Paradies der Leidenschaft
ihrem Zimmer war Corinne von dem Hoteldirektor aufgehalten worden, und noch ehe sie dazu kam, ihn um die Rechnung zu bitten, unterrichtete er sie beiläufig, ihr Zimmer sei nicht mehr verfügbar. Er erklärte ihr' ihr Gepäck sei schon gepackt und die Rechnung bis auf den letzten Pfennig beglichen. Ab jetzt sei sie im >Royal Monarch< nicht mehr willkommen.
»Und aus welchem Grunde?« hatte sie gefragt.
Woraufhin der eingeschüchterte kleine Mann ihr die Geschichte erzählt hatte, die sein Vorgehen rechtfertigte.
»Ihr Mann hat gedroht, mir die Kehle durchzuschneiden, wenn ich es zulasse, dass Sie auch nur noch einen Tag hierbleiben.«
Erst als die Kutsche anhielt, merkte Corinne, dass sie schon mitten in Honolulu waren und vor ihrer Bank standen. Auch als sie dem Kassierer ihr Sparbuch in die Hand drückte, war sie noch so sehr mit sich selbst beschäftigt, dass sie das Erstaunen auf dem Gesicht des Mannes, als sie ihn um ihr Geld bat, nicht wahrnahm.
»Hier muss ein Irrtum vorliegen, Mrs. Burkett.«
Jetzt schenkte sie dem Kassierer ihre volle Aufmerksamkeit. Er hatte sie Mrs. Burkett genannt. Woher wußte er, dass sie verheiratet war? Sie hatte das Konto als Miß Corinne Burkett eröffnet.
»Welcher Irrtum?« fragte sie mit wachsender Besorgnis. »Ich bin gekommen, um mein Geld abzuheben.«
Das Staunen des Mannes ging in Konsterniertheit über. »Wir haben kein Geld mehr von Ihnen, Mrs. Burkett. Es ist heute morgen abgehoben worden.«
»Von wem?« fragte sie, obwohl die Frage sich erübrigte.
»Von Mr. Burkett natürlich«, erklärte der Mann.
Corinne konnte sich kaum noch zusammenreißen. Mit zitternden Fingern zeigte sie auf ihr Sparbuch.
»Sehen Sie seinen Namen neben meinem? Wie können Sie es wagen, ihm mein Geld auszuhändigen?«
»Er ist Ihr Mann«, sagte der Kassierer.
»Woher wissen Sie das?«
Der arme Kerl begann jetzt zu schwitzen. »Ich hatte keinen Grund, an seinen Worten zu zweifeln. Mr. Burkett ist uns gut bekannt. Er ist einer unserer Konkurrenten. Er und sein Onkel sind die Besitzer einer Spar- und Darlehenskasse in der Fort Street.«
»Das ist mir vollkommen egal!« rief sie aufbrausend und kümmerte sich nicht um die Aufmerksamkeit, die sie erregte. »Sie hatten kein Recht, ihm mein Geld zu geben.«
»Wenn es sich nicht um Ihren Mann handelt, haben wir allerdings wirklich einen Fehler gemacht, und ich versichere Ihnen, dass wir gerichtliche Maßnahmen ergreifen werden. Falls Mr. Burkett dagegen Ihr Mann sein sollte, gehört Ihr Geld auch ihm und er hat das Recht, es auch abzuheben.«
Corinne drehte sich abrupt um und verließ die Bank. »Bringen Sie mich nach Waikiki zurück! Und zwar schnell!« rief sie ihrem hawaiianischen Kutscher zu.
»Zum Hotel, wo wir hergekommen sind?«
»Nein. Am Strand wird gerade ein neues Hotel gebaut. Wissen Sie, wo das ist?«
»Natürlich«, sagte er grinsend. »Ich habe einen Cousin dort arbeiten. Viel Arbeit, sagt er. Noch lange nicht fertig das Hotel.«
Als die Kutsche vor dem im Bau befindlichen Hotel anhielt, war es bereits später Nachmittag. Corinne sah sich ergebnislos nach Jared um. Ein unglaublich großer Hawaiianer, der schlank und sportlich gebaut war, schien die Leitung über die Bauarbeiten zu haben. Sie hatte noch nie in ihrem Leben einen so großen Mann gesehen, und es widerstrebte ihr fast, auf ihn zuzugehen und ihn bei der Arbeit zu stören.
Während sie sich ihm näherte, tönten ihr Pfiffe und unzüchtige Bemerkungen entgegen. Corinne blieb stehen. Die Blicke aller Arbeiter waren auf sie gerichtet.
Der große Hawaiianer wandte sich um und sah nach, was seine Männer ablenkte. Als er Corinne erblickte, verfinsterte sich seine Miene. Er bemerkte ihr kostbares Kleid aus kupferfarbener Seide, den dazu passenden Sonnenschirm, den sie aufgespannt hatte, das dunkel-goldene Haar unter dem eleganten Hut und die Blässe ihrer Haut. Eine Malehine, die sich wahrscheinlich verlaufen hatte, und noch dazu eine verblüffend schöne.
Er ging auf sie zu und schnitt ihr den Weg ab. »Dieses Gebiet ist gesperrt, Miß.«
Corinne musste den Kopf heben, um in die dunklen Augen des Hawaiianers zu schauen. »Ich suche Mr. Burkett - Mr. Jared Burkett. Wo kann ich ihn finden?«
Der Hawaiianer wirkte überrascht. »Jared ist heute Morgen nicht erschienen. Ich bin Leonaka Naihe, sein Vorarbeiter. Vielleicht kann ich Ihnen behilflich sein.«
Corinne verbarg ihre Enttäuschung nicht. »Nur, wenn Sie mir sagen können, wo ich meinen Mann finden kann,
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