Paradies in Gefahr: Mittsommergeheimnis (German Edition)
die Hand fordernd nach den Erdbeeren aus. Hanna hob eine Braue, widersprach jedoch nicht und gab ihm die Schale. Womit sie jedoch nicht gerechnet hatte, war, dass Mikael eine der herrlich rot leuchtenden Beeren nehmen, tief in die Schokoladencreme tauchen und ihr dann hinhalten würde.
“Hier”, sagte er. “Du zuerst.”
Hanna zögerte. Allein bei dem Gedanken, von der Erdbeere in seiner Hand abzubeißen und zu spüren, wie der süße Saft ihr das Kinn hinunterrann, wurde ihr plötzlich ganz heiß.
“Was ist?”, fragte Mikael, der zu spüren schien, was in ihr vorging. Er lächelte provokativ. “Traust du dich etwa nicht?”
“Natürlich traue ich mich!”, gab sie empört zurück. Schon seit frühester Jugend hatte sie aufgrund ihrer geringen Körpergröße lernen müssen, sich durchzusetzen. Und auch heute noch nahmen Menschen, die sie nicht kannten, sie häufig zuerst nicht ernst. Umso energischer reagierte Hanna auf Herausforderungen aller Art, sie konnte ihnen einfach nicht aus dem Weg gehen, ohne dabei das Gefühl zu haben, sich eine Blöße zu geben. Und das wollte sie – gerade Mikael gegenüber – auf gar keinen Fall. Also beugte sie sich vor und umschloss die in Schokoladenmasse getauchte Frucht mit den Lippen, wobei sie Mikael tief in die Augen blickte.
Nun war sie es, die ihn herausforderte.
Sie sah, dass sein Atem ganz kurz stockte, und ein Gefühl von Triumph blitzte in ihr auf. Doch es hielt nicht lange vor, denn als Mikael im nächsten Moment die Hand ausstreckte und ihr hauchzart mit dem Daumen über die Lippen strich, war ihr, als würden tausend Schmetterlinge in ihrem Bauch aufflattern.
“Was … tust du da?”, fragte sie mit zittriger Stimme.
“Da war noch etwas Schokocreme …”
“Tack”
, krächzte sie heiser. Es klang albern, aber sie wusste nicht, was sie sonst sagen sollte. Die Luft zwischen ihnen knisterte vor erotischer Spannung. Hannas Kopf war plötzlich wie leergefegt, sie konnte nur noch daran denken, wie wunderbar es gewesen war, mit Mikael zu schlafen.
Sie schaute ihn an und sah in seinen Augen dasselbe Feuer auflodern, das auch sie selbst erfüllte. Obwohl sie wusste, dass es falsch war, sehnte sie sich mit solcher Macht danach, von ihm berührt zu werden, dass es fast schon körperlich schmerzte.
Und dann nahm er ihr Gesicht zwischen beide Hände und küsste sie. Es war ein Kuss, so zärtlich und zugleich voller Leidenschaft, dass Hanna das Gefühl hatte, zu schweben. Wie von selbst schlang sie die Arme um seinen Nacken und schmiegte sich an Mikael. Sie wusste, dass sie drauf und dran war, einen schwerwiegenden Fehler zu begehen. Doch sie konnte sich nicht zurückhalten.
So war es ihr bisher bei noch keinem Mann ergangen. Sie hatte das Zusammensein mit ihren jeweiligen Partnern genossen, sich dabei aber nie vollkommen fallen lassen. Ein Teil von ihr war stets außen vor geblieben und hatte dafür gesorgt, dass sie niemals völlig die Kontrolle verlor. Etwas, das ihr bei Mikael von Anfang an nicht gelungen war.
Wenn sie in seinen Armen lag, verschwamm alles um sie herum. Es war faszinierend und zugleich zutiefst beängstigend. Hatte sie denn nicht gelernt, wohin eine Obsession – ganz gleich für was oder für wen – einen Menschen treiben konnte? Ihr Vater war das beste Beispiel dafür: Er hatte irgendwann vollkommen den Bezug zur Realität verloren und sich selbst und seine Tochter in seinem schon wahnhaften Kampf für den Schutz der Umwelt schlichtweg vergessen.
Hanna war stets davon überzeugt gewesen, dass ihr etwas Derartiges niemals passieren würde. Doch jetzt, wo sie in Mikaels Augen blickte, war sie sich dessen plötzlich gar nicht mehr so sicher. Plötzlich glaubte sie zu verstehen, was in ihrem Vater vorgegangen war. Da war diese Besessenheit, die man einfach nicht kontrollieren konnte. Die alles andere unwichtig, ja bedeutungslos erscheinen ließ.
Als Mikael eine Spur brennender Küsse über ihren Hals bis hinunter zum Schlüsselbein zog, biss Hanna sich auf die Unterlippe, um nicht lauthals aufzustöhnen. Sie warf den Kopf in den Nacken und schloss die Augen.
In diesem Moment wurde ihr klar, was sie da zu tun im Begriff stand – und mit wem. Mit einem Mal verkrampfte sich ihr ganzer Körper. Sie riss die Augen auf, schob die Hände zwischen sich und Mikael und drückte ihn von sich weg.
“Nein!”, stieß sie heiser hervor. “Bitte, hör auf, ich kann das nicht!”
Sofort ließ Mikael von ihr ab, betrachtete sie jedoch mit
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