Panther
Ende mussten sie so lachen, dass sie nicht mehr schlucken konnten. Nicks Mutter verkündete das Ergebnis des Wettessens – unentschieden – und servierte zum Nachtisch Schoko-Milchshakes, damit Nick und sein Dad ihren Armen eine Pause gönnen konnten.
Anschließend gingen sie hinaus. Sein Vater setzte sich in einen der Gartenstühle und sagte: »Nun zeig mir mal, was du kannst.«
Nick nahm den Ball und ging zum Werferhügel hinüber. Der Netzrahmen stand etwa zwölf Meter entfernt, und Nick schaute nervös hinüber. Sein Vater und er hatten Fangen geübt, seit Nick drei war, und noch nie hatte er sich unter Druck gefühlt – bis jetzt.
Jetzt ging es nicht um Baseball, jetzt ging es um Hoffnung. Nick wollte seinem Dad beweisen, dass man mit nur einem Arm praktisch alles tun konnte, was man sonst mit zweien machte.
»Nur ruhig. Entspann dich«, riet ihm sein Vater.
»Aber du darfst nicht lachen, wenn es total danebengeht.«
»In der Double-A-Liga war ich mit einem in der Mannschaft, der absolut beidhändig war – der konnte jeden Läufer ausmachen, egal mit welchem Arm. Der spielte im rechten Feld mit links und im linken Feld mit rechts.«
»Im Ernst?«, fragte Nick.
»Ein unglaublicher Sportler. Sein Pech war nur, dass er ums Verrecken keinen Curveball schlagen konnte«, sagte Greg Waters. »Inzwischen verkauft er Waschmaschinen in Pensacola.«
Nick drehte den Baseball in seiner freien Hand und legte die beiden ersten Finger auf die Nähte. Mit dem anderen Arm auf dem Rücken fühlte er sich völlig aus dem Gleichgewicht, fast war ihm schwindlig.
»Immer schön sachte«, sagte sein Dad.
Nick holte aus und schmetterte den Ball mit aller Kraft. Zwei Meter vor dem Netz prallte er auf und rollte hinein.
Nick wurde rot und stampfte mit dem Fuß auf. »Oh Mann, ich werfe wie ein Mädchen!«
Sein Vater lachte leise. »Lass das bloß nicht deine Mom hören – sie war eine spitzenmäßige Werferin in ihrer Softballmannschaft am College. Und jetzt noch mal, aber mit halb so viel Schwung.«
Nick holte sich den Ball zurück und bemühte sich um einen entspannteren Rhythmus. Dieses Mal traf der Ball die untere Netzhälfte.
»Schon besser. Versuch mal, einen größeren Schritt auf dein Ziel zuzumachen«, schlug Greg Waters vor.
Ab dem zehnten Wurf traf Nick regelmäßig die Strike Zone. Seine Bälle waren nicht sehr schnell, aber immerhin flogen sie gerade.
»Das geht schon verdammt gut, Nick«, sagte sein Vater. »Ganz ehrlich.«
»Danke, Dad.«
»Kann ich jetzt mal?«
»Klar.«
Aber sobald Greg Waters aufstand, schwankte er. Nick rannte hinüber und stützte ihn.
»Wir verschieben’s auf morgen, Dad. Es war ein langer Tag für dich.«
»Mir geht’s gut. Gib mir den Ball.«
»Sicher?« Nick warf einen Blick zurück zum Haus und sah, dass seine Mutter besorgt aus dem Küchenfenster schaute.
»Den Ball bitte.« Greg Waters streckte seine linke Hand aus.
Nick gab ihm den Baseball, und sein Vater ging zum Hügel. Sein unsicherer Gang und die dick bandagierte Schulter ließen ihn ungewohnt massiv aussehen, fast wie ein Bär.
»Denk dran – immer schön sachte«, rief Nick ihm nach.
»Verlass dich drauf.«
Sein Vater starrte einen imaginären Schlagmann in Grund und Boden, nickte einem imaginären Fänger zu und nahm die verquere Version seiner normalen Wurfhaltung ein. Der Ball verfehlte das Netz geradezu abenteuerlich, flog durch die Hecke und über den Zaun. Ein unüberhörbares Dong verkündete ihnen, dass der Baseball soeben am Grill der Nachbarn abgeprallt war.
»Oh, Mist«, murmelte Greg Waters.
Nick wollte nicht, dass sein Vater den Mut verlor. »Du hast noch ganz schön viel Schwung, Dad.«
»Würdest du rübergehen und ihn holen? Ich will noch einen Versuch machen.«
»Heute Abend nicht mehr. Du musst dich ausruhen.«
»Nick – geh und hol den Ball«, sagte sein Vater scharf.
Der Ball schwamm im Swimmingpool der Nachbarn. Nick holte ihn eilig heraus und kletterte zurück über den Zaun. Er war froh, dass seine Mutter gerade aus dem Haus kam; er hoffte, sie würde seinen Vater überreden können, sich auszuruhen.
»Geh mal zur Haustür«, sagte sie zu Nick. »Besuch für dich.«
»Wer denn?«
Greg Waters griff nach dem Baseball, aber Nicks Mutter war schneller. »Du bist für den Rest des Abends auf die Strafbank verbannt, Großer«, sagte sie.
»Wer ist denn gekommen, Mom?«, fragte Nick noch einmal.
»Irgendein Junge. Mit Motorrad«, antwortete sie. »Er sagt, ihr habt Bio
Weitere Kostenlose Bücher