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Papillon

Papillon

Titel: Papillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Charrière
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faßt zweihundertfünfundzwanzig Liter. Diese großen Dinger sind nicht leicht zu handhaben. Der Ort, den mein Kumpel am Ufer ausgesucht hat, erleichtert die Sache auch nicht gerade.
    »Stoß an, Herrgott noch mal! Heb etwas an! Achtung auf das Riff!« Wir werden alle beide vom Wasser hochgehoben, auch die Fässer, und hart an die Felsen zurückgeschlagen. »Achtung! Sie werden brechen!
    Und wir uns obendrein Arme und Beine!«
    »Beruhige dich, Salvidia. Entweder gehst du voran ins Meer oder du gehst hier hinten. Hier stehst du gut.
    Zieh mit einem einzigen Ruck an, wenn ich rufe. Ich werde gleichzeitig anschieben, und dann kommen wir bestimmt von den Felsen los. Vorläufig müssen wir uns hier festhalten und eine günstige Woge abwarten, auch wenn wir von ihr überschwemmt werden.«
    Ich schreie diese Anweisungen inmitten des Sturm- und Wogengebrülls meinem Kumpel zu und glaube, daß er sie verstanden hat: eine große Woge deckt uns vollkommen zu, die Fässer, ihn und mich. Mit all meinen Kräften stoße ich das Floß vorwärts. Er zieht offensichtlich ebenso mit allen Kräften an, denn mit einem Schlag sind wir freigekommen und von der Woge erfaßt worden. Er reitet auf den Tonnen vor mir her, und in dem Augenblick, da auch ich mich hinaufschwingen will, erfaßt uns eine riesige Woge von unten und schleudert uns wie eine Feder auf einen spitzen Felsen, der weiter herausragt als die anderen. Der Schlag ist so furchtbar, daß die Tonnen sich öffnen und die einzelnen Teile auseinander fliegen. Als die Woge zurückflutet, trägt sie mich mehr als zwanzig Meter vom Felsen weg. Ich schwimme und lasse mich von einer anderen Welle tragen, die direkt aufs Ufer zurollt. Buchstäblich zwischen zwei Felsen komme ich wieder ans Land. Ich hatte gerade noch Zeit, mich festzuklammern, ehe ich von neuem hinausgetragen wurde. Überall angeschlagen, gelingt es mir, aufs Trockene zu gelangen, und jetzt sehe ich erst, daß ich mehr als hundert Meter von dem Ort entfernt bin, wo wir ins Meer gestiegen sind.
    Bedenkenlos rufe ich in die Nacht: »Salvidia! Romeo! Wo bist du?« Keine Antwort. Am Ende meiner Kraft, lege ich mich auf den Weg, ziehe die Hosen und die Wolljoppe aus und bin ganz nackt. Nichts als meine Schuhe habe ich noch an. Großer Gott, wo ist mein Freund? Ich rufe von neuem verzweifelt hinaus: »Wo bist du?« Nur der Wind, das Meer und die Wellen antworten mir. So liege ich da, ich weiß nicht, wie lange, alleingelassen, vollkommen erschöpft, physisch und moralisch am Ende. Dann weine ich vor Wut und werfe den kleinen Beutel weg, den ich um den Hals trage, den Beutel mit den Zigaretten und dem Feuerzeug darin, diese kleine besonders brüderliche Aufmerksamkeit meines Freundes, denn er selber ist Nichtraucher.
    Aufrecht stehend, das Gesicht gegen den Wind, gegen die gewaltigen Wellen gerichtet, die alles überschwemmen, hebe ich meine Faust und beschimpfe Gott: »Du Lump du, du Schwein, du Schuft, du Homo, schämst du dich nicht, so über mich herzufallen! Ein guter Gott willst du sein, du? Ein Untier bist du, ja, das bist du! Ein Sadist, ein Verbrecher, das bist du! Ein perverser Schuft! Niemals mehr werde ich deinen Namen nennen. Du verdienst ihn nicht!«
    Der Wind legt sich, und die eintretende Ruhe tut mir wohl, gibt mich der Realität zurück.
    Ich werde zum Asyl hinaufsteigen und, wenn es geht, ins Spital zurückkehren. Mit ein wenig Glück muß es gelingen.
    Ich steige die Küste mit einem einzigen Gedanken hinauf: Heimkehren und mich in mein Federbett legen.
    Keiner hört mich, keiner sieht mich. Ohne Zwischenfall erreiche ich den Gang des Spitals. Ich bin über die Mauer des Asyls gesprungen, denn ich wußte nicht, wo Salvidia den Schlüssel zum Haupteingang versteckt hatte.
    Ohne lange zu suchen, finde ich den Schlüssel zum Spital. Ich gehe hinein und schließe zweimal die Tür hinter mir ab. Ich gehe zum Fenster und werfe den Schlüssel sehr weit hinaus, er fällt auf der anderen Seite der Mauer hinunter. Dann lege ich mich nieder. Die einzige Sache, die mich verraten könnte, sind meine völlig durchnäßten Schuhe. So stehe ich denn nochmals auf und gehe ins Klosett, um sie dort auszuwinden.
    Das Leintuch um meinen Körper gewickelt, erwärme ich mich nach und nach. Wind und Meerwasser haben mich eisig durchfroren. Ob mein Kumpel wirklich ertrunken ist? Vielleicht ist er viel weiter als ich davongetragen worden und hat sich am Ende der Insel ans Land retten können? Bin ich nicht etwas zu früh

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