Papillon
erwarte dich um vier zum Kaffee. Kommst du?«
»Ja, Madame. Auf bald!«
Das hat mir gerade noch gefehlt zu meiner Ruhe, der Traum von Juliette! Als wenn ich nicht schon genug wirkliche Probleme hätte, kommen jetzt auch noch Träume hinzu!
Bourset versichert mir, daß er sich wirklich beobachtet fühlt. Jetzt warten wir schon vierzehn Tage auf das letzte Holzstück zu ein Meter fünfzig. Naric und Quenier sagen, daß sie nichts Ungewöhnliches bemerkt haben, trotzdem besteht Bourset darauf, das Brett nicht machen zu wollen. Wenn es nicht um die fünf Zapfenlöcher gegangen wäre, die auf den Millimeter passen müssen, hätte Matthieu das Stück einfach in seinem Garten gemacht. Gerade in dieses Stück sind aber die fünf anderen Zapfen des Floßes einzupassen. Naric und Quenier, die beauftragt sind, die Kapelle instand zu setzen, können deswegen leicht mit viel Material in der Werkstatt ein und aus gehen. Manchmal bedienen sie sich sogar eines Büffelkarrens für den Transport. Aus diesem Umstand muß man Vorteil ziehen.
Bourset hat auf unser Drängen hin doch das Holzstück fertiggestellt! Eines Tages behauptet er, daß das Stück in seiner Abwesenheit ganz bestimmt berührt worden ist. Nur ein Zapfenloch ist noch an der Außenseite zu bohren. Es wird beschlossen, daß er es tut und das Holzstück dann unter der Diele seiner Werkstatt versteckt. Er soll ein Haar darauflegen, damit man sieht, ob es berührt wurde. Er macht das Zapfenloch, und sechs Stunden später verläßt er als letzter die Werkstatt, nachdem er sich vergewissert hat, daß niemand zurückgeblieben ist als der Aufseher. Das Stück ist auf seinem Platz, mit dem Haar. Mittags bin ich im Lager und warte auf die Ankunft der Werkstattarbeiter, achtzig Leute. Naric und Quenier sind da, aber nicht Bourset. Ein Deutscher kommt auf mich zu und übergibt mir einen gut verschlossenen, zugeklebten Brief. Ich sehe, daß er nicht geöffnet wurde. Ich lese: »Das Haar ist fort, also hat man das Stück angegriffen. Ich habe den Aufseher gebeten, während der Ruhepause weiterarbeiten zu dürfen, um eine kleine Rosenholzkassette fertigzumachen, an der ich arbeite. Er gab mir die Erlaubnis. Ich werde das Holz nehmen und es auf den Platz legen, wo Naric seine Werkzeuge hat. Bereite sie darauf vor. Sie müssen die Planke unverzüglich um drei Uhr wegbringen, so sind wir vielleicht schneller dran, als der Kerl, der das Holzstück überwacht.«
Naric und Quenier sind einverstanden. Sie werden sich in die erste Reihe aller Werkstattarbeiter stellen.
Bevor alle hineingehen, werden sich zwei Männer vor der Tür ein wenig prügeln. Zwei Landsleute von Carbonieri, zwei Korsen vom Montmartre, werden um diesen Dienst gebeten: es sind Massani und Santini.
Sie fragen nicht, warum, und das ist gut so. Naric und Quenier sollen unterdessen schleunigst mit irgendeinem Material wieder herauskommen, als wenn sie es sehr eilig hätten, zu ihrer Arbeit zurückzukehren, und als ob der Zwischenfall sie nicht interessiere. Wir sind uns alle darin einig, daß uns noch eine Chance bleibt. Gelingt der Dreh, dann darf ich mich nur ein bis zwei Monate lang nicht rühren, denn dann haben wir die Gewißheit, daß einer oder mehrere davon wissen, daß ein Floß in Bau ist. Für wen und wo es versteckt liegt, das sollen dann
sie
herausfinden.
Endlich ist es halb drei. Die Männer machen sich fertig. Zwischen Appell und Abmarsch zur Arbeit braucht es dreißig Minuten. Sie marschieren los. Bebert Gelier ist ungefähr in der Mitte der Kolonne, die aus zwanzig Viererreihen besteht.
Naric und Quenier sind in der ersten Reihe, Massani und Santini in der zwölften, Gelier in der zehnten. Ich denke, das ist richtig so, denn in dem Augenblick, wenn Naric Hölzer, Stangen und das Holzstück packen wird, werden die anderen noch nicht alle eingetreten sein. Bebert wird sich fast vor der Werkstattür oder doch nur wenig weiter befinden, wenn die Schlägerei beginnt, wobei sie einander brüllend beschimpfen werden, so daß sich alle, inklusive Bebert, umwenden, um zu sehen, was los ist. Vier Uhr. Alles ist gutgegangen, das Holzstück befindet sich unter einem Haufen Baumaterial in der Kirche. Sie konnten es nicht auch noch aus der Kirche herausbringen, aber es liegt gut dort.
Ich gehe Juliette besuchen, aber sie ist nicht zu Hause. Auf dem Rückweg komme ich über den Platz, wo sich die Verwaltung befindet. Ich sehe Massani und Santini im Schatten stehen und darauf warten, in die Strafzelle abgeführt
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