Panther
dunkelrotes Pyjamaoberteil zu. »Ich glaube, Sie haben uns von Anfang an einen Bären aufgebunden. Dieser Hund taugte überhaupt nichts. Ihr alter Horace hätte ja nicht mal seinen eigenen Hintern in einem Brotkasten gefunden.«
Der Hundeführer war zwar nicht so groß wie Drake McBride, aber er war zäh und drahtig. Jimmy Lee Bayliss kannte diesen Typ Mann.
»Hören Sie«, sagte er deshalb zu seinem Boss, »was auch immer da draußen passiert ist, der Hund dieses Herrn ist jedenfalls weg, und wir müssen uns irgendwie einigen.«
»Horace war ein erstklassiger Spürhund«, bemerkte der Mann voller Stolz. »Der beste überhaupt.«
Drake McBride kicherte. »Eine Lusche war das, Ihr Horace! Hat man je gehört, dass ein erstklassiger Bluthund sich verläuft?«
An diesem Punkt des Gesprächs war Jimmy Lee Bayliss klar, dass es keine Möglichkeit gab, Drake McBride vor seinem eigenen Mundwerk in Schutz zu nehmen. So kam es, dass der Generaldirektor der Red Diamond Energy Corporation im nächsten Moment gegen eine Wand seiner Hotelsuite gedrückt wurde, bis die Farbe seines Gesichts der seines albernen Pyjamas glich.
»Horace ist nicht verloren gegangen. Er ist umgebracht worden!«, sagte der Hundeführer und drückte weiter. »Aufgefressen!«
Jimmy Lee Bayliss versuchte, die Hände des Mannes von Drake McBrides Hals zu lösen, doch der Hundeführer war sehr kräftig und sehr wütend. Drake McBrides Augen quollen hervor, er fuchtelte wie wild mit den Armen herum und stieß kleine spitze Mauseschreie aus.
»Lassen Sie ihn los, bitte!«, flehte Jimmy Lee Bayliss. »Er zahlt Ihnen auch die zwei Riesen.«
»Und entschuldigt sich für die Gemeinheiten, die er über Horace gesagt hat?«
»Er setzt ’ne Anzeige in die Zeitung, wenn Sie wollen.«
Der Hundeführer ließ Drake McBride los, und der sank auf die Knie. Geschlagene fünf Minuten hockte er keuchend und hustend auf dem Teppich, aber schließlich bekam er wieder Luft und sagte, es tue ihm sehr leid.
»Geben Sie mir mein Geld«, sagte der Hundeführer.
»Haben Sie gesagt, Ihr Hund wurde aufgefressen?«
»Jede Wette.«
»Wie das denn, wenn ich fragen darf?«
»Das wissen Sie doch genau!«, sagte der Mann kalt.
Drake McBride sah fragend zu Jimmy Lee Bayliss hinüber. »Wovon redet der?«
Bei sich selbst dachte Jimmy Lee Bayliss: Mein Chef ist ein totaler Schwachkopf.
»Er redet von einem Panther.«
»Ha! Da draußen gibt’s doch gar keine Panther!«, verkündete Drake McBride, aber das war nur leeres Getöse. Sein Gesicht war maskenhaft bleich vor Angst.
Der Hundeführer sagte: »Ich hab die Kacke selbst gesehen.«
»Sie täuschen sich, mein Freund. Die war von einem Rotfuchs, garantiert.«
»Ach ja?« Der Mann riss Drake McBride hoch und stieß ihn in einen Sessel. »Ich soll Rotfuchskacke nicht von Pantherkacke unterscheiden können? Was da lag, das kam nicht von so einem winzigen Rotfuchs.«
Vor lauter Angst, wieder gewürgt zu werden, gab sich Drake McBride geschlagen. »Wie Sie meinen. Sie sind der Fachmann.«
»Und ob ich das bin«, sagte der Hundeführer.
Um die Unterhaltung zu einem friedlichen Ende zu bringen, erklärte Jimmy Lee Bayliss seinem Chef, dass der Hundebesitzer Horace niemals in den Schwarzrankensümpfen auf eine Spur gesetzt hätte, wenn er geahnt hätte, dass dort ein Panther herumstreift. »Der Hund ist ausschließlich auf Menschen abgerichtet, nicht auf Raubkatzen. Ich glaube, wir sind wirklich verpflichtet, den Mann für seinen Verlust zu entschädigen.«
»Schon gut, schon gut«, murmelte Drake McBride und humpelte nach nebenan, um sein Scheckbuch zu holen.
»Drüben im Westen«, sagte der Hundeführer, »da haben sie spezielle Hunde, um Berglöwen zu jagen, aber dafür war Horace nicht ausgebildet. Er ist bestimmt auf diesen Panther zugerannt, hat nicht mal gebellt, und eh er sich’s versah, war er mausetot und aufgefressen. Aber glauben Sie mir, ich hab dran gehangen, an dem alten Kerl.«
»Es tut uns sehr leid, was passiert ist. Aufrichtig leid.« Jimmy Lee Bayliss hatte seine ehrlichste Stimme hervorgeholt.
»Das ist ja wohl das Mindeste.«
»Mr. McBride und ich hatten ja keine Ahnung, dass sich da ein gefährlicher Panther auf unserem Gelände rumtreibt.«
»Wissen Sie was? Ich glaube, Sie haben beide ’ne Schraube locker.«
Darüber wollte Jimmy Lee Bayliss lieber nicht diskutieren. Sein Boss kam mit Scheckbuch und Kugelschreiber zurück und ließ sich in den Sessel sinken.
Mit gezwungener Höflichkeit
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