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Papilio Mariposa

Papilio Mariposa

Titel: Papilio Mariposa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oswald Levett
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und Ihrem Vermögen werden
Sie bestimmt eine geeignete Gattin finden. Oder
wenn schon das nicht, so nehmen Sie sich in Gottes
Namen eine hübsche Wirtschafterin. Und richten Sie
sich doch Ihr Leben vernünftiger ein. Ich begreife
nicht, warum Sie nicht zumindest während des Winters
in der Stadt leben können, ohne damit Ihre Studien zu
gefährden. Diese ewige Einsamkeit führt zu nichts Gutem.
Sie nehmen Schaden an Ihrem Gemüte, Sie verwildern
ja. Immer wieder mitten unter diesen Schmetterlingen.
Sie werden ja noch selbst zu einem Schmetterling,
zu irgendeinem trübseligen Nachtfalter«,
schloß ich lächelnd.
    Er wurde seltsam bleich bei diesen letzten Worten
und erwiderte: »An Frauen ist nicht zu denken. Ich
darf keiner zumuten, mit einem solchen Scheusal, wie
ich es bin, eine Luft zu atmen. Glauben Sie denn nicht,
daß ich’s schon oft genug versucht habe? Ich bin doch
ein Mensch mit einem fühlenden Herzen, mit Wünschen
und Begierden. Aber wenn ich Ihnen erzählen
wollte, wie’s mir mit Frauen ergangen ist« — in sein Gesicht
trat der Ausdruck wildesten Schmerzes —, »immer
wieder ergangen ist, Sie würden weinen vor
Schmerz und Scham, so wie ich geweint habe. Ach,
Frauen sind mitleidlos . . . Sie haben es ja selbst gesehen
. . . Nein, von Menschen kommt mir keine Freude,
keine Heiterkeit. Viel lieber bin ich unter meinen Tieren.
Mein Rolf ist mein bester Freund. Nächst Ihnen.«
Und er streichelte liebevoll meine Hände.
    Ehe er Abschied nahm, teilte er mir mit, daß er eineweite Forschungsreise, in die Tropen, unternehmen
und viele Monate, vielleicht Jahre ausbleiben werde.
    »Und das erwähnen Sie nur so nebenbei«, fragte ich
lebhaft. »Da müssen Sie ja schon umfangreiche Vorbereitungen
getroffen, geeignete Reisebegleiter ausgewählt,
die entsprechende Ausrüstung angeschafft haben.
Man setzt sich doch nicht einfach in den Zug und
nimmt ein Billett nach dem Äquator. Bei Ihrer Sorgfalt
und Umsicht haben Sie sich sicherlich einen genauen
Plan zurechtgelegt. Das interessiert mich, davon müssen
Sie mir mehr erzählen.«
    Aber er antwortete sonderbar ausweichend. Statt
dessen traf er sehr eingehende Anordnungen über sein
Vermögen, namentlich für den Fall seines Todes oder
seines Ausbleibens über eine gewisse Zeit.
    Als er mir die Hand zum Abschied reichte, konnte
er kaum sprechen vor Ergriffenheit. Es war, als nähme
er Abschied für immer. —
    Abends holte ich Désirée ab. Auf der anderen Straßenseite,
gegenüber dem Haus, wo sie wohnte, stand
ein Auto, hinter dessen herabgelassenem Vorhang jemand
herüberzuspähen schien.
    Als ich ins Haustor trat, fuhr das Auto los. Einem
plötzlichen Entschlusse folgend, sprang ich rasch in
meinen Wagen und fuhr hinterdrein.
    Endlich hielt es vor dem Südbahnhof. Aus dem
Auto stieg Mariposa.
    Was hatte das zu bedeuten? Warum belauerte er,
warum lauerte er auf Désirée? Wollte er sie mir abspenstig
machen?
    Mir schien all das halb lächerlich und widerwärtig,
halb unheimlich — wie jene nächtliche Szene in der
Hurengasse, wo ich ihn einst beobachtet hatte.

    E inige Wochen später feierte
Désirée ihren Geburtstag. Ich stattete ihr schon
am Morgen einen Besuch ab, um ihr als erster meine
Glückwünsche darzubringen.
    Während ich bei ihr war, brachte der Postbote eine
Kiste. Neugierig öffnete Désirée die sorgfältige Verpackung.
Es kam ein gläsernes, mit Luftlöchern versehenes
Gehäuse zum Vorschein, eine Art Vogelkäfig.
    Der Boden war mit hohem Gras und Blattpflanzen
dicht bedeckt. Das Badehäuschen fehlte, wohl aber
schimmerte unter dem Blattwerk Wasser hervor. Im
oberen Teile des Gehäuses waren Vogelsprossen angebracht.
    Wo aber war der Vogel, der zu diesem Käfig gehörte?
Nichts regte sich. Désirée pfiff und lockte und
pochte an die Scheiben. Vergeblich. War das Tierchen
während des Transportes gestorben und lag im hohen
Grase verborgen?
    Endlich rührte sich etwas. Aus dem Blattdickicht
lugte ein Kopf hervor. Aber das war kein Vogel. Das
war ein Lurch. Nun kam der ganze Vorderleib zum
Vorschein: ein Salamander war es.
    Wozu also die Vogelsprossen im Käfig?
    Nun geschah etwas Merkwürdiges. Es war, als habe
das Tierchen die Frage verstanden und wollte darauf
Antwort geben. Es kroch vollends hervor, es entfaltete
zwei Flügel, es flog empor auf eine der Sprossen.
    Da kauerte es nun, blickte um sich aus klugen
schwarzen Äuglein und zog die Flügel fächerförmig
ein.
    Atemlos hatten wir das mitangesehen. Nun konnten
wir das Tier mit

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