Panther
Fremde. »Die Sachen, die er geschrieben hat, liest man mit Sicherheit nicht in eurer engstirnigen Privatschule. Ed war so eine Art Bombenleger, nur dass seine Bomben Ideale waren, Prinzipien. Er mochte die Erde lieber als die meisten Menschen.«
Ein Hannah-Montana-Klingelton ging los. »Das muss meine Mom sein. Sie wollte uns vor dem Kino abholen«, sagte Marta verlegen.
»Geh dran«, sagte der Fremde. »Sag ihr, ihr seid pünktlich – und wenn du irgendwas anderes sagst, dann wende ich und wir fahren nach Miami.«
Marta gehorchte.
Nachdem sie aufgelegt hatte, sagte sie: »Punkt halb elf. Sie flippt aus, wenn wir nicht da sind.«
»Kapiert«, sagte Twilly.
Nick war erleichtert, als er merkte, dass der Wagen in Richtung Einkaufszentrum fuhr. Ihre Chancen, nicht entführt zu werden, waren damit erfreulich gestiegen.
»Woher kennen Sie Mrs. Stark?«, fragte er den Fremden.
»Das geht dich nichts an, Nick Waters.« Der Mann zog sich die Skimütze noch tiefer ins Gesicht.
»Wir machen uns bloß Sorgen um sie. Seit einer Woche oder so hat sie niemand mehr gesehen«, sagte Marta.
»Tatsächlich? Dann hol doch noch mal dein niedliches rosa Telefon hervor und wähle folgende Nummer: 555-2346.«
Marta stellte das Handy auf Lautsprecher, damit auch Nick die Bandansage hören konnte:
Hallo, liebe Anrufer. Wegen einer unvorhergesehenen Familienangelegenheit werde ich auf ungewisse Zeit nicht zur Schule kommen können. Ihr könnt mir eine Nachricht auf Band sprechen, es kann jedoch eine Weile dauern, bevor ich Zeit finde, mich zu melden. Dafür entschuldige ich mich im Voraus. Und jetzt der Signaltoni » Das ist sie«, sagte Nick.
Marta gab ihm recht. »Eindeutig.«
»Hat es sich für euch so angehört, als wäre sie auch nur das kleinste bisschen tot?«, fragte der Mann namens Twilly. »Ernsthaft erkrankt? Tödlich verwundet?«
»Eigentlich nicht.«
»Dann hört auf, euch Sorgen zu machen«, fuhr er sie an. »Und hört auf, irgendwo rumzuschnüffeln, wo ihr nichts zu suchen habt.«
Einen Block vom Einkaufszentrum entfernt, vor einer heruntergekommenen Pfandleihe, hielt Twilly am Straßenrand. Er stieg aus und forderte Nick und Marta auf, dasselbe zu tun. Im Schein eines grellen Neonschilds sah er aus wie ein sportlich gebauter Enddreißiger. Er erinnerte Nick an seinen Vater.
»Es wäre das Beste, ihr beiden kommt mir nicht mehr unter die Augen«, sagte der Fremde.
»Oh, keine Sorge«, versicherte ihm Marta.
Nick starrte auf Twillys Gürtel aus gegerbtem Kuhfell. Die schmalen Taschen waren für Munition gedacht. Er erinnerte ihn sehr an den Gürtel, den die mysteriöse Gestalt auf seinem Video von der Exkursion in die Sümpfe getragen hatte.
Der Mann tippte auf das Glas seiner Armbanduhr. »Noch sechs Minuten und dreißig Sekunden, bis deine Mama vorfährt. Setzt euch mal in Bewegung.«
»Vielen Dank«, sagte Marta mit einem dankbaren Seufzer. »Danke, danke, danke.«
»Wofür?«
»Dass Sie uns nicht umgebracht und in einen Graben geworfen haben.«
»Gern geschehen«, antwortete der Mann. »Ich sag Tante Bunny, dass ihr zwei nach ihr gefragt habt.«
Nick kippte fast aus den Schuhen. »Mrs. Stark ist Ihre Tante?«
Der Fremde schob zwei Patronen aus seinem Munitionsgürtel und fing an, damit zu jonglieren, als wären es Lutschbonbons. »Ich wiederhole mich nur höchst ungern«, sagte er.
Nick und Marta rannten los und hielten erst an, als sie beim Einkaufszentrum waren.
12
Drake McBride war eher zufällig im Ölgeschäft gelandet, nachdem er in etlichen anderen Berufen gescheitert war und etliche andere Firmen in den Ruin getrieben hatte. Das Geheimnis seines mangelnden Erfolges war, dass er viel lieber Geld ausgab, als für Geld zu arbeiten. Faulheit, dürftige Mathekenntnisse und die Neigung, sich leicht ablenken zu lassen, waren weitere nützliche Eigenschaften.
Wann immer Drake McBride es geschafft hatte, eine Firma in den Sand zu setzen, kaufte sein reicher Vater ihm einfach eine neue, mit der er herumspielen konnte. Doch jetzt, nach vielen vergeudeten Jahren und Millionen vergeudeter Dollars, hatte Drake McBrides Vater die Geduld verloren mit diesem Angeber, dem das Geld allzu locker saß und der zufällig sein jüngster Sohn war. Die Red Diamond Energy Corporation sollte Drakes letzte Chance sein.
»Wenn du noch einmal Mist baust«, hatte sein Vater ihn gewarnt, »bekommst du keinen einzigen Cent mehr von mir.«
Drake McBride hatte nur selbstsicher gelacht. »Hast du in letzter Zeit mal
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