Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Panther

Panther

Titel: Panther Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
Vom Netzwerk:
Gefangenen höchst interessiert beäugte. Jimmy Lee Bayliss tastete vorsichtig in seine Hosentasche und zog ein kleines Bündel Bares hervor, das er seinem Peiniger hinhielt.
    Duane Scrod senior zählte das Geld und sagte: »Neunzehn Dollar? Sie glauben, für neunzehn lausige Kröten können Sie sich freikaufen?«
    Dann fing er an, die Dollarscheine Stück für Stück an seinen Vogel zu verfüttern. »Ich hab’s Ihren Leuten schon tausend Mal gesagt – ich zahle ja wieder Steuern, von Herzen gerne, nur muss mir erst jemand ein neues Getriebe in meinen Tahoe einbauen.«
    »Ccchhhh«, stieß Jimmy Lee Bayliss aus, der genug gehört hatte. Er holte aus und trat seinem Gegenüber mit aller Kraft gegen eine der nackten Kniescheiben. Der brüllte auf und ließ die Spitzzange los, die einen Moment lang an Jimmy Lee Bayliss’ Mund baumelte, bevor sie zu Boden fiel.
    Duane Scrod senior hüpfte fluchend im Kreis herum und hielt sich das schmerzende Knie, während der Ara wütend krächzte und hochflog. Jimmy Lee Bayliss rannte in Richtung Tür, aber er war nicht schnell genug – der Vogel erwischte ihn von hinten, hieb mit dem gezackten Schnabel in Jimmys Schädel, um ihn aufzuhacken wie eine Kokosnuss. Jimmy Lee Bayliss fiel auf die Knie und schlug mit beiden Händen nach dem teuflischen, bösartigen Vogel, der aber keinerlei Anstalten machte loszulassen. Also robbte Jimmy Lee Bayliss auf dem muffigen Flokati vorwärts, bis er eine schwere Nylontasche mit Gurten zu fassen bekam. Er griff danach und fing an, sich selbst damit auf den Schädel zu schlagen. Die Strategie war schmerzhaft, aber wirksam. Einige der Schläge trafen Nadine, und blaue und goldene Federn flogen durch die Luft. Der Vogel stieß deutsche Flüche aus, ließ von Jimmy Lee Bayliss ab und flog zurück zu seinem Herrn, der mittlerweile wie ein Irrer nach seiner Zange suchte.
    Jimmy Lee Bayliss, noch ganz benommen von den eigenen Hieben, schwankte die Stufen vor der Haustür hinunter und hechtete in seinen Mietwagen. Er war schon fast auf der Autobahn, als er wieder zu sich kam und merkte, dass er immer noch den schweren Rucksack bei sich hatte, mit dem er den Killer-Ara in die Flucht geschlagen hatte. Neben ihm auf dem Beifahrersitz stand er, ein Rucksack in Tarnfarben.
    Ein Rucksack, wie Schüler ihn benutzten.
    Zu schön, um wahr zu sein, dachte Jimmy Lee Bayliss.
     
    Vom Parkplatz aus rief Nicks Mutter Dr. Dressler an, der Nick für den Rest des Schultages freigab. Auf der Heimfahrt durchlöcherte Nick seinen Vater mit Fragen, bis seine Mutter ihn bat, mal halblang zu machen und erst einmal Luft zu holen.
    »Das heißt, die Entzündung ist weg, stimmt’s?«, fragte Nick.
    »Auf jeden Fall geht es mir besser«, sagte Hauptmann Greg Waters. »In Fort Myers gibt es eine ambulante Klinik für Armeeveteranen, da können sie die Kontrolluntersuchungen auch machen.«
    Nick bemerkte, dass die Schwellungen und Brandnarben im Gesicht seines Vaters heilten und dass auch das Haar langsam wieder nachwuchs.
    »Wie geht’s mit der Reha?«
    »Gut, Nicky. Ich hab gehört, wir werden Partner.« Greg Waters zeigte auf den bandagierten rechten Arm seines Sohnes. »Wie trainierst du den anderen Arm?«
    »Vor allem mit Schreiben und Rechnen«, sagte Nick. »Das ist schwerer, als ich dachte.«
    »Du solltest ihn am Computer sehen, Greg«, warf seine Mutter ein. »Er tippt schon fast so schnell mit einer Hand wie vorher mit zwei Händen. Und gestern Abend hat er sich als linkshändiger Pitcher versucht.«
    Nicks Vater strahlte. »Als Pitcher? Mit links? Fantastisch.«
    Leicht verlegen wandte Nick ein: »Na ja, es sieht schon reichlich beknackt aus.«
    »Du siehst überhaupt nicht beknackt aus«, sagte seine Mutter mit Nachdruck. »Du machst das großartig.«
    »Ich kann’s kaum erwarten«, sagte sein Vater.
    »Kommt nicht infrage, Dad, so weit bin ich noch nicht.«
    »Ach, komm schon, ich könnte ein bisschen Ansporn gut brauchen.«
    »Vielleicht später«, meinte Nick.
    Als sie zu Hause ankamen, halfen Nick und seine Mutter Greg Waters ins Schlafzimmer, wo er sich gleich hinlegte und in null Komma nichts hinüber war. Er verschlief den ganzen Nachmittag, und als er aufwachte, hatte er erst einmal Hunger.
    Gegen den Protest seiner Frau erklärte er das Abendessen zum Linkshänder-Wettessen, dem Gewinner winkten fünf Dollar. Nick und er richteten eine totale Sauerei am Tisch an, sie manschten mit dem Salat herum und stachen auf ihre Ravioli und grünen Bohnen ein. Am

Weitere Kostenlose Bücher