Paperboy
musste, dass Besucher vor seiner Bürotür warteten, sah er nicht gerade glücklich aus.
»Die
Times
«, sagte Mr. Ellison. Als wir das letzte Mal da gewesen waren, hatte er uns in ebendiesem Flur gesehen, aber nicht mit uns gesprochen, da wir vier Minuten vor zwölf gekommen waren. Das Informationsbüro des Sheriffs schloss um zwölf Uhr mittags, dienstags bis freitags.
Ward sagte: »Genau.« Mr. Ellison schloss die Tür auf und ging in sein Büro. Wir folgten ihm unaufgefordert. Er zog die Jalousie hoch und ließ Licht ins Zimmer, unter dem dünnen Haar schimmerte sein Schädel durch.
»Sie sind W. W.s Junge?«
»Stimmt«, sagte mein Bruder, der immer noch stand.
Mr. Ellison ging an seinen Schreibtisch und setzte sich. »Geht einfach hin und arbeitet für die Konkurrenz«, sagte er und schüttelte den Kopf, öffnete die Schreibtischschublade und starrte hinein.
»Wie geht’s Ihrem Daddy?«
»Ganz gut«, erwiderte Ward.
Mr. Ellison schloss die Schublade und lehnte sich lächelnd zurück. »Der umstrittenste Mann in Moat County«, sagte er bewundernd. Ward gab darauf keine Antwort, und Mr. Ellison richtete sich auf, bereit, zur Sache zu kommen.
»Was kann ich heute für die Herren tun?« fragte er.
Und mein Bruder erzählte ihm, dass wir uns in der Stadt aufhielten, um den Mord an Thurmond Call und die Verurteilung Hillary Van Wetters zu überprüfen. Er sagte: »Es gab da einige Beweisstücke, die verloren gegangen sind ...«
Mr. Ellison nickte, als wüsste er genau, was Ward damit sagen wollte. Als wären wir alle einer Meinung. »Ja, ganz recht«, sagte er.
»Entscheidende Beweisstücke.«
»Genau«, sagte Mr. Ellison. Wieder war es still im Zimmer.
»Wir haben uns gefragt«, sagte mein Bruder, »welche Erklärung Sie dafür ...«
Mr. Ellison schüttelte den Kopf. »Dafür gibt es keine Erklärung«, sagte er, »falls Sie noch nie in einer Situation waren, in der Ihr Leben auf dem Spiel stand. Falls Sie sich noch nie mit einem Menschen verbunden gefühlt haben, der gerade ermordet wurde. Dass Polizisten auch nur Menschen sind, ist unsere einzige Erklärung.«
Mein Bruder blieb stumm und wartete. Mr. Ellison schaute ihn an, dann sah er zu mir herüber. »Ich glaube nicht, dass ich Ihren Namen verstanden habe«, sagte er.
»Jack James«, sagte ich, und er lächelte wieder.
»Der Schwimmer«, sagte er, und ich wusste nicht, ob er an die University of Florida dachte oder an das, was am Strand von St. Augustine passiert war. Er schaute uns beide an, ein wächsernes Lächeln auf dem Gesicht.
»Sind Sie auch ins Familiengeschäft eingestiegen?« fragte er. »World War muss ein stolzer Mann sein.«
Er lächelte, Ward blieb stumm. »Mr. Ellison«, fragte mein Bruder schließlich, als genügend Zeit verstrichen war, »was ist mit diesen Beweisstücken geschehen?«
Er schüttelte langsam den Kopf. »Wenn ich das doch nur wüsste«, sagte er.
»Mr. Van Wetter hat uns erzählt, das Blut an seiner Kleidung sei sein eigenes Blut gewesen«, sagte Ward. »Er hätte sich an irgendeinem Werkzeug geschnitten, das er an jenem Abend benutzt hat.«
Mr. Ellison nickte nachdenklich. »Mr. Van Wetter ist bekannt dafür, dass er nachts seine Werkzeuge benutzt«, sagte er und schwieg, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. »Wenn ich mich recht erinnere, hat er einem Sheriff den Daumen abgeschnitten.« Wieder eine Pause, diesmal eine längere. »Wegen eines Strafzettels.«
Und dann schaute er auf die eigene Hand und presste den Daumen gegen die Handfläche. »Ohne Daumen ist ein Mann nicht viel wert«, sagte er. »Schließlich unterscheidet uns der Daumen vom Affen.«
»Ist ein Sheriff im Haus, mit dem wir reden können?« fragte Ward. »Jemand, der dabei war, als Hillary Van Wetter verhaftet wurde?«
Mr. Ellison schaute immer noch auf seine Hand und ließ die Finger spielen. »Selbst eine Kleinigkeit, die Titte deiner Frau zwischen die Finger zu nehmen, zum Beispiel ...« Er hörte auf, die Finger zu bewegen, und sah plötzlich auf, schaute meinem Bruder direkt ins Gesicht. »Sind Sie schon verheiratet, Mr. James?«
Ward schüttelte den Kopf.
Mr. Ellison blickte wieder auf seine Hand. »Ist nur eine Kleinigkeit, aber es geht nicht mehr.« Er legte die Hand auf den Brustkorb und versuchte, die Brust unter dem Hemd zu umspannen. »Man kann in keine Titte mehr kneifen«, sagte er und schaute auf, »aber wissen Sie, das mögen die gar nicht. Denen ist es lieber, wenn man sie einfach festhält. Kneif ihnen in die
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