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Papillon

Papillon

Titel: Papillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Charrière
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Matthieu. Ich sage zu ihm:
    »Mohammed, du bist ein schlauer Hund. Wie hast du uns entdeckt?«
    »Ich bin jeden Tag auf eine Kokospalme geklettert, um zu sehen, wo ihr das Floß verstaut habt.«
    »Und wer hat dich das geheißen?«
    »Zuerst Bebert Gelier, dann der Aufseher Bruet.«
    »Vorwärts«, sagt der Gammler, »genug gesprochen. Ihr könnt die Arme runternehmen und schneller gehen.«
    Die vierhundert Meter, die wir brauchten, um beim Kommando anzukommen, schienen mir der längste Weg meines Lebens. Ich war außer mir. So viel Kampf, nur um dann hineingelegt zu werden wie zwei Idioten.
    Mein Gott, wie ist das Schicksal erbarmungslos! Es gab einen anständigen Auflauf bei unserer Ankunft im Kommando. Denn je näher wir herankamen, desto mehr Aufsehern begegneten wir, die sich unserem Gammler anschlössen, der uns noch immer mit seiner Muskete bedrohte. Wie wir ankommen, sind sieben oder acht solche Strolche hinter uns. Der Kommandant, von dem Araber, der uns vorausgelaufen ist, benachrichtigt, steht auf der Schwelle der Eingangstür zum Verwaltungsgebäude, mit ihm Dega und fünf Oberaufseher.
    »Was geht hier vor, Herr Bruet?« fragt der Kommandant. »Ich habe diese beiden Männer ertappt, wie sie gerade dabei waren, ein Floß zu verstecken, das schon fertig gebaut war, glaube ich.«
    »Was haben Sie dazu zu sagen, Papillon?«
    »Nichts. Ich werde erst bei der Untersuchung sprechen.«
    »Bringt sie in die Einzelzelle.«
    Man bringt mich in die Strafzelle, deren Fenster auf die Seite des Eingangs zum Kommando blickt. Die Zelle ist dunkel, aber ich höre die Leute auf der Straße reden.
    Es geht alles sehr schnell. Um drei Uhr werden wir hinausgeführt, und man legt uns Handschellen an.
    Im Saal eine Art Gericht: der Kommandant, der Stellvertreter, der Chefaufseher, ein Wächter als Schriftführer. Abseits, an einem kleinen Tisch, sitzt Dega, einen Bleistift in der Hand. Offenbar soll er unsere Erklärungen gleich festhalten. »Charrière und Carbonieri, hören Sie jetzt, was Herr Bruet gegen Sie vorbringt: ›Ich, Bruet Auguste, Chefaufseher, Leiter der Werkstätten auf den lies du Salut, beschuldige die beiden Sträflinge Charrière und Carbonieri des Diebstahls und der Unterschlagung von Staatseigentum. Ich glaube auch Naric und Quenier wegen Mithilfe verantwortlich machen zu können. Ich füge hinzu, daß ich Charrière und Carbonieri in flagranti ertappt habe, als sie das Grab von Frau Privat schändeten, das ihnen als Versteck für ihr Floß diente.‹«
    »Was haben Sie dazu zu sagen?« fragt der Kommandant.
    »Zuerst einmal, daß Carbonieri gar nichts damit zu schaffen hat. Das Floß ist nur für einen Mann berechnet, für mich. Ich habe nur Cabonieri gezwungen, mir beim Abheben der Matten vom Grab zu helfen, eine Arbeit, die ich nicht allein bewerkstelligen konnte. Daher ist Carbonieri weder der Unterschlagung und des Diebstahls von Staatseigentum schuldig noch der Mithilfe bei einer Flucht, da die Flucht nicht vollzogen wurde. Bourset ist ein armer Teufel, der nur unter Morddrohung mitgemacht hat. Was Naric und Quenier anlangt, so sind das Männer, die ich kaum kenne. Ich stelle fest, daß sie nichts damit zu tun haben.«
    »Mein Informator hat das anders berichtet«, sagt der Aufseher.
    »Dieser Bebert Gelier, der Ihnen das hinterbracht hat, hat sich vielleicht dieser ganzen Angelegenheit bedient, um sich an jemandem zu rächen, indem er ihn falsch beschuldigt. Wer kann schon Vertrauen in einen Spitzel setzen?«
    »Kurz«, sagt der Kommandant, »Sie sind hiermit offiziell des Diebstahls und der Unterschlagung von Staatseigentum, der Grabschändung und des Fluchtversuches angeklagt. Unterschreiben Sie den Akt.«
    »Ich werde nur unterschreiben, wenn man dieser Erklärung hinzufügt, was ich zum Fall Carbonieri, Bourset und der beiden Schwäger Naric und Quenier gesagt habe.«
    »Bewilligt. Nehmt es zum Akt.«
    Ich unterschreibe. Ich kann nicht schildern, was alles in mir vorgeht seit dieser Niederlage im letzten Augenblick. Ich bin wie vernichtet in dieser Zelle, esse kaum, bewege mich nicht, rauche ununterbrochen eine Zigarette nach der andern. Glücklicherweise versorgt mich Dega mit genügend Tabak. Jeden Tag gibt es am Morgen einen Spaziergang in der Sonne, eine Stunde lang im Hof der Strafzellen.
    Heute morgen kam der Kommandant, mich zu sprechen. Merkwürdig, er, der den größten Schaden davongetragen hätte, wenn die Flucht geglückt wäre, gerade er ist am wenigsten wütend auf mich.
    Lächelnd

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