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Paradies. Doch kein Himmel (German Edition)

Paradies. Doch kein Himmel (German Edition)

Titel: Paradies. Doch kein Himmel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthea Bischof
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sie weiter.
    „Nein, mir geht es gut. Danke aber der Nachfrage. Ich habe mich schon gefragt, ob ich der Welt wirklich willkommen bin“, meinte er darauf.
    Es trat eine Pause ein und unvermittelt wollte Nuuk von ihm wissen, ob er denn liiert sei und als er verneinte wartete sie auf seine Gegenfrage, die aber nicht kam und sie war unbestimmt enttäuscht. Schliesslich verabschiedete sie sich und Vincent starrte in das Leuchten seines Bildschirms, als lägen dort die Antworten auf die Fragen des Lebens verborgen.
     
    Erst zwei Tage später erreichte ihn ein weiterer Anruf von Consuelo. Es war drei Uhr morgens und Vincent war nur unwesentlich dem Tiefschlaf entronnen, als er den Hörer ans Ohr hielt.
    „ Hola“, murmelte er.
    „Vincent?“ fragte die leiseste Stimme am anderen Ende.
    „Consuelo? Bist du das?“ rief er, indem er sich halb aufrichtete.
    „Ja, ich bin es. Kannst du mir helfen? Du hast doch gesagt, dass du mir hilfst, wenn ich in Schwierigkeiten bin“, hörte er das feine Stimmchen.
    „Was ist denn? Wo bist du?“ fragte er.
    „Ich bin in Concepcion, aber ich kann nirgends hin und ich habe auch nichts bei mir. Kannst du mir helfen?“ wiederholte sie.
    „Ich kann dir helfen, ja“, murmelte er, ins Kissen zurückfallend. Der Ausblick, in tiefer Nacht und vollkommen verschlafen nach Concepcion zu fahren, reizte ihn nicht im Geringsten. Er wollte nur weiterschlafen. Dennoch fragte er: „Wo finde ich dich denn?“
    „Ich werde mich bei der Tankstelle verstecken und warten bis du kommst. Du brauchst dich nicht zu beeilen, ich halte schon so lange durch. Das heisst – wann kannst du denn kommen?“ sagte sie.
    „Ich kann früh losfahren“, seufzte er, auf wenigstens eine weitere Stunde es Schlafes hoffend.
    „Das musst du nicht, ich halte sicher so lange durch. Aber kannst du mir etwas zu essen bringen? Dann, wenn du kommst? Dann habe ich sicher Hunger“, erklärte sie.
    „Gut, ich sehe mal – “ setzte er an, als die Leitung unterbrochen wurde und Consuelos Stimme verstummte. Als das Freizeichen in sein Ohr piepste, legte er den Hörer nieder und setzte sich im Bett auf. Er rieb sich die Augen und erwog die Möglichkeit zu schlafen. Dann erhob er sich, hadernd mit seiner Hilfsbereitschaft. Kaum zehn Minuten später verliess er das Haus und machte sich auf den Weg nach Norden.
    Es war halb acht Uhr, als Vincent die Ortseinfahrt von Concepcion erreichte. Er war todmüde und übel gelaunt, nachdem er vier Stunden lang gegen den Schlaf gekämpft hatte und nur sein Pflichtgefühl ihn davon abgehalten hatte, am Strassenrand zu dösen. Nun wünschte er sich nichts sehnlicher als einen Kaffee und Frühstück und vor allem ein Bett.
    Bei der verabredeten Tankstel le stieg er aus und sah sich um. Er entdeckte Consuelo, die winzig und mager auf ihn zukam. Sie trug ein schlichtes Kleidchen, das sich im Morgenwind blähte wie eine Fahne im Wind, so als habe sie gar keinen Leib. Sie war schon zerbrechlich gewesen, als er sie zum letzten Male gesehen hatte, nun aber schien sie kaum mehr substanziell.
    „Um Himmels willen, wie siehst du denn aus?“ entfuhr es ihm, aber sie lächelte nur selig und ihr Strahlen verband sich mit dem der goldenen Sonne hinter ihm und sie fiel ihm in die Arme. Ihre Unmittelbarkeit überfiel ihn und er war hilflos gegenüber diesem Kind, das zart wie ein Seepferdchen alle seine Vorstellungen von Schutz und Überlegenheit zu Nichte machte.
    „Kann man hier irgendwo frühstücken“, fragte er schliesslich, sie von sich schiebend, denn die Tankstelle hatte noch geschlossen. Es fiel ihm auf, dass er nicht wie versprochen etwas zu Essen für sie dabei hatte.
    „Willst du denn in Concepcion bleiben?“ fragte sie entsetzt.
    „Hör zu, ich bin seit vier Stunden unterwegs und habe nicht vor, jetzt wieder vier Stunden durch den menschleeren Chaco zurückzufahren“, erklärte er kategorisch. „Im Übrigen schuldest du mir noch eine Erklärung, woher du denn diesmal abgehauen bist und was du als nächstes vorhast.“
    „Jaja, aber ich muss weg aus Concepcion!“ rief sie und ihre Stimme zitterte verdächtig.
    „Oh Gott, Consuelo, nicht wieder das Wasserwerk, bitte! Ich werde mich irgendwie versorgen und dann fahre ich dich in die Hauptstadt und wir sehen weiter. Aber bitte fang nicht an zu weinen, nicht vor dem Frühstück, das halte ich nicht aus!“ Als sie ihn zweifelnd ansah, schob er sie auf den Beifahrersitz und fuhr bedächtig durch die allmählich erwachende Stadt,

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