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Papa

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Titel: Papa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven I. Hüsken
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zerteilt und aufgeschichtet. Robert rutschte das Pfefferspray aus der Hand. Seine Arme gaben nach, so dass er sich setzen musste. Der tätowierte Stern auf dem Bein der Chinesin war ein Polizeistern.
    Ried hatte Maik geholt. Er war der Nächste. Maik, der Ried damals verhaftet hatte.
    Das war das gesuchte Muster! Die Verbindung. Das Motiv. Ried war auf einem Rachefeldzug.
    Roberts Blick fiel auf das Nachttischchen und auf die Bilderrahmen darauf. Die Gesichter, die ihm entgegenlächelten, kannte er.
    Das schelmische Grinsen gehörte Maiks Tochter Lilly. Das andere Bild zeigte Michelle, Maiks Exfrau, mit einer blutigen Wunde auf der Wange.
    Nein – Robert kroch darauf zu, um besser sehen zu können – das war keine Wunde. Das war …
    »Auf den Boden! Nehmen Sie die Hände über den Kopf!« Die Stimme war scharf und laut, und doch hörte Robert sie kaum.
    Welche Chance hatte er jetzt noch, Ried ohne Maik zu finden?
    Hände packten ihn, drehten ihm die Arme auf den Rücken und drückten ihn zu Boden.
    Er hatte nicht die Kraft, sich zu wehren oder zu sagen, wer er war. Sein Verstand arbeitete auf Hochtouren, sein Körper wurde unbedeutend.
    Erst als man ihn auf die Wiese vor dem Hof verfrachtet hatte, nahm er wieder bewusst wahr, was um ihn herum passierte.
    Ein paar Polizisten suchten die nähere Umgebung ab, während sie darauf warteten, dass die Leute von der Spurensicherung eintrafen. Robert reichte, was er gesehen hatte. Auf dem Foto, das Michelle zeigte, hatte sie keine Wunde gehabt. Jemand hatte es in die Hand genommen und beim Betrachten einen schmierigen Blutfleck hinterlassen.
    Ried hatte sich Michelles Foto angesehen. Er hatte etwas mit ihr vor, da war sich Robert sicher.
    Plötzlich stand Martin Gröne vor ihm. Die schwarzen Haare perfekt gescheitelt und den Dreitagebart korrekt gestutzt. »Was zum Kuckuck tust du hier?«, fragte Gröne und dirigierte gleichzeitig ein paar Polizisten mit einem Fingerwink herum. »Wenn man mich richtig informiert hat, bist du nicht mehr im Dienst.«
    Wie in Trance wippte Roberts Kopf auf und ab, doch er antwortete nicht.
    »Verdammt, Robert, weißt du, in was für eine Lage du mich hier bringst? Frau Dr. Gäter hat im Präsidium angerufen. Du warst bei ihr. Herrgott noch mal, du kannst in deiner Freizeit nicht einfach Räuber und Gendarm spielen. Dir ist hoffentlich bewusst, dass ich dich melden muss? Zellinger wird ausrasten.«
    Robert schaute auf. Manchmal musste man keine Entscheidungen treffen, manchmal regelte sich alles von allein. »Ich muss Leute schützen, die es selbst nicht können. Ja, ich bin beurlaubt und bald wahrscheinlich suspendiert. Ich denke jedoch, in Anbetracht der Lage ist das zweitrangig, oder nicht?«
    »Du warst unerlaubt in einem öffentlichen Institut mit beschränktem Zugangsrecht. Das mag nicht dramatisch sein, aber ich versichere dir, solltest du dich weiterhin in die laufenden Ermittlungen einmischen, werde ich dich verhaften lassen. Haben wir uns verstanden?«
    Gäter hatte das Verschwinden der Speicherkarte also noch nicht bemerkt. Vielleicht war doch nicht alles aus.
    Er musste zu Michelle, ohne dass die Polizei etwas davon mitbekam.
    »Entschuldige, Martin«, er stand auf, »dieser Fall geht mir nahe. Ich konnte ihn nicht so einfach hinschmeißen.«
    Martin Gröne seufzte und legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Das ist mir bewusst«, sagte er fast freundschaftlich. »Aber wenn ich auf dich aufpassen muss, kann ich meinen Job nicht machen.«
    Der Unterkiefer von Robert zitterte. »Was? Auf mich aufpassen?« Seine Stimme schwoll an, und er spürte, dass er sich bald nicht mehr unter Kontrolle hatte. »Wer so grün hinter den Ohren ist wie du, sollte den Mund nicht zu voll nehmen. Lass dir erst mal Haare am Sack wachsen, und dann kannst du versuchen, auf mich aufzupassen. Und solltest du noch so eine Bemerkung fallenlassen, werde ich dir hier vor deinen Leuten deine hübsche Visage polieren. Haben wir uns verstanden?«
    Gröne hob beschwichtigend die Arme. »Hey, kein Grund, ausfallend zu werden.«
    »Ein kleines Mädchen ist entführt worden. Von einem Irren, der Schmetterlinge aus seinen Opfern macht, der sie bei lebendigem Leib häutet und zerstückelt. Und du pisst dir in die Hose, weil ich mir eine Leiche angeschaut und meinen Freund besucht habe? Das ist nicht dein Ernst. Erzähl Zellinger, was du willst, aber komm von deinem hohen Ross runter.«
    In den Augen von Gröne flackerte es. Er hatte die Hände zu Fäusten geballt und

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