwartete. Bei Smoke war er sich nicht so sicher – schwer vorstellbar, dass der vor irgendwas Angst hatte, außer vielleicht einem Spezialeinsatzkommando der Polizei.
    Martas Hand wurde auf einmal ganz schlaff und feucht. Nick zwickte sie leicht, aber Marta reagierte nicht. In der pechschwarzen Dunkelheit des Überseekoffers tastete er hektisch nach ihrem Gesicht, um sich zu vergewissern, ob sie überhaupt noch atmete.
    »Pass doch auf!«, platzte sie heraus. »Dein blöder Daumen hat in meiner Nase gesteckt.«
    »Nicht so laut.«
    Aber es war zu spät. Ein harter Schlag und die Kiste bewegte sich.
    »Raus da!«, kommandierte eine Männerstimme.
    Nick und Marta waren stumm vor Schreck. Wieder ein Ruck – der Typ trat gegen die Seiten der Holzkiste.
    So viel zum Thema Überraschungsmoment, dachte Nick. Marta stieß ihn heftig an, so als wollte sie sagen: Tu was!
    Nick verlagerte sein Gewicht auf die Fersen und bereitete sich darauf vor, den schweren Deckel aufzustoßen. Doch im selben Moment kippte der Überseekoffer nach hinten, und der Deckel flog auf. Marta und Nick schossen heraus und landeten am Boden, ein verknäultes, verängstigtes Häuflein.
    Vor ihnen ragte der Mann auf, der die Kiste umgestoßen hatte.
    »Steht auf«, fuhr er sie an.
    Nick stand als Erster und half Marta auf. Er bemerkte, dass sie auf einem Gestell gelandet waren, an dem ein Waldstorch befestigt war, auch

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