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Panther

Panther

Titel: Panther Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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ich nichts sagen. Da musst du Mr. Spree fragen.« Mrs. Stark gähnte und sagte: »Marta, ich würde gern kurz allein mit Nick reden, in meinem Zelt.«
    Marta sah sich misstrauisch um. »Und was soll ich hier draußen machen, so ganz allein?«
    »Lausch den Vögeln.«
    Nick bückte sich und folgte Mrs. Stark in ihr Zelt. Mit seinem hochgebundenen Arm war es gar nicht einfach zu kriechen, er hüpfte wie ein dreibeiniger Hund. Trotzdem schaffte er es, sich neben dem Schlafsack der Lehrerin im Schneidersitz hinzusetzen. Auf einem Stück Karton lagen ordentlich nebeneinander eine Taschenlampe, Zahnbürste, Mundwasser, Haarbürste, eine Packung Aspirin, ein Stück Seife und einige kleine lavendelblaue Umschläge. Auch eine kleine Schreibmaschine war da. Nick fühlte sich unbehaglich in dieser so privaten Atmosphäre.
    »Hier.« Mrs. Stark reichte ihm den Strohhut, und er hielt ihn in der linken Armbeuge.
    Das Kätzchen schlief. So wie es dalag, sah es aus wie ein pelziges, dickes Komma. Die tapsigen Pfoten verdeckten das Gesicht und dämpften ein kräftiges Schnarchen.
    Mrs. Stark sprach jetzt leiser als zuvor. »Nick, möchtest du bei uns mitmachen – und gleichzeitig deinem Freund Duane helfen?«
    Nick konnte den Blick nicht von dem Kätzchen wenden. Es war kaum zu glauben, dass das, was er im Arm hielt, einer der letzten Florida-Panther der Welt sein sollte.
    »Machst du mit oder nicht?«
    »Ich mache mit.«
    »Du musst dir ganz sicher sein.«
    »Bin ich.«
    »Ausgezeichnet.« Mrs. Stark nahm den Hut mit dem Kätzchen und setzte ihn vorsichtig auf das weiche Innenfutter ihres Schlafsacks. »Nick, ich muss dich jetzt um etwas bitten.«
    »Ja, klar.«
    »Nimm die Armbinde ab.«
    Damit hatte er nicht gerechnet. »Wieso denn?«
    »Ich weiß, warum du sie trägst – Duane hat uns erzählt, was mit deinem Vater ist, und ich bewundere dich sehr für das, was du für deinen Vater tust. Aber hier in den Sümpfen, in der gegenwärtigen Situation, da braucht jeder von uns nicht nur ein starkes Herz, sondern auch zwei funktionierende Arme. Wir brauchen dich zu hundert Prozent.«
    Nick zögerte.
    »Dein Dad würde es verstehen«, sagte die Lehrerin.
    Nick zog sein Hemd aus, und Mrs. Stark half ihm, die elastische Binde zu entfernen. Sobald der rechte Arm frei war, beugte und streckte Nick ihn ein paarmal und ballte die Hand zur Faust, damit die Durchblutung wieder in Gang kam.
    »Und wenn Twilly die Panthermutter nicht findet?«, fragte er Mrs. Stark. »Oder wenn sie ihr Junges nicht zurücknimmt?«
    »Die Hoffnung stirbt zuletzt, Nick.«
    Wieder hörten sie Motorengeräusch in der Ferne. Mrs. Stark runzelte die Stirn, legte den Kopf schräg und lauschte.
    »Das ist kein Motorrad«, sagte sie. »Das ist ein Hubschrauber.«
    »Freundlich?«
    »Das bezweifle ich ernsthaft.«

21
    Jimmy Lee Bayliss hatte sich sein Gewehr quer über die Oberschenkel gelegt, was den Piloten nervös machte.
    »Ganz ruhig«, sagte Jimmy Lee Bayliss. »Ich weiß, was ich tue.« Was allerdings nicht ganz der Wahrheit entsprach.
    Er war noch nie ein guter Schütze gewesen. Jedes Ziel, ob beweglich oder nicht, stellte für ihn ein Problem dar. Wenn ihn seine Kumpel zu Hause in Texas zu ihren Jagdausflügen einluden, dann eher aus Mitleid.
    Das Jagdgewehr in seinen Händen hatte noch nie ein Stück Wild ernsthaft in Gefahr gebracht, geschweige denn getötet. Aber verscheucht hatte er damit viele, und mehr wollte Jimmy Lee Bayliss auch nicht, falls er den Eindringlingen begegnen sollte, die Melton traktierten und die Ausrüstung der Red Diamond abschleppten. Er würde einfach einige Salven über ihren heimtückischen Köpfen loslassen und sie auf die Art verjagen.
    Genau wie er es mit dem Panther gemacht hatte.
    »Es ist aber gesichert, oder?«, vergewisserte sich der Pilot.
    »Keine Panik.« Jimmy Lee Bayliss spähte nach der Sicherung oberhalb des Abzugs. Zu seiner Erleichterung war sie tatsächlich verriegelt. Er fragte sich, ob es seinem Chef inzwischen besser ging. Als er ihn im Krankenhaus verlassen hatte, waren die Schwestern gerade dabei gewesen, ihm die Rippen zu bandagieren, und er hatte geflucht und gejammert und sich furchtbar peinlich aufgeführt.
    »Wie tief soll ich runter?«, fragte der Pilot.
    »Auf rund sechzig Meter.«
    Eine Viertelstunde lang überflogen sie die Parzelle 21, sahen aber außer zwei wilden Ebern nichts Lebendes am Boden. Jimmy Lee Bayliss beschloss, zu Übungszwecken auf sie abzufeuern, aber bis der Pilot den

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