Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Papillon

Papillon

Titel: Papillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Charrière
Vom Netzwerk:
ich die Grabplatte ab, steige in die Gruft und zerschlage mit einer kurzen Eisenstange die Betonwand, die an das Grab, wo das Floß liegt, angrenzt. Kaum ist mir das gelungen, ergießt sich auch schon ein Wasserschwall vom Nachbargrab in die Gruft. Als mir das Wasser bis zu den Knien geht, steige ich heraus. Wir legen die Grabplatte wieder auf und verkitten sie mit weißem Kitt, den mir Naric besorgt hat. Diese Operation hat in unserem Grabversteck das Wasser um die Hälfte sinken lassen.
    Am Abend sagt Carbonieri: »Der Ärger bei dieser Flucht wird kein Ende nehmen.«
    »Wir haben’s fast geschafft, Matthieu.«
    »Fast, hoffen wir’s.« Wir sitzen wirklich auf glühenden Kohlen. Am Morgen bin ich zur Pier hinuntergegangen.
    Ich bat Chapar, mir zwei Kilo Fisch zu kaufen, ich werde sie mittags holen. Einverstanden. Ich steige zum Garten von Carbonieri hinauf. Wie ich mich nähere, sehe ich drei weiße Mützen. Warum sind wohl drei von den Herren Aufsehern im Garten? Sind sie dabei, ihn abzusuchen? Das ist doch ganz ungewöhnlich.
    Niemals habe ich drei von den Gammlern auf einmal bei Carbonieri gesehen. Ich warte mehr als eine Stunde, dann halte ich es nicht mehr aus. Ich beschließe, näher zu gehen, um zu sehen, was da los ist. Ich gehe geradewegs auf den Garten zu. Die Aufseher sehen mich herankommen. Auf ungefähr zwanzig Meter Entfernung von ihnen fange ich an, der Sache nicht zu trauen. Da setzt sich Matthieu das weiße Taschentuch auf den Kopf. Ich atme auf, und habe, bis ich zu der Gruppe stoße, meine Fassung wiedergewonnen. »Guten Tag, die Herren Aufseher. Guten Tag, Matthieu. Ich komme um die Melone, die du mir versprochen hast.«
    »Bedaure, Papillon, aber man hat sie mir heute morgen gestohlen, als ich die Bohnenstangen für meine Kletterbohnen holen ging. Aber in vier oder fünf Tagen wird es wieder reife geben, es sind schon welche ein wenig gelb. Also, ihr Aufseher, wollt ihr nicht etwas Salat oder Tomaten oder Radieschen für eure Frauen?«
    »Dein Garten ist gut gehalten, Carbonieri, gratuliere dir«, sagt einer von ihnen.
    Sie nehmen Tomaten, Salat und Radieschen an und gehen weg. Absichtlich gehe ich ein wenig vor ihnen her, mit zwei Salatköpfen.
    Ich gehe über den Friedhof. Das Grab ist halb aufgedeckt vom Regen, der die Erde weggeschwemmt hat.
    Schon auf zehn Schritt bemerkt man die Kokosmatten. Der liebe Gott ist wirklich mit uns, daß es noch nicht entdeckt wurde. Der Wind weht jede Nacht wie der Teufel, fegt über die Hochebene der Insel mit Wutgebrüll dahin, häufig von Regenstürzen begleitet. Hoffentlich hält das an. Ein geradezu traumhaftes Wetter für die Flucht, aber leider nicht für das Grab.
    Das größte Stück Holz, das mit drei Meter Länge, ist gut in seinem Heim angekommen. Es hat sich zu den anderen Holzstücken des Floßes versammelt. Ich selbst habe es eingefügt: ohne jede Mühe ließen sich die Zapfen fugenlos einpassen. Bourset kam ins Lager gelaufen, um zu wissen, ob ich dieses wichtige Hauptstück, das recht sperrig war, erhalten habe. Er ist ganz glücklich, zu erfahren, daß alles gutgegangen ist. Er schien Zweifel darüber gehabt zu haben. Ich frage ihn: »Kommt dir was verdächtig vor? Glaubst du, daß jemand etwas weiß: Hast du was ausgeplaudert? Antworte!«
    »Nein, aber nein.«
    »Trotzdem scheint mir, dich beunruhigt was. Rede doch!«
    »Ich hab ein unangenehmes Gefühl bekommen durch den allzu neugierigen Blick eines gewissen Beben Gelier. Ich habe den Eindruck, daß er Naric dabei gesehen hat, wie der das Holzstück unter der Hobelbank hervorzog und es in eine Kalktonne verfrachtete. Seine Augen verfolgten Naric bis zur Werkstattür. Das hat mir Angst eingejagt.«
    Ich frage Grandet: »Dieser Bebert Gelier ist von unserer Casa, da kann er doch kein Spitzel sein, wie?« Er antwortet: »Der Mann ist ein freigelassener Festungssträfling, du weißt, so einer von diesen harten Soldaten aus der Afrikatruppe, ein Straßenräuber, der durch alle Militärgefängnisse von Marokko und Algier gegangen ist. Ein Schläger. Gefährlicher Messerstecher. Ein Homo, der die Jungen liebt, und das Spiel. Er war immer nur Soldat. Ergebnis – ein Taugenichts, höchst gefährlich. Das Gefängnis ist sein Leben. Wenn du starken Verdacht hast, halte dich daran, bring ihn heut nacht um, dann hat er keine Zeit mehr, dich zu verpfeifen, falls er dazu die Absicht hat.«
    »Es gibt keinen Beweis, daß er ein Spitzel ist.«
    »Richtig«, sagt Galgani, »aber es gibt auch keinen

Weitere Kostenlose Bücher