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Panther

Panther

Titel: Panther Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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zusammen.«

15
    Duane Scrod junior stand reglos in der Einfahrt, mit dem Rücken zum Haus. Er schien den Sonnenuntergang zu betrachten.
    »Hi, Smoke. Was gibt’s?«, sagte Nick.
    Der Junge drehte sich um, und Nick sah, dass er noch immer den Blazer und die Krawatte der Schuluniform trug.
    »Hey, Waters.« Smoke wirkte, als fühlte er sich gerade nicht ganz wohl in seiner Haut, fast schüchtern. »Pass auf, ich müsste mal dein Biobuch ausleihen. Ich geb’s dir morgen wieder.«
    »Kein Problem«, sagte Nick. »Ich hab den Rest der Stunde heute verpasst. Hat Waxmo, der Wahnsinnige, irgendwas aufgegeben?«
    »Mach dir wegen dem keine Sorgen. Der ist aus dem Spiel.«
    »Wie meint du das?«
    »Der ist Geschichte, Mann.« Smoke strich mit der Hand einmal quer über seinen Hals. »Ende. Aus. Vorbei.«
    Das hörte sich gar nicht gut an. Nick wurde einen Moment lang mulmig. »Was ist los? Ist er tot oder so was?«
    Smoke lachte leise. »Ganz ruhig, Mann. Waxmo ist nicht tot – keiner hat ihm ein Härchen gekrümmt. Aber dir könnt’s doch eigentlich egal sein, nach dem, wie er heute mit dir umgesprungen ist.«
    Es war Nick ein bisschen peinlich, dass Smoke die Szene im Unterricht erwähnte. Fast erwartete er, dass Smoke sich über ihn lustig machen wollte, weil er sich von einem Mädchen hatte verteidigen lassen.
    »Halb so schlimm. Ich will jedenfalls nicht, dass dem Typ was zustößt.«
    »Wie süß! Kann ich jetzt dein Biobuch haben? Ich bin sowieso schon spät dran.«
    »Klar«, sagte Nick und ging ins Haus.
    Seine Mutter fing ihn ab, als er gerade in sein Zimmer wollte. »Wer ist der Junge?«, fragte sie. »Wieso bittest du ihn nicht rein?«
    »Das ist Duane Scrod.«
    »Der Bleistiftesser? Aber der sieht doch völlig proper und normal aus.«
    »Proper vielleicht. Normal ganz sicher nicht«, sagte Nick.
    In Nicks Rucksack herrschte Chaos, und das Biologiebuch steckte ganz unten. Nick lief schnell damit vor die Tür und reichte es Smoke, der schon auf seinem Motorrad saß. Er hatte Lederhandschuhe an und einen Helm mit Kunststoffvisier aufgesetzt. So konnte Nick Smokes Gesichtsausdruck nicht mehr sehen.
    »Smoke, sag mal – wozu brauchst du das Buch eigentlich?«
    »Weil ich meinen Rucksack verloren hab«, sagte Smoke.
     
    »Nein, ich meinte – wozu brauchst du das Buch, wenn wir doch nichts aufhaben?«
    Smoke ließ sich Zeit mit der Antwort. Er klemmte sich das Buch unter den Arm und machte einen Kickstart. »Ich muss lernen«, sagte er.
    Nick hörte ihn kaum. »Was?«
    »ICH Muss FÜR DIE PRÜFUNG LERNEN!«, brüllte Smoke durch sein Visier hindurch.
    Was für eine Prüfung?, überlegte Nick und machte Smoke Zeichen zu warten. Er wollte ihn nach dem Feuer in den Schwarzrankensümpfen fragen, danach, ob er derjenige war, den Marta in dem blauen Prius von Mrs. Stark auf dem Beifahrersitz gesehen hatte, und auch danach, ob er einen Mann namens Twilly kannte, der behauptete, ein Neffe von Mrs. Stark zu sein …
    Vor allem aber wollte Nick herausfinden, ob Duane Scrod junior wusste, wo Mrs. Stark war.
    »Kannst du die Maschine noch mal kurz ausmachen?«, brüllte er.
    Smoke ließ den Motor nur noch mehr aufheulen.
    »Bitte! Es ist wichtig!«
    »Wie geht’s deinem Dad?«, rief Smoke. Darauf war Nick allerdings nicht gefasst.
    »Ganz gut. Er ist seit heute zu Hause«, brüllte Nick zurück. »Hey, ich muss wirklich mit dir sprechen –«
    Smoke hob kurz die Hand zum Gruß und röhrte die Straße hinunter.
    Nicks Mutter öffnete die Haustür. »Was wollte er denn?«
    »Ein Buch ausleihen«, antwortete Nick. »Aber wieso er ausgerechnet zu mir kommt – keine Ahnung.«
    »Vielleicht hat er sonst keine Freunde.«
    »Aber wir haben seit der Grundschule noch keine fünf Worte miteinander geredet. Als Freund würde ich ihn nicht gerade bezeichnen.«
    »Na ja, vielleicht sieht er das anders«, sagte seine Mutter. »Aber jetzt geh und hilf deinem Vater. Er hat es sich in den Kopf gesetzt zu duschen, und ich will nicht, dass er ausrutscht und sich zu allem Übrigen auch noch den Allerwertesten bricht.«
    »Wer soll denn auf ihn aufpassen, wenn ich in der Schule bin und du bei der Arbeit?«
    »Er meint, er kann auf sich selbst aufpassen, Nicky.«
    »Und was ist mit der Reha?«
    »Rate mal, was ich ihm kaufen soll?«
    »Baseballs?«, fragte Nick.
    »Genau.« Seine Mutter machte eine Wurfbewegung. »Vier Dutzend will er. Vermutlich will er den lieben langen Tag lang Bälle in das verdammte Netz werfen. Kannst du das glauben?

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