Paradies der Leidenschaft
einen Kaffee bereitet hatte, mit der Tasse in der Hand auf, um Samuel Barrows die Hand zu schütteln.
»Man sagte mir, es sei dringend«, bemerkte Samuel und ließ sich hinter seinem breiten Schreibtisch nieder. »Ich kann mir nicht vorstellen, worum es sich handeln könnte - es sei denn, Sie hätten sich entschieden, Ihren Aufenthalt in Boston zu beenden. Sind Sie gekommen, um unsere Geschäfte vor Ihrer Abreise zu einem Abschluss zu bringen, Mr. Burk?«
»Mein Besuch hat nichts mit unseren Geschäften zu tun«, erwiderte Jared, der nicht wußte, wie er beginnen sollte.
»Was sonst sollte von solcher Bedeutung sein?«
»Ich bin wegen Ihrer Tochter gekommen«, sagte Jared rundheraus. »Ich wollte Sie um Ihre Einwilligung zu unserer bevorstehenden Hochzeit bitten.«
Samuel sah Jared ungläubig an, ehe er herausplatzte: »Gütiger Himmel, junger Mann! Ich weiß nicht, wie diese Dinge dort, wo Sie herkommen, gehandhabt werden, aber bei uns pflegt man solche Angelegenheiten zu einer zivilen Tageszeit zu besprechen.«
»Sie werden gleich erfahren, warum ich nicht warten konnte, Mr. Barrows. Doch zuerst möchte ich wissen, ob Sie uns Ihren Segen geben.«
»Ich bitte Sie, Mr. Burk! Nicht ganz so schnell! Ich hatte bisher den Eindruck, Corinne sei Ihnen nicht allzu zugetan. Damit möchte ich Sie nicht beleidigen, aber vielleicht haben Sie bemerkt, dass sie Männer vorzieht, die sich von ihr beherrschen lassen. Sollte ich mich geirrt haben? Glaubt meine Tochter, es sei leicht, mit Ihnen - äh - umzugehen?«
»Nein.«
»Warum sollte sie dann einer Heirat' mit Ihnen zustimmen?«
»Ich habe sie noch nicht gefragt.«
Samuel musste lachen. »Und doch glauben Sie, sie würde ja sagen, wenn Sie sie fragen?«
»Es wird mir gelingen, sie zu überreden. Darin bin ich gut.«
»Dessen bin ich sicher, doch Corinne ist nicht leicht zu überreden. Sie weiß, was sie vom Leben erwartet und setzt ihren Willen hartnäckig durch. Sie sind nicht ganz das, wonach sie gesucht hat.«
»Das vielleicht nicht«, sagte Jared schulterzuckend, »aber ich bin der Mann, den sie heiraten wird.«
»Das klingt ganz so, als würden Sie mir etwas mitteilen, statt sich meine Einwilligung zu holen«, bemerkte Samuel mit hochgezogenen Brauen.
»Das stimmt. Ich hätte gern Ihre Einwilligung. Aber es wird keinen großen Unterschied machen.«
Samuel kicherte vor Vergnügen. »Ich weiß entschlossene Männer zu schätzen, Mr. Burk. Sie müssen meine Tochter sehr lieben.«
»Um offen zu sein, Mr. Barrows, ist keine Liebe mit im Spiel. Wie Sie selbst wissen, ist Ihre Tochter außergewöhnlich schön und als Frau sehr begehrenswert, aber als Ehefrau wird sie einem große Schwierigkeiten bereiten. Ich brauche Ihnen wohl kaum zu erzählen, wie radikal ihre Auffassungen sind. Die Ehe ist für sie ein Schlüssel zu ihrer Freiheit. Ihr ist unklar, dass sie damit auch Verantwortung auf sich lädt. Aber das kann man ihr unter erfahrener Anleitung beibringen.«
Jetzt waren Samuels väterliche Instinkte geweckt. Er stand steif auf, stützte eine Hand flach auf den Tisch und beugte sich mit einem zornigen Funkeln in seinen braunen Augen vor. »Ich möchte wissen, ob ich Sie richtig verstanden habe, Mr. Burk. Sie lieben meine Tochter nicht, und Ihrer Meinung nach wird sie auch keine gute Ehefrau abgeben. Warum, zum Teufel, sitzen Sie dann hier und erzählen mir, dass Sie sie heiraten wollen?«
Jared zögerte nicht. »Es handelt sich um eine Frage der Ehre, Sir.«
»Ehre? Wovon, zum Teufel, reden Sie?« brauste Samuel auf.
Er war reichlich verwirrt.
»Ehe ich Ihnen das erkläre, möchte ich Ihnen eine Frage stellen. Ist Ihnen die Vorliebe Ihrer Tochter für das Glücksspiel bekannt? Wissen Sie, dass sie Ihr Haus fast allnächtlich zu später Stunde verläßt, um ein verrufenes Etablissement am anderen Ufer des Charles River zu besuchen?«
»Ich weiß alles über meine Tochter - auch, dass Sie bei diesen nächtlichen Abenteuern ihr Begleiter waren, seit der haltlose Drayton die Stadt verlassen hat.«
»Wenn Sie es wussten, warum haben Sie dem Treiben dann kein Ende gesetzt?« fragte Jared.
»Meine einzige Möglichkeit wäre gewesen, sie in ihrem Zimmer einzuschließen. Dieses Mädchen ist halsstarrig und tut, was sie will, nicht das, was ich ihr sage. Ich hatte das Gefühl, ihr Interesse am Spiel würde demnächst nachlassen, und daran glaube ich immer noch.«
»Es macht Ihnen nichts aus, dass sie sich in der Zwischenzeit dort aufhält?«
»Natürlich
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