Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Papierkuesse

Papierkuesse

Titel: Papierkuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pali Meller
Vom Netzwerk:
Leben, das sich lebendig erhält durch das sich Klammern an die Schönheit der Dinge, die in weiter Zukunft liegen, und dies so stark tut, dass der mühevolle lange Weg bis dahin nur wie der Aufstieg des Wanderers erscheint, der durch Klüfte, Firne, Risse, Spalten, Schnee und Sturm sich bahnend den Gipfel erreicht, wo die Sonne scheint und wo der Ausblick in die unendliche Ferne, in die göttlich schöne Welt jeden Kummer, jeden Schmerz, jede Entsagung vergessen lässt. Du hast es einfacher gesagt und gehofft, dass wir einig sind in diesen Zielen. Es sieht aber fast so aus, als ob wir uns gegenseitig Mut machten durch das Heraufbeschwören dieser Bilder. Von mir aus will ich’s gar nicht leugnen!! Unser Leben ist selbst nur ein Gleichnis; wir leben in Bildern, Deutungen, Auslegungenund oft nur als Echo hohl tönender Worte. Ob die Deutungsbilder aus uns selbst geboren werden oder von Außen (sei’s durch Kirchenkanzel oder Zeitungsaufruf) in uns gepflanzt werden, ist nur von Bedeutung als Beantwortung der ewigen Frage: Schiebe ich oder werde ich geschoben? Welch Reichtum und welch Glück liegt aber in der Fähigkeit des Bilderformens und der Lebensdeutung!! Die Giftschlange beißt den schlafenden Zarathustra. Er könnte jetzt rufen: »Weh mir! Hilfe! Eine Schlange hat mich gebissen!!« Er aber sagte: »Danke Dir meine Gute, dass Du mich geweckt hast!« 23 Du siehst: der Schlangenbiss ist die so genannte Wirklichkeit. Was ich aber aus ihr mache, das Deutungsbild der Tat, wird erst für mich zur Wahrheit! Der Gottgläubige sagt in seiner Demut: »Gott gab es, Gott nahm es, unerforschlich sind seine Wege«. Diese Demut ist aber mit dem Tod vermählt! Der Gottgläubige mit ungebrochenem Lebenswillen, gepaart mit dem Glauben an den höheren Sinn des Leids, der sagt: »Ich danke Dir auch für das scheinbar Böse, das ich zu erleiden habe! Ich weiß, dass dieser Weg mich vor noch böserem Geschick bewahrt hat und zu helleren Gefilden führen wird!« Ist dies nun Selbstbetrug? Nein! Niemals!
    Das ist die Macht des schöpferischen Geistes, das sind die Flügel, mit denen wir uns vom Tiersein emporheben in die klare Luft der Ideenwelt. Und darin wollen wir beide, immer neue Bilder heranziehend, uns stärken: unser Leben hat Sinn, Ziel und Zweck, das Schwere muss getragen werden, auch wenn uns im Augenblick alles unentwirrbar und grausam erscheint.Wir wissen und glauben, dass wir am Ende (wo jedes warum und wieso sich neigt vor der Allmacht der Fügung) wieder zusammengeführt werden, um glücklich zu sein, wie es sich für Wesen, die »nicht so zart wie Lilien« sind, geziemt!! Dann werden wir vielleicht auch wissen, wozu alles Böse gut war! Also, old boy! sagen wir noch schnell 1, 2, 3 – und jetzt lachen! Und dann alles Gute und l000 Küsse bis zum nächsten Brief! P. S. Anbei noch meine letzten Zeichnungen. Es sind Versuche in verschiedenen Techniken. Jene, die Ihr gut findet, lasst beim Lichtpauser pausen und schickt sie an meinen Vater und meine Schwester. Nochmals herzlichst Papa.
    Geliebte, süße Barra!! Das war mir aber eine Freude! Dieses Zeugnis ist ja großartig! Und wenn Du, deren Schrift mich immer neu begeistert, gerade aufs »Schreiben« eine 2 bekamst, wie musst Du dann rechnen können, um es auf eine 1 zu bringen? Nun lass Dich aber durch mein Lob nicht allzu sehr leiten, sondern sage Dir: »Genau wie eine Barra nie müde ist, so ist Barra eben auch Klassenerste. Was ist da viel dabei?« Sowas sieht Dir auch vielmehr ähnlich, und so muss es Dir im Leben mit allem gehen: Sei’s Schule, sei’s Acro oder Tanz: Dein Wille, Dein Ehrgeiz, Dein Glauben an Dich selbst werden es schon schaffen! Mein süßes kleines Mädchen! Wie spreche ich zu Dir? Wie zu einem Soldaten, der dem Feind entgegen geht. Aber es ist komisch: wenn ich an Dich denke, so sehe ich immer außer Deinem süßen Kopf mit den Riesenaugen auch noch den Menschen, der in Dir liegt und der Du einmal werden wirst, und ein unendliches Vertrauenzu diesem Menschen packt mich. Und wenn Pila Dich, als Du kaum ein Jahr alt warst, schon »unsere Mutti« nannte, so auch nur deshalb, weil er die Kraft des Führers (wie Deine Mutter) schon in Dir sah! Jetzt genug davon. Ich wünsche Dir als »Reisetante« schöne Tage in Jena und bei Lutz und bestelle auch überall meine herzlichsten Grüße. l 000   000 Küsse
    Liebe Franzi. Sie erhalten (nachdem Sie auf die Aufforderung des Amtsgerichts die Gebühren bezahlt haben) eine Generalvollmacht von

Weitere Kostenlose Bücher