Paradies der Leidenschaft
ist.«
»Zufälligerweise macht mir meine Arbeit Spaß«, sagte Jared steif. »Ich blühe bei meiner Arbeit auf.«
»Du meinst, du verlierst dich darin«, erwiderte Edmond. »Damit lösen sich deine Probleme auch nicht. Du solltest eigentlich gar keine Probleme mehr haben. Mit der Lage, in die deine Frau dich gebracht hat, bist du geradezu bewundernswert fertig geworden. Ich habe dir ja gesagt, dass der Klatsch abebbt, sowie du ihren Aktivitäten ein Ende setzt. Durch die bevorstehende Revolution ist sie in Vergessenheit geraten.«
»Onkel!«
»Diese Tatsache lässt sich nicht aus der Welt schaffen, indem man sie ignoriert, Jared. Es wird wieder eine Revolution geben, und zwar bald. Nur wird diese Revolution mehr Ergebnisse zeitigen als die von 1887. Diesmal wird die Königin gestürzt. Niemand ist mit der Regierung Liliuokalanis zufrieden. Sie ist zu hitzköpfig und will zu viel Macht.«
»Sie ist die Königin«, erinnerte Jared ihn. »Die alten Monarchen waren im Besitz der absoluten Macht. Königin Liliuokalani will nur wieder zu den alten Zeiten zurückkehren.«
»Dazu ist es zu spät. In Hawaii sind zu viele ausländische Interessen mit im Spiel.«
»Zu viel Geldgier, meinst du.«
»Kannst du leugnen, dass die Annexion durch die Vereinigten Staaten gut für diese Inseln wäre? Besser Amerika als eine fremde Macht wie China oder Großbritannien.«
»Die Hawaiianer sollten ihre Inseln selbst regieren, Onkel«, sagte Jared aufbrausend. »Dieser Meinung war ich schon immer, und ich habe sie bis heute nicht geändert. Diese Inseln gehören den Hawaiianern, aber Stück für Stück werden sie ihnen von den haloes weggenommen.«
»Du lässt dich zu sehr von der Tatsache beeinflussen, selbst eine Spur hawaiianisches Blut in deinen Adern zu haben«, sagte Edmond barsch.
»Ich kann es einfach nicht billigen, dass eine Rasse um der Habgier willen und zugunsten der anderen ausgerottet wird.«
»Gütiger Himmel! Ich spreche nicht von Kriegen. Dahin wird es gewiss nicht kommen. Die kommende Revolution wird kurz, aber wirksam sein.«
»Ich rede vom Sterben einer Kultur. Mehr als die Hälfte der hawaiianischen Bevölkerung hat ihr Leben durch eine ausländische Krankheit verloren, und der Rest geht Mischehen ein und vergisst die alten Zeiten. Die Anzahl der reinrassigen Hawaiianer ist schon heute gering. Man hat, ihnen ihren Glauben und ihr Land genommen, und jetzt willst du sie auch noch ihres letzten Restes an Stolz berauben.«
»Kannst du das billigen, was die Königin tut? Sie bekämpft sich mit ihren Ratgebern. Die gegnerischen Parteien blockieren die Legislative. Amtsniederlegungen sind erzwungen worden. Die Königin macht kein Hehl aus der Tatsache, dass sie die gegenwärtige Verfassung abschaffen will, für die wir alle gekämpft haben. Sie will eine neue Verfassung proklamieren, die ihr unbeschränkte Macht verleiht und nur noch Hawaiianern und Ausländern, die mit Hawaiianern verheiratet sind, das Stimmrecht zugesteht. Kannst du ein derart tyrannisches Verhalten wirklich billigen?«
»Es mag sein, dass sie es ein wenig übertreibt, doch den Versuch kann ich ihr nicht verübeln, Ihre Regierung war ein Witz. Sie trägt den Titel einer Königin, aber durch die ausländischen Interessen, für die du dich einsetzt, hat man sie ihrer Macht beraubt. Kannst du ihr vorwerfen, dass sie den Wunsch hat, die Inseln von ihrem eigenen Volk regiert zu wissen?«
»Die Inseln sind durch die Ausländer zu Blüte und Reichtum gelangt«, erinnerte ihn Edmond.
»Auf Kosten der Hawaiianer, denen nichts geblieben ist«, entgegnete Jared wütend. »Schluss jetzt! Ich will mich nicht über Revolutionen unterhalten.«
»Jared, so warte doch!«
Jared war schon im Vorzimmer. Wenn Edmond sich über Politik unterhalten wollte, sollte er sich einen anderen suchen.
Auf der Rückfahrt zu seinem eigenen Büro in der Merchant Street bemerkte Jared endlich, dass sich ein Sturm zusammenbraute. Ihm war unbehaglich zumute. Nach der Windstärke zu urteilen, würde es ein äußerst heftiger Sturm werden. Die dem Wind zugewandte Seite der Insel erlitt immer den größten Schaden. An der Nordküste würden verheerende Wellen durch die Häuser spülen und die Wege überfluten. Bei einem derartigen Sturm gehörten abgeknickte Baumkronen und fortgewehte Dächer zu den üblichen Begleiterscheinungen.
Malia hatte sich immer vor diesen Stürmen gefürchtet. Was war mit Corinne? Sie konnte nicht wissen, dass sie dort, wo sie sich befand, in
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