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Papillon

Papillon

Titel: Papillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Charrière
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Leintüchern und Kopfkissen unter. Der erste Sanitäter, den ich sehe, ist Chatal, Sanitäter im Saal des Obersten Wachkommandos von Saint-Laurent-du-Maroni. Gleich kümmert er sich um Clousiot und gibt einer Wache Anweisung, den Arzt zu holen. Der kommt gegen fünf. Nach einer langen und eingehenden Untersuchung sehe ich, wie er, anscheinend unzufrieden, den Kopf schüttelt. Nachdem er seine Verordnung geschrieben hat, wendet er sich uns zu.
    »Wir sind keine guten Freunde, Papillon und ich«, sagt er zu Chatal.
    »Das wundert mich, Doktor, denn er ist ein tapferer Bursche.«
    »Möglich, aber er ist widerborstig.«
    »Weswegen?«
    »Wegen einer Visite im Bau.«
    »Doktor«, sage ich ihm, »das nennen Sie eine Visite, mich durchs Guckloch abzuhorchen?«
    »Es ist Vorschrift der Gefängnisverwaltung, daß die Tür zur Zelle eines Korrektionshäftlings nicht geöffnet werden darf.«
    »Schön und gut, Doktor, aber ich hoffe für Sie, daß Sie der Verwaltung nur leihweise überlassen und nicht ein Teil von ihr sind.«
    »Davon sprechen wir bei einer anderen Gelegenheit. Ich werde versuchen, euch hochzubringen, Sie und Ihren Freund. Was den anderen anlangt, so fürchte ich, daß es zu spät ist.«
    Chatal erzählt mir, daß er eines Fluchtversuchs verdächtigt und daher auf den Inseln interniert wurde.
    Ferner, daß Jesus, jener, der mich während der Flucht betrogen hat, von einem Leprakranken ermordet wurde. Er kennt nicht den Namen des Leprösen, und ich frage mich, ob es nicht einer von den beiden war, die uns so großherzig geholfen haben.
    Das Leben der Sträflinge auf den lies du Salut ist völlig anders, als man es sich vorstellt. Die Mehrzahl der Männer ist höchst gefährlich, aus verschiedenen Gründen. Zuerst einmal: jeder ißt gut, denn man handelt mit allem und jedem, mit Alkohol, Zigaretten, Kaffee, Schokolade, Zucker, Fleisch, frischem Gemüse, Fischen, Krabben, Kokos und so weiter. Daher sind sie alle von bester Gesundheit, in einem sehr gesunden Klima. Nur die auf Zeit Verurteilten haben die Hoffnung, freizugehen, aber die lebenslänglich Verurteilten – Verlorene auf immer! –, die sind alle gefährlich. Jeder ist in den täglichen Handel verstrickt, die Sträflinge wie die Wachen. Eine schwer zu verstehende Mischung. Die Frauen der Wachen suchen sich junge Sträflinge, um sich von ihnen die Wirtschaft führen zu lassen, und oft genug werden sie ihre Liebhaber. Man nennt sie »Hausburschen«. Einige sind Gärtner, andere Köche. Es ist so eine Art von Fließbändern, die die Verbindung zwischen dem Lager und den Häusern der Wachen herstellen. Die »Hausburschen« sind bei den anderen Sträflingen nicht schlecht angesehen, denn dank ihnen kann man mit allem handeln. Dennoch werden sie nicht als Saubere angesehen. Kein Mann aus dem echten Lagerkreis würde sich zu solchen Diensten hergeben. Weder zum Gefangenenwärter noch zum Servierer in der Messe der Wachmannschaften. Im Gegenteil, es wird sehr viel für die Tätigkeiten bezahlt, bei denen man nichts mit den Aufsehern zu tun hat: Latrinenreiniger, Mistführer, Blätteraufklauber, Büffeltreiber, Sanitäter, Gärtner, Fleischer, Bäcker, Ruderer, Träger, Leuchtturmwärter. Alle diese Posten werden von den wirklich Schweren eingenommen. Ein wirklich Schwerer arbeitet niemals in den Arbeitsgruppen, die die Gebäude zu erhalten haben, die Mauern, die Straßen, die Treppen ausbessern, oder in den Baumschulen für Kokospalmen, das heißt: er arbeitet nicht in praller Sonne und nicht unter Aufsicht. Es wird von sieben Uhr früh bis mittags und von zwei bis sechs gearbeitet. Das gibt einen Blick auf eine kleine Welt, in der sich so unterschiedliche Leute mischen, die gemeinsam leben, Gefangene und Aufseher; ein richtiges kleines Dorf, wo alles betratscht wird, wo alle einander beurteilen, jedermann des anderen Leben beobachtet.
    Dega und Galgani sind sonntags zu mir ins Spital gekommen. Wir haben Knoblauchfisch gegessen, eine Fischsuppe, Kartoffeln, Käse und haben Kaffee und Weißwein getrunken. Dieses Mahl haben wir uns im Zimmer von Chatal bereitet, zusammen mit ihm, Dega, Galgani, Maturette, Grandet und mir. Sie haben mich gebeten, ihnen meine Flucht in – allen Einzelheiten zu schildern. Dega beschloß, nichts dergleichen mehr zu unternehmen. Er erwartet von Frankreich einen Strafnachlaß von fünf Jahren. Mit den drei Jahren, die er in Frankreich abgesessen hat, und den dreien hier, hat er nur noch vier Jahre. Er findet sich damit ab. Galgani

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