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Panther

Panther

Titel: Panther Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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zwanzig Jahren.«
    Nick und Marta hatten sich noch keine drei Schritte vorgewagt, seit sie zur Tür hereingekommen waren.
    »Ich hab total Schiss«, sagte Marta.
    »Ich merk’s – du zerquetschst mir gerade die Finger.«
    Nick befreite sich aus ihrem Griff und nahm die Taschenlampe wieder an sich. Kaum hatte er das Licht angeknipst, sah er, dass wenigstens eine der vielen verrückten Geschichten, die über Mrs. Stark im Umlauf waren, wahr war. Das Haus war angefüllt mit ausgestopften Tieren – und zwar nicht solchen der weichen, kuscheligen Sorte, die man in Spielzeuggeschäften findet.
    »Wir … sollten mal die Fliege machen.«
    »Wart noch kurz.«
    »Das hier ist ja wie ein Zoo aus toten Tieren.«
    Auch Nick hätte sich diesen Anblick niemals träumen lassen: eine Herde ausgestopfter Tiere, die wild durcheinander ausgestellt waren, von Wand zu Wand und vom Boden bis zu den Deckenbalken. Vögel, Säugetiere, Reptilien und Amphibien in allen möglichen Größen und in den verschiedensten Posen – zusammengerollt, im Sprung, kauernd, zähnefletschend, hoch aufgereckt oder im Angriff. Mit leeren Glasaugen starrten die Tiere durch Nick und Marta hindurch in die Unendlichkeit.
    »Ich hab dir doch gesagt, die Frau tickt nicht ganz richtig«, flüsterte Marta.
    Nick ließ den Strahl seiner Taschenlampe über die leblose Menagerie wandern. An jedem Ständer steckte ein handgeschriebenes Etikett.
    »Ich glaube, ich weiß, was sie hier gemacht hat«, sagte er.
    »Du meinst, außer den Verstand zu verlieren?«
    Nick näherte sich einer braun gefleckten Katze von der Größe eines Golden Retrievers. Daneben saß ein kleiner gescheckter Vogel ganz munter auf einem Treibholzästchen. An der Wand darüber hing ein etwas unansehnlicher brauner Fisch mit hellen Knochenplatten auf dem Rücken, Nick studierte die Namensschildchen zu jedem Tier.
    »Das sind alles bedrohte Arten«, erklärte er. »Das hier ist ein Pantherjunges, das da eine Florida-Strandammer und dieses hässliche Ding da oben ist ein Kurznasenstör. Dass sie bedroht sind, weiß ich aus dem Kursmaterial, das Mrs. Stark ausgeteilt hat.«
    »Du hast das echt gelesen? Alles? Bist du noch zu retten?«
    »Sie hat gesagt, das kommt in der Prüfung vor.«
    »Ist ja auch egal, Nick. Jedenfalls müssen wir zurück zum Kino, bevor –«
    »Guck mal hier.« Er richtete das Licht auf ein braunes Kaninchen mit kurzen Ohren. »Ein Marschkaninchen, sylvilagus palustris hefneri. Und das da« – er zeigte auf einen stummelbeinigen Knubbel von der Größe eines Hockey-Pucks – »ist eine Baby-Lederschildkröte. Und dieser kleine Kerl hier ist eine –«
    »Ratte«, unterbrach ihn Marta gereizt. »Eine widerliche, stinkende Ratte.«
    »Falsch.« Nick las den Namen Silbe für Silbe vom Etikett ab: »Das ist eine Choc-ta-what-chee-Küstenmaus.«
    »Gerade wollte ich’s sagen«, bemerkte Marta trocken.
    »Hey, die hier hat sogar ein Halsband.« Nick grinste, als er den Namen ablas: »Chelsea Evered. War wohl jemand ganz Besonderes.«
    Marta sah sich beklommen um. »Ich find’s einfach gruselig.«
    Nick ging zu einem alten Überseekoffer, der offenkundig schon einige Stürme erlebt hatte. Der Deckel war so schwer und verzogen, dass Nick ihn nicht mit einer Hand anheben konnte.
    »Hilf mir mal«, bat er Marta.
    »Kommt nicht infrage! Hinterher liegt da noch Mrs. Stark drin, ausgestopft!«
    »Jetzt quengel nicht rum.«
    Zusammen stemmten sie den Deckel der antiken Kiste hoch. Zu Martas Erleichterung war sie leer. Das Mädchen rümpfte die Nase. »Riecht ganz wie der Dachboden von meinem Opa.«
    Draußen schlug eine Autotür zu. Sofort löschte Nick die Taschenlampe.
    »Runter!« Er zog Marta zu Boden.
    Scheinwerferlicht erhellte die Ränder der Jalousien.
    Nick und Marta hörten schwere Schritte auf den Stufen. Wer immer das war, gab sich keine Mühe, unbemerkt zu bleiben. Im nächsten Moment hörten sie, wie sich der Türknauf drehte.
    »Jetzt sind wir geliefert«, stöhnte Marta.
    Nick zeigte auf die offene Seekiste. »Nach Ihnen, meine Dame.«
    »Nix da. Garantiert nicht.«
    »Mach schon!«
    Sie kletterten hinein und zogen den Deckel zu. Das Einzige, was sie hörten, waren dumpfe Schritte auf den Dielenbrettern, die eindeutig zu keiner zarten Person gehörten. Möglicherweise die Schritte von Mrs. Stark, die wirklich nicht zierlich war, oder vielleicht auch von Smoke. Oder auch von einem anderen, kräftig gebauten Menschen.
    »Ich krieg keine Luft«, jammerte Marta.
    »Ach

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