Panther
nicht besonders lange, bis der Kommissar die richtigen Bänder gefunden hatte. Er werde sie als Beweismaterial mitnehmen, teilte er dem Ladenbesitzer mit.
»Was soll das alles?«, fragte der Mann besorgt. »Krieg ich Schwierigkeiten?«
»Absolut nicht«, sagte Jason Marshall.
Auf der Fahrt zu seinem Büro rief er Torkelsen an, den Ermittler bei der Feuerwehr, und berichtete ihm, dass er einen Laden ausfindig gemacht hatte, in dem in letzter Zeit zwei Butanfackeln verkauft worden waren, und zwar beide vom gleichen Typ wie die in Duanes Rucksack.
»Eine davon wurde am Tag vor dem Buschfeuer gekauft«, fuhr der Kommissar fort.
»Gute Arbeit!«
»Aber die zweite wurde erst jetzt verkauft, vor drei Tagen.«
»Die interessiert mich nicht«, sagte Torkelsen.
»Sollte aber«, antwortete Jason Marshall. »Es war nämlich beide Male derselbe Kunde – und zwar nicht der junge Scrod.«
»Woher wissen Sie das?«
»Der Laden hat Überwachungskameras. Und ich hab die Bänder.«
Am anderen Ende der Leitung herrschte gespanntes Schweigen. Torkelsen überlegte offensichtlich, was diese neue Information zu bedeuten hatte.
»Vielleicht hat der Junge einen Komplizen. Vielleicht haben sie die zweite Fackel gekauft, weil sie einen neuen Brand planen«, sagte er schließlich. »Wie alt ist der Kunde auf dem Video?«
»Zwischen fünfundfünfzig und sechzig, schätze ich.«
»Oh«, sagte Torkelsen. »Dann dürfte er kaum der Vater des Jungen sein.«
»Nein.«
»Also, irgendeine Erklärung wird es schon geben.«
»Ich wüsste eine«, sagte der Kommissar.
»Schießen Sie los.«
»Vielleicht sind wir hinter dem Falschen her.«
Nach einer erneuten angespannten Pause sagte der Feuerwehrmann: »Ich muss mir die Bänder ansehen.«
»Ja«, stimmte Jason Marshall ihm zu. »Das müssen Sie.«
Die Eiche war zwölf Meter hoch und mausetot, seit vor vielen Jahren ein Blitz in sie eingeschlagen war. Weit oben im Baum, in einer Höhle im Stamm, lebte ein Waschbärenweibchen mit drei Jungen.
Eines Tages erschien ein großer Bagger an dieser Stelle und fing an, Bäume umzureißen. Der Junge, der die Waschbärenfamilie seit Wochen beobachtet hatte, sprang vom Rad und schrie dem Fahrer des Baggers zu, er solle die tote Eiche stehen lassen. Aber der Fahrer verstand ihn nicht. Er winkte den Jungen bloß weg, gab Gas und machte den Baum platt. Alle Waschbären, auch die Mutter, wurden dabei getötet. Der Junge konnte nur weinend aus der Ferne zusehen.
Die Baufirma, der der Bagger gehörte, rodete die Fläche, um für ein Gartenmöbelcenter Platz zu machen. Zwei Tage später waren alle Bäume abgeholzt, und die Firma stellte einen funkelnagelneuen extrabreiten Bürocontainer auf. Ein leuchtendes Banner warb für das neue Projekt. Am selben Abend radelte der Junge hinaus und steckte den Container in Brand. Alles, was übrig blieb, war eine gewaltige verkohlte und verformte Ruine. Menschen hatten sich zu dem Zeitpunkt nicht im Büro aufgehalten.
»Das habe ich vorher gecheckt«, versicherte Smoke. Nick hatte der Geschichte dieser zweiten Brandstiftung gelauscht, ohne Smoke einmal zu unterbrechen.
»Sieh mal, ich bin nicht wirklich ein Pyromane«, schob Smoke hinterher. »Ich hab das ja nicht zum Spaß gemacht, sondern weil ich einfach so eine Wut hatte.«
»Trotzdem, es war schon …«
»Blöd, sag’s ruhig. Genauso wie die Sache mit der Reklametafel. Damals hatte sich meine Mom gerade nach Paris abgesetzt, und ich war völlig fertig. Als ich dann noch diese Riesenwerbung von der Fluggesellschaft sah, bin ich ausgerastet. Du würdest das nicht verstehen, ich weiß. Keiner versteht das.«
Nick schwieg. Er konnte sich unmöglich vorstellen, dass seine eigene Mutter einfach ein Flugzeug bestieg und verschwand, ohne sich auch nur zu verabschieden. So furchtbarer Kummer war Nick zum Glück bisher erspart geblieben.
Smoke lachte ein kurzes, bitteres Lachen. »Aber dieses bescheuerte Möbelhaus haben sie natürlich trotzdem gebaut. Genau wie sie eine neue Reklametafel aufgestellt haben, an derselben Stelle wie die alte.«
»Hast du sonst noch Feuer gelegt?«, fragte Nick.
»Nein, nie.«
»Wieso willst du dann, dass man dich Smoke nennt?«
»Weil es so viel cooler klingt als Duane.«
Mittlerweile saßen die beiden in Nicks Zimmer auf dem Boden. Nick hatte die Jalousien heruntergelassen und die Tür abgeschlossen.
»Twilly sagt, du kannst Spuren lesen«, sagte Nick.
»Das ist wohl auch das Einzige, worin ich gut bin.«
»Er sagt,
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