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Panther

Panther

Titel: Panther Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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Sie mich vielleicht gern singen hören?«, fragte der Vertretungslehrer. »Vielleicht ändern Sie dann Ihre Meinung über mich.«
    »Extrem unwahrscheinlich.«
    »Dann verraten Sie mir nur eins – sind Sie ein Spion? Im Auftrag von Bunny Stark?«
    »Gute Nacht, Wendell.« Mit diesen Worten schritt der Eindringling zur Tür hinaus und die Stufen hinunter, wobei er einen Pulk jaulender Katzen auseinandertrieb.
    Als Duane Scrod junior von der Schule nach Hause kam, drückte ihm sein Vater einen Einkaufszettel in die Hand. Milch, Cornflakes und fünf Pfund Sonnenblumenkerne sollte er mitbringen – eindeutig zu viel für den Transport auf dem Motorrad. Also nahm Duane junior einen der Pick-ups und brauste so rasant in Richtung Supermarkt los, dass der Schotter seitlich hochspritzte.
     
    Jimmy Lee Bayliss, der unten an der Straße wartete, erkannte den Jungen als den auf dem Foto, das ihm dieser Torkelsen, der Ermittler der Feuerwehr, gezeigt hatte. Sobald der Pick-up außer Sicht war, fuhr Jimmy Lee Bayliss in die Einfahrt vor dem Haus und parkte neben einem Tahoe mit dem wütenden Graffito: BOYKOTTIERT SMITHERS CHEVY!!!!!
    Ironischerweise fuhr Jimmy Lee Bayliss selbst einen Chevrolet, eine viertürige Limousine, die er gemietet hatte, weil er nicht im Firmen-Lkw gesehen werden wollte. Bei dem, was er plante, war es ganz wichtig, dass seine Beziehung zur Red Diamond geheim blieb. Er wollte nämlich den Vater des Jungen in ein Gespräch verwickeln und sich so Zugang zum Haus verschaffen, um dort irgendetwas an sich zu nehmen, das dem Jungen gehörte.
    Im Haus war es dunkel, doch die Fenster standen weit offen und Musik drang dröhnend laut nach draußen – eine klassische Sinfonie, was Jimmy Lee Bayliss merkwürdig fand. So wie das Haus aussah, so schlicht und unfertig, hätte er eher Blues erwartet oder seine eigene Lieblingsmusik – Country.
    Ein Mann, der der Vater des Jungen sein musste, kam an die Tür, barfuß und mit Dreitagebart. Er trug eine verschmierte Lesebrille, eine schmuddelige rote Kappe, ein Jagdhemd in Tarnfarben und anstelle einer Hose nur Boxershorts mit Leopardenmuster.
    »Kommen Sie wegen der Steuern?«, fragte der Mann.
    Eine ausgezeichnete Tarngeschichte, fand Jimmy Lee Bayliss, viel besser als die, die er sich ausgedacht hatte. Ursprünglich hatte er sich als Kontrolleur vorstellen wollen, der den Abwassertank inspizieren will.
    »Richtig«, antwortete Jimmy Lee Bayliss. »Ich bin vom Finanzamt.«
    »Ich hab Sie schon erwartet«, sagte Duane Scrod senior, zauberte eine rostige Spitzzange hervor und quetschte seinem entsetzten Besucher mit schlangenartiger Geschwindigkeit die Lippen zusammen.
    Jimmy Lee Bayliss hätte den lautesten Schrei seines Lebens losgelassen, nur bekam er den Mund nicht auf. So konnte er nur stöhnen und reglos dastehen, denn jede noch so kleine Bewegung hätte den Schmerz in den Lippen verschlimmert.
    »Ach – Nadine?«, rief Duane Scrod senior.
    Lautes Flügelschlagen ertönte, und schon setzte sich ihm ein sehr großer, bunt gefiederter Vogel mit einem Quaken auf die Schulter. Jimmy Lee Bayliss, dem wegen der schrecklichen Schmerzen in den Lippen die Augen tränten, beobachtete den Vogel ängstlich.
    »Hallo!«, sagte das Tier. »Bonjour! Hello!«
    »Hhhnnnggg«, antwortete Jimmy Lee Bayliss.
    Duane Scrod senior zog seinen Gefangenen an der Spitzzange hinter sich her ins Wohnzimmer und stellte die Stereoanlage ab. »Mein Heim ist meine Burg«, grummelte er vor sich hin. »So steht’s schon im Buch der Bücher.«
    Jimmy Lee Bayliss hätte gern widersprochen, wenn er gekonnt hätte. Hektisch überlegte er, ob es eine Fluchtmöglichkeit gab.
    »Ich könnte Ihnen die Lippen abzwacken und Nadine zum Fraß vorwerfen, wie wär’s? Würden Sie es sich dann in Zukunft überlegen, ob Sie noch mal in die Privatsphäre eines Mannes eindringen?«, fragte Duane Scrod senior.
    »Nnnnuuuuuggh!«, flehte Jimmy Lee Bayliss.
    »Nadine hier ist ein Gelbbrust-Ara. Spricht drei Sprachen. Einmal hat sie vor lauter Hunger eine Bierdose gefressen«, erinnerte sich Duane Scrod senior voller Stolz. »Allerfeinstes Aluminium, wohlgemerkt – und sie hat’s weggeputzt, als wär’s ein Haferkeks.«
    Jimmy Lee Bayliss verstand auf einmal, wieso aus dem Sohn dieses Mannes ein so schwieriger Junge geworden war. Plötzlich empfand er Mitleid mit diesem Jungen, dem er doch eigentlich Brandstiftung anhängen wollte.
    »Na, Nadinchen? Happa happa?«, foppte Duane Scrod senior seinen Ara, der den

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