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Panther

Panther

Titel: Panther Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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Lippenbalsam – da draußen wartet der Dschungel auf euch!«
    Nick und Marta stellten sich vor dem Bus an. »Vielleicht wird sie ja von einem Skorpion gebissen«, murmelte Marta.
    »Wie furchtbar!«, flüsterte Nick. »Für den Skorpion.«
    Mrs. Stark pfiff gellend. »Haben alle aus meiner Klasse daran gedacht, ihr Biologieheft mitzubringen?« Sie hielt eine schwarze Kladde hoch. »Notiert alles, was ihr seht – Insekten, Säugetiere, Vögel, Bäume. Die Liste geht in die Note für eure praktische Arbeit ein.«
    Graham, der wie eine Miniversion des Krokodiljägers aus dem Fernsehen gekleidet war, hob die Hand. Mrs. Stark ignorierte ihn wie immer.
    »Wir haben drei Erste-Hilfe-Sets«, fuhr sie fort. »Jeder Lehrer nimmt eins mit. Solltet ihr Hilfe brauchen, macht euch sofort bemerkbar. Denkt daran: Bleibt bei euren Gruppen, zieht nicht alleine los und vor allem: Respektiert diesen besonderen Ort, den wir heute erforschen wollen. Eure Handys schaltet ihr ab. Sollten meine Kollegen oder ich mitbekommen, dass eins klingelt, wird es sofort eingezogen.«
    Mrs. Stark legte ihre schwarze Kladde beiseite und griff nach einem Gegenstand, den Nick als tragbare Schiffssirene erkannte. Diese durchdringend lauten Hupen waren ein Lieblingsspielzeug betrunkener Idioten bei Footballspielen der Buccaneers. Nick kannte sich damit aus, sein Dad hatte Dauerkarten für die ganze Saison.
    »Das hier ist unser Alarmsignal«, erklärte Mrs. Stark und führte das Schiffshorn kurz vor. Es war ohrenbetäubend. »Wenn ihr diesen Ton hört, dann stellt ihr euch sofort in einer Reihe hinter eurem Lehrer auf und geht auf dem kürzesten Weg zurück zum Bus. Noch Fragen?«
    Graham sprang aufgeregt auf und ab und wedelte mit einem Arm. Mrs. Stark sah fest an ihm vorbei. »Also gut, Leute«, sagte sie und klatschte einmal in die Hände. »Dann wünsche ich uns allen einen schönen Tag in den Schwarzrankensümpfen!«
    Der gecharterte Bus war geräumig und sauber und mit einer Klimaanlage ausgestattet, kein Vergleich mit ihrem üblichen Schulbus. Nick und Marta setzten sich in eine der vorderen Reihen und verstauten ihre Rucksäcke unter den Sitzen. Marta stieß Nick an und zeigte nach draußen, wo Mrs. Stark gerade in ihr Auto stieg, eines dieser tränenförmigen Hybridmodelle, die sowohl einen Elektromotor als auch einen Benzinmotor besitzen. Auf dem Nummernschild stand unübersehbar der Aufruf ›Rettet die Seekühe!‹.
    »Ihren Besen hat die alte Hexe anscheinend zu Hause gelassen«, sagte Marta.
    Nick fand es merkwürdig, dass Mrs. Stark nicht mit ihnen zusammen ins Sumpfgebiet hinausfuhr. Die beiden anderen Naturkundelehrer, Mr. Neal und Miss Moffitt, sammelten gerade die Formulare ein, auf denen die Eltern durch ihre Unterschrift bestätigt hatten, dass sie die Schule nicht für eventuelle Unfälle ihrer Kinder haftbar machen würden.
    »Fast hätte ich mich krankgemeldet«, gestand Marta. »Ich kann Sümpfe überhaupt nicht leiden.«
    »Hoffentlich sehen wir einen Panther«, sagte Nick.
    »Spinnst du?«
    »Im Ernst – das wäre so cool.« Noch nie in der aufgezeichneten Geschichte Floridas hatte ein Panther einen Menschen angegriffen. Inzwischen gab es im gesamten Staat weniger als hundert dieser hellbraunen Großkatzen, die man Florida-Panther nennt, die aber eigentlich zur Gattung der Pumas gehören. »Ich hab eine Videokamera dabei«, sagte Nick. »Für alle Fälle.«
    Nick merkte Marta an, dass ihre Laune sich gebessert hatte, nachdem Mrs. Stark nicht mit in den Bus gestiegen war. Dass auch Smoke nicht da war, machte die Sache noch besser.
    »Wie geht’s deinem Dad?«, fragte Marta. Auf diese Frage war Nick nicht gefasst gewesen.
    »Okay.«
    »Wann kommt er zurück?«
    »Noch zweiundzwanzig Tage.« Nick selbst hatte weder Marta noch anderen Freunden erzählt, dass sein Vater in den Irak geschickt worden war, aber die Lokalzeitung hatte die Namen aller Soldaten, die im Kriegsgebiet im Einsatz waren, veröffentlicht, und die Liste hing jetzt am Schwarzen Brett vor der Sporthalle der Truman School.
    »Und danach bleibt er endgültig zu Hause?«, fragte Marta.
    »Das hoffe ich doch.«
    Nick machte seinen iPod an, und Marta tat es ihm nach. Die Fahrt dauerte fast eine Stunde, weil ein mit Tomaten beladener Laster auf der Staatsstraße 29 umgekippt war und den gesamten Verkehr blockierte. Die Feuerwehr war dabei, den ketchupfarbenen Brei von der Straße zu kratzen. Nick entdeckte einen toten Rehbock am Straßenrand. Vermutlich hatte

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