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Paperboy

Paperboy

Titel: Paperboy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Dexter
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Handtuch sinken. Wütend und voller Sand stand ich auf und folgte meinem Schwanz, der in der ersten Hälfte meines Lebens ständig steif zu sein und in die falsche Richtung zu deuten schien, ging ins Wasser und schwamm hinaus. Ich war etwa hundert Meter weit draußen, fühlte mich wütend und stark, fühlte mich, als würde ich übers Wasser gleiten wie Flammen über Öl, da merkte ich plötzlich, warum mir dieser Vergleich in den Sinn gekommen war.
    Ich brannte.
    Ich hörte auf zu schwimmen und sah mich um, das Brennen umspülte mich wie der durch ein Zimmer strömende Luftzug eines Ventilators. Nach diesem Luftzug war es so kühl, dass es mir fast den Atem raubte. Ein halbes Dutzend durchsichtiger Quallen schwebte unmittelbar unter der Wasseroberfläche, einige vor mir, aber weit mehr im Wasser hinter mir, das ich gerade durchschwommen hatte.
    Ich hob einen Arm, sank unter Wasser und sah, dass Tentakeln von den Quallen abgerissen waren, dass sie sich um mich gewickelt und wie Peitschen ineinander verknotet hatten. Wieder umspülte mich das Brennen, mir war eiskalt.
    Ich kehrte um. Das Brennen änderte sich nicht, als ich erneut durch die Quallen schwamm, aber einige Meter weiter fühlte ich eine Schwere in den Armen, dann auf der Brust, und ich dachte, sie würde mich herunterziehen. Ich drehte mich auf den Rücken, wollte mich ausruhen und merkte, dass mit meiner Atmung etwas nicht stimmte.
    Langsam paddelte ich mit den Beinen, hörte das Geräusch der Luft, die durch meinen Mund strich, konnte sie aber nicht tief genug in mich hineinsaugen. Ich schloss die Augen, paddelte, dachte, dass ich vielleicht sterben musste. Lange Zeit später wurde es warm, und ich wusste, dass ich im flachen Wasser war und nicht ertrinken würde.
    Als ich den Grund spürte, setzte ich mich einen Moment hin, sammelte mich, drehte mich um auf Hände und Knie, kroch aus dem Wasser an den Strand, richtete mich auf, schwindlig wie nie zuvor, und ging zu Charlotte Bless, die immer noch mit dem Gesicht nach unten und trägerlos auf ihrem Handtuch lag.
    Eines der Mädchen, die vor dem hohen Gras Bier tranken, sah mich als Erste. Ich hörte, wie sie »Mein Gott!« schrie, blickte an mir herab und begriff sofort das Ausmaß der Vergiftung. Die Tentakeln steckten tief in Armen und Beinen, die Haut um sie herum war aufgequollen und rosig. Wie Halsketten, dachte ich.
    Ich hörte die Mädchen kommen, aber als ich aufblickte, sah ich sie nicht. Ich rieb mir die Augen, nur waren die Lider am falschen Platz, über die Augenhöhle hinaus angeschwollen. Ich wollte weitergehen und fiel hin.
    Die Sonne war warm, und ich begann zu zittern. »Eine Allergie«, sagte eines der Mädchen. Sie kam, verdeckte die Sonne, war so nah, dass ich Bier auf ihrem Atem roch. »Können Sie mich hören?« fragte sie. »Wir rufen einen Krankenwagen …« Ich spürte, wie eines der Mädchen mein Bein mit Sand abrieb. Und dann griff jemand nach meinem Arm und machte dasselbe.
    »Ich weiß, es tut weh«, sagte das Mädchen, das über mir stand. »Ich bin Krankenschwester.«
    »Was ist mit ihm?« Das war Charlottes Stimme.
    »Er hat eine allergische Reaktion«, sagte die, die offenbar den Ton angab. »Er muss da draußen in einen Quallenschwarm geraten sein.«
    Eine von ihnen rieb meinen Schenkel immer noch mit Sand ab. Ich hörte sie wie von weit her sagen: »Verdammt, seht euch das an.« Und dann redete wieder die, die über mir stand. »Können Sie mich hören?« fragte sie mit ruhiger, schwächer werdender Stimme. »Wie heißt er?«
    »Jack«, sagte Charlotte und klang verängstigt.
    »Jack«, sagte sie, die Stimme wieder näher, »wir holen einen Krankenwagen. Können Sie mich hören?«
    Der Boden begann sich unter mir zu drehen, langsam zuerst und dann immer schneller. »Hören Sie, Mister«, sagte die Anführerin, »was wir jetzt machen, ist ein bisschen peinlich.«
    Ich versuchte nicht, ihr zu antworten, und dann spürte ich, wie mir die Badehose ausgezogen wurde, das Innenfutter kehrte sich nach außen, als man sie mir die Beine herunterrollte. »Halten Sie durch!« sagte das Mädchen, und dann stand sie auf, das Licht der Sonne färbte alles rot, und gleich darauf spürte ich ein sanftes Rinnsal über mein Bein wandern, als ob ich mit warmem Bier gewaschen würde.
    »Was machen Sie da?« fragte Charlotte und klang immer noch besorgt. Sie erhielt keine Antwort – es waren ausgebildete Krankenschwestern –, doch das erste Rinnsal verebbte, und dann verdeckte ein anderes

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