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Panther

Panther

Titel: Panther Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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sich aufgeführt hat. Ich habe Mr. Spree hingeschickt, um ein bisschen mit ihm zu plaudern, und kurz darauf hat er sich krankgemeldet. Angeblich hat er sich einen seltenen und bösartigen Pilz eingefangen. Wie auch immer, die neue Vertretungslehrerin, Mrs. Robertson, ist sehr fähig und –«
    »Moment noch: Was hat denn Duane mit der ganzen Sache zu tun?«, fragte Nick.
    »Dazu komme ich gleich, nur Geduld.«
    »Die Polizei ist hinter ihm her! Sie glaubt, dass er das Feuer gelegt hat, um sich an Ihnen zu rächen für die Sache in der Schule, aber mir hat er gesagt, dass er’s nicht war. Jemand hat ihm den Rucksack gestohlen und da draußen hingelegt, damit der Verdacht auf Duane fällt.«
    Mrs. Stark nahm einen langen, genüsslichen Schluck aus ihrer Flasche, dann sagte sie: »In der Zeitung steht, sie hätten auch eine Butanfackel gefunden. Das macht ihn ja auch sehr verdächtig.«
    »Aber ich weiß, dass es stimmt, was Duane über seinen Rucksack sagt – dass er ihm gestohlen wurde«, wandte Nick heftig ein. »Er war nämlich bei mir, um sich mein Biobuch auszuleihen –«
    »Ja, angeblich, um für einen Test zu lernen«, unterbrach ihn Marta skeptisch.
    Mrs. Stark hob eine Hand. »Nicht angeblich – ich habe eigens für Duane eine Arbeit entworfen. Ich habe ihm nämlich Privatunterricht erteilt, sowohl in schulischen Fächern als auch in anderer Hinsicht. Vielleicht habt ihr bemerkt, dass er sich in puncto Pünktlichkeit und Ordnung gebessert hat. Sogar seine Akne ist besser geworden, dank dem guten alten Hausmittel Wasser und Seife.«
    Daher also Smokes wundersame Veränderung, dachte Nick. Mrs. Stark steckt dahinter.
    »Und übrigens«, fügte Mrs. Stark noch hinzu, »du hast recht, der junge Mann ist tatsächlich völlig unschuldig an diesem Brand. Aber bitte unterbrich mich jetzt nicht wieder.«
    Den Ton, in dem sie das sagte, kannten Nick und Marta nur allzu gut von der Schule. Sie schwiegen also still und hörten zu.
    »Es mag euch seltsam vorkommen, dass Duane und ich sozusagen in derselben Mannschaft spielen«, sagte Mrs. Stark, »aber wir haben mehr gemein, als ihr glaubt.«
    Nick konnte sich nicht vorstellen, was das sein könnte.
    »Zum einen lieben wir beide die Wildnis hier draußen«, fuhr die Lehrerin fort. »Duane ist am glücklichsten beim Zelten und Angeln oder wenn er die Spuren von Bären und Rotwild verfolgt. Mein Interesse ist der Schutz der bedrohten Tierwelt, wie ihr sicherlich gemerkt habt, als ihr in mein Haus eingedrungen seid. Jedes der Tiere, die ihr bei mir gesehen habt, egal, ob Vogel, Reptil oder Säugetier, wurde entweder überfahren oder erschossen oder es ist bei einem Sturm umgekommen.«
    »Der junge Panther auch?«, fragte Nick.
    »Traurigerweise ja. Er wurde auf dem Tamiami Trail angefahren. Ich sah ihn eines Nachmittags auf dem Heimweg von Miami und habe ihn zu einem alten Freund bei uns in der Stadt gebracht, einem Tierpräparator.«
    In ihrer üblichen direkten Art sagte Marta: »So viele tote Tiere wie in Ihrem Haus habe ich noch nie gesehen, höchstens in einem Museum.«
    Mrs. Stark erklärte ihnen, warum sie die Tiere hatte präparieren lassen – sie hatte geglaubt, sie würde all diese Arten nie mehr in freier Wildbahn zu sehen bekommen. »Es ist tragisch – es gibt nur noch so wenige von ihnen.« Sie ging ins Zelt, um nach dem kleinen Panther zu schauen, und als sie zurückkam, hatte sie eine Tüte Studentenfutter dabei. Doch Nick und Marta wollten nichts essen, sie wollten einfach nur hören, wie die Geschichte weiterging.
    Mrs. Stark hingegen kaute munter, während sie weitererzählte. »Und noch etwas haben Duane und ich gemeinsam: Wir wissen beide, was es heißt, verlassen zu werden. Oder ›sitzen gelassen‹, wie man so sagt. Duanes Mutter hat sich einfach eines Tages nach Frankreich abgesetzt, ohne ihm ein Wort davon zu sagen. Dasselbe hat mein Mann gemacht. Er ist zwar nicht nach Paris gegangen, sondern nur nach Piano, Texas, was wohl mehr seinem Naturell entspricht. Warum er weggegangen ist, weiß ich nicht, aber es hat wehgetan. Tut es immer noch.«
    Marta rutschte unruhig hin und her, wie immer, wenn ihr etwas keine Ruhe ließ. Nick war klar, was jetzt kommen musste.
    »Es gibt ein Gerücht in der Schule, wonach Ihrem Mann etwas zugestoßen ist«, sagte sie dann auch tatsächlich. »Also, dass er tot ist und ausgestopft wie ein Elch.«
    »Das wäre wohl zu viel der Ehre«, bemerkte Mrs. Stark trocken. »Nein, Stanley Stark ist putzmunter.

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