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Papillon

Papillon

Titel: Papillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Charrière
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zweitausend.«
    Der Handel kommt in Schwung.
    »Das Boot hat keinen Kiel. Ich zahle Ihnen fünfhundert Franc mehr, aber Sie müssen einen Kiel setzen, ein Steuer und einen Mast. Den Kiel aus hartem Holz, ebenso das Steuer. Den Mast drei Meter hoch, aus Weichholz und beweglich. Wann wird das fertig sein?«
    »In acht Tagen.«
    »Da haben Sie zwei Tausendfrancscheine und einen Fünfhunderter. Ich schneide sie entzwei und werde Ihnen die anderen Hälften bei Lieferung geben. Heben Sie die drei Hälften gut auf. Einverstanden?«
    »Einverstanden.«
    »Ich brauche Permanganat, eine Tonne Trinkwasser, Zigaretten, Zündhölzer und Lebensmittel für vier Mann auf einen Monat: Mehl, Öl, Kaffee, Zucker. Das werde ich Ihnen natürlich alles extra bezahlen, und das Ganze übergeben Sie mir dann auf dem Fluß, auf dem Kourou.«
    »Muscheh, ich kann Sie aber nicht bis zur Mündung begleiten.«
    »Das habe ich auch nicht von Ihnen verlangt. Ich habe Ihnen gesagt, mir das Boot auf dem Fluß auszuhändigen, nicht in der Hafenbucht.«
    »Da haben Sie die Mehlsäcke, einen Strick, Nadeln und Segelgarn.«
    Quiek und ich kehren zu unserem Schlupfwinkel zurück. Eine gute Weile vor Einbruch der Nacht kommen wir ohne Zwischenfall in der Hütte an. Auf dem Rückmarsch trug er das Schweinchen auf seinen Schultern, denn es war müde.
    Ich bin heute allein und gerade dabei, das Segel zu nähen, als ich Geschrei höre. Im Busch versteckt, nähere ich mich dem Sumpf und blicke zum anderen Ufer hinüber: Quiek -Quiek streitet, heftig gestikulierend, mit dem chinesischen Intellektuellen. Ich glaube zu verstehen, daß dieser auf die Insel herüberkommen möchte und daß Quiek-Quiek das nicht will. Beide haben ein Buschmesser in der Hand.
    Von den beiden regt sich der Einarmige mächtig auf. Daß er mir nur nicht Quiek-Quiek umbringt! Ich beschließe, mich ihnen zu zeigen. Ich pfeife. Sie wenden sich zu mir her.
    »Was ist los, Quiek?«
    »Ich will mit dir sprechen, Papillon«, schreit Van Hue. »Quiek-Quiek will mich nicht hinüberlassen!«
    Nach zehn Minuten Diskussion auf chinesisch folgen sie dem Schweinchen nach und kommen beide auf die Insel. Wir trinken jeder unseren Tee, und ich warte, daß sie zu sprechen beginnen.
    »Nun also«, sagt Quiek-Quiek. »Er will um jeden Preis mit uns mit. Ich erkläre ihm die ganze Zeit, daß ich in dieser Angelegenheit nichts zu reden habe, weil du das Ganze bezahlst und das Kommando führst. Er will es mir nicht glauben.«
    »Papillon«, sagt der andere, »Quiek-Quiek ist verpflichtet, mich mitzunehmen.«
    »Warum?«
    »Wegen ihm habe ich vor zwei Jahren meinen Arm verloren. Bei einer Schlägerei, wo es ums Spiel ging, hat er ihn so zugerichtet, daß man ihn mir abschneiden mußte. Ich habe schwören müssen, daß ich ihn nicht umbringe. Aber ich habe unter einer Bedingung geschworen: Sein ganzes Leben lang muß er mich erhalten, zumindest wenn ich es von ihm fordere. Und jetzt will er weg, und ich werd ihn mein Lebtag nicht wiedersehen. Deshalb muß er dich entweder allein flüchten lassen oder mich mitnehmen.«
    »Was man nicht alles erlebt! Höre: ich bin bereit, dich mitzunehmen. Das Boot ist groß genug, es könnte sogar noch mehr Leute tragen. Wenn Quiek-Quiek einverstanden ist, kannst du mitkommen.«
    »Danke«, sagt der Einarmige.
    »Und was sagst du, Quiek-Quiek?«
    »Ich bin einverstanden, wenn du es willst.«
    »Da ist noch eine wichtige Sache: Kannst du aus dem Lager heraus, ohne daß man dich als vermißt meldet und als Flüchtling sucht? Kannst du vor Einbruch der Nacht am Fluß sein?«
    »Das geht sehr gut. Ich kann ab drei Uhr nachmittags aus
dem
Lager gehen, und in kaum zwei Stunden bin ich am Flußufer.«
    »Wirst du in der Nacht die Stelle finden, Quiek-Quiek, wo wir deinen Freund an Bord nehmen können, ohne Zeit zu verlieren?«
    »Ja, bestimmt.«
    »Dann komm in einer Woche wieder, und du wirst den Tag unserer Abfahrt erfahren.«
    Der Einarmige drückt mir die Hand und geht vergnügt weg. Ich beobachte die beiden, wie sie sich am Ufer verabschieden. Sie tauschen einen Händedruck, bevor sie sich trennen. Alles in Ordnung. Nachdem Quiek-Quiek wieder in der Hütte ist, fange ich das Gespräch an:
    »Du hast einen merkwürdigen Vertrag mit deinem Feind geschlossen: ihn ein Leben lang zu ernähren, das ist sehr ungewöhnlich. Wie war das mit seinem Arm?«
    »Ach, es ging ums Spiel.«
    »Es wäre besser gewesen, du hättest ihn gleich getötet.«
    »Nein, denn er ist ein sehr guter Freund.

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