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Panther

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Titel: Panther Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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wie gesagt, das Land ist im Staatsbesitz und –«
    Drake McBride schnippte mit den manikürten Fingern. »Ich hab ’ne Idee: Wir bohren in Parzelle 22 nach Öl, ganz geheim, und dann verlegen wir eine unterirdische Pipeline nach Parzelle 21.«
    Jimmy Lee Bayliss drehte sich bei der Vorstellung der Magen um. »Sir, das ist es nicht wert. Das Risiko ist viel zu groß. Mehr als hundert Barrel am Tag gibt auch Parzelle 22 nicht her, sagen die Geologen. Und noch dazu ist das Öl von schlechter Qualität, zähflüssig und voller Schwefel –«
    »Kann uns doch egal sein, wie’s aussieht oder ob’s stinkt«, unterbrach ihn Drake McBride. »Hauptsache, es ist Öl. Das Einzige, was ich brauche – oder was wir brauchen –, ist echtes Florida-Rohöl, das ich irgend so einem Trottel im Innenministerium auf den Schreibtisch träufeln kann, damit er uns ein so gigantisches Sümmchen dafür zahlt, dass sogar mein alter Herr beeindruckt ist. Machen Sie mit?«
    »Hab ich eine andere Wahl?«
    »Nicht, wenn Sie Ihren Job behalten wollen«, sagte Drake McBride.
    Das war die Vorgeschichte der verbotenen Ölbohrungen in Parzelle 22.
    Nun schaute Jimmy Lee Bayliss angestrengt durch die Luke des Helikopters und folgte mit den Augen einer Reihe rosa Fähnchen, die den Weg markierten, unter dem die illegale Pipeline von Parzelle 22 zu Parzelle 21 verlaufen sollte. Das kleine Bohrgerät würde verborgen in einem kleinen Wäldchen aus Sumpfzypressen stehen und wäre sogar aus der Luft praktisch unsichtbar.
    Da Parzelle 22 ein so abgelegenes, wildes Gebiet war, machte Drake McBride sich keine Gedanken, dass er wegen des Diebstahls von Öl, das dem Bundesstaat Florida gehörte, belangt werden könnte. Jimmy Lee Bayliss hingegen war sehr besorgt. Sollte auch nur ein einziger eigenwilliger Wanderer in den Sümpfen vom Weg abweichen, konnte das Bohrprojekt der Red Diamond auffliegen – und Jimmy Lee Bayliss würde sich womöglich eine Drei-mal-drei-Meter-Zelle mit Drake McBride teilen müssen. Der Gedanke daran bereitete ihm heftige Bauchschmerzen und trieb ihn an, extreme Maßnahmen zu ergreifen.
    Er war von seinem Wesen her kein Ganove, aber die Versuchung, mehrere Millionen Dollar zu scheffeln, indem man kein Öl förderte, war selbst für ihn zu verlockend gewesen. Doch seit er sich auf Drake McBrides schäbigen Plan eingelassen hatte, schlief Jimmy Lee Bayliss nicht mehr gut, und der beunruhigende Zwischenfall mit Melton hatte ihn nur noch nervöser gemacht. Einen Mann nackt an einen Baum zu kleben – das sah nicht nach der Tat eines gewöhnlichen Diebs aus.
    Also hatte Jimmy Lee Bayliss beschlossen, täglich mit dem Hubschrauber über dem Sumpfgebiet eine Runde zu drehen und dabei auf alles zu achten, was auf Eindringlinge in der Gegend hindeutete. Doch bisher hatte er nichts entdecken können.
    »Sind Sie bald so weit?«, fragte der Pilot.
    »Klar. Setzen Sie mich bei meinem Wagen ab.«
    Als der Heli sanft auf dem unbefestigten Weg aufsetzte, sah Jimmy Lee Bayliss zu seiner Überraschung neben seinem Pick-up einen kirschroten Geländewagen stehen mit Signallampen auf dem Dach und den Initialen CCFD auf den Seiten.
    Jimmy Lee Bayliss brauchte einen Moment, bis er begriff, wofür die Abkürzung stand – nämlich für Collier County Fire Department. Rasch kaute er noch vier Magentabletten, dann stieg er aus dem Hubschrauber.
    Der Mann stellte sich vor; er hieß Torkelsen und war Ermittler bei der Feuerwehr. Er hatte schütteres blondes Haar und einen Händedruck, der Walnüsse knacken konnte. Er wollte sich über das Feuer in Parzelle 22 unterhalten.
    »Wir arbeiten aber in Parzelle 21«, beeilte sich Jimmy Lee Bayliss zu sagen.
    »Ja, ich weiß. Wir haben uns nur gefragt, ob Ihnen oder einem Ihrer Leute an dem Tag irgendwas Verdächtiges in dem Gebiet aufgefallen ist.«
    »Zum Beispiel?«
    »Zum Beispiel eine Person oder auch mehrere, die hier eigentlich nichts zu suchen haben.« Torkelsens Tonfall war professionell freundlich, und Jimmy Lee Bayliss fühlte sich unbehaglich dabei.
    »Meine Mannschaft war auf einem anderen Gebiet tätig, als das Buschfeuer ausbrach. Ich selbst auch.«
    »Es war kein natürliches Buschfeuer, Mr. Bayliss. Es war Brandstiftung.«
    »Wie bitte?« Jimmy Lee Bayliss versuchte seinen Schrecken zu verbergen. Der Feuerwehrmann musste nicht merken, dass er sich fast in die Hosen machte. »Brandstiftung? Das ist doch verrückt!«, sagte er und lachte gequält. »Was hat man denn davon, wenn man einen Sumpf

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