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Papillon

Papillon

Titel: Papillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Charrière
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zu werden. Das wußten wir im voraus. Ich gehe an ihnen vorbei und frage: »Wieviel?«
    »Acht Tage«, antwortet Santini.
    Ein korsischer Aufseher sagt: »Keine gute Sache, wenn sich zwei Landsleute prügeln.«
    Ich kehre ins Lager zurück. Um sechs kommt strahlend Matthieu: »Es ist genau so«, sagt er mir, »als wenn ich Krebs hätte, und dann teilt mir der Arzt mit, daß er sich geirrt hat und ich habe nichts.« Carbonieri und meine Freunde triumphieren und gratulieren mir zu der Art, wie ich das Ganze organisiert habe. Naric und Quenier sind ebenfalls zufrieden. Alles geht gut. Ich schlafe die ganze Nacht, obwohl mich die Spieler abends zu einer Partie eingeladen haben. Ich schütze Kopfschmerzen vor. Tatsächlich bin ich halb tot vor Müdigkeit, aber glücklich, denn ich stehe knapp vor meinem Ziel. Das Schwerste liegt hinter mir.
    Diesen Morgen hat Matthieu das Holzstück vorübergehend in dem Mauerversteck untergebracht. Der Friedhofswärter fegt gerade die Wege zwischen den Gräberreihen auf der Seite, wo
das
Floß versteckt liegt.
    Es wäre nicht klug, sich ihm jetzt zu nähern. Jeden Morgen vor Sonnenaufgang gehe ich hin, um mit einer Holzschaufel eiligst die Erde über dem Grab zu richten. Mit einem Besen reinige ich den Weg und eile dann schnellstens zur Arbeit zurück. Besen und Schaufel lasse ich in einem Winkel hinter den Kotkübeln stehen.
    Jetzt sind es ganz genau vier Monate, daß die Vorbereitungen zur Flucht im Gange sind, und vor neun Tagen haben wir endlich das letzte Stück für das Floß bekommen. Tagsüber regnet es nicht mehr so oft, nachts manchmal überhaupt nicht. Mit allen meinen hellwachen Sinnen bin ich auf die beiden Stunden X eingestellt: Zuerst aus dem Garten von Matthieu das bewußte Holzstück herausnehmen und es dem Floß einfügen, innen jede einzelne Schnur fest anbinden; das alles kann man nur bei Tag bewerkstelligen. Und dann die Flucht. Sie wird nicht sofort zu bewerkstelligen sein, denn auf dem Floß müssen noch die Kokosnüsse und die Lebensmittel gut verstaut werden. Gestern habe ich alles Jean Castelli erzählt, und wie weit ich damit bin. Er ist selbstlos glücklich, daß ich mein Ziel schon fast erreicht habe. »Der Mond steht im ersten Viertel«, sagt er mir.
    »Ich weiß, aber gegen Mitternacht stört er nicht mehr. Die Ebbe tritt um sechs Uhr ein. So ist Hie beste Zeit, um das Ding aufs Wasser zu setzen, zwischen ein und zwei Uhr morgens.«
    Carbonieri und ich haben beschlossen, die Ereignisse zu beschleunigen. Morgen früh um neun kommt das Holzstück an seine Stelle. Und in der Nacht dann die Flucht.
    Den nächsten Morgen arbeiten wir Hand in Hand, vom Garten aus übersteige ich mit einer Schaufel die Mauer zum Friedhof. Während ich die Erde von
dem
Kokosgeflecht wegschaufle, nimmt Matthieu seinen Mauerstein heraus und kommt mit dem Holzstück zu mir. Gemeinsam heben wir die Kokosmatten auf und legen sie zur Seite. Das Floß kommt zum Vorschein, es ist in bestem Zustand. Feuchte Erdbrocken dran, aber in Ordnung. Wir heben es heraus, denn um das Holzstück einfügen zu können, brauchen wir mehr Platz. Wir fügen die fünf Zapfen ein; damit sie gut sitzen, müssen wir mit einem Stein draufschlagen. In dem Augenblick, wo wir endlich fertig und schon im Begriff sind, das Floß wieder auf seinen Platz zu bringen, erscheint ein Aufseher, das Gewehr im Anschlag:
    »Keine Bewegung, oder ihr seid tot!« Wir lassen das Floß fallen und heben die Hände in die Höhe. Ich erkenne den Gammler, es ist der Oberaufseher der Werkstatt.
    »Seid nicht blöd, Widerstand ist zwecklos. Ihr seid ertappt. Gebt es zu und rettet wenigstens eure Haut. Sie hängt ohnehin nur an einem Faden, denn ich habe gute Lust, euch beide niederzuknallen! Vorwärts marsch, zum Kommando!«
    Wie wir, Hände hoch, durch die Friedhofstür gehen, begegnen wir einem arabischen Wächter. Der Gammler sagt zu ihm: »Danke für den guten Dienst, Mohammed. Komm morgen vormittag bei mir vorbei, dann kriegst du das Versprochene.«
    »Danke«, sagt das Schwein. »Klar komm ich, Chef, aber der Bebert Gelier muß mich doch auch bezahlen, nicht wahr?«
    »Mach das mit ihm aus«, sagt der Gammler.
    Da sage ich: »Also der Bebert Gelier? Der hat uns verpfiffen?«
    »Das hab ich dir gesagt.«
    »Schon gut. Gut zu wissen.«
    Wir beide stehen ruhig da, von dem angelegten Gewehr in gehörigem Abstand gehalten. Der Gammler sagt zu Mohammed: »Durchsuch sie!«
    Der Araber zieht mir mein Messer aus dem Gürtel und auch das von

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