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Paradies Pollensa

Paradies Pollensa

Titel: Paradies Pollensa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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interessieren.
    »Betrogen? Nein, das glaube ich nicht.«
    »Beraubt, betrogen – ein Opfer irgendwelcher Vorgänge…?«
    »Nein – nein – das glaube ich nicht… Gervase wäre sehr ärgerlich geworden, wenn irgendjemand versucht hätte, so etwas zu tun.«
    »Wann haben Sie Ihren Mann zum letztenmal lebend gesehen?«
    »Vor dem Abendessen, auf dem Weg nach unten, schaute er wie gewöhnlich bei mir herein.«
    »Worüber hat er in den letzten Wochen am häufigsten gesprochen?«
    »Ach, über die Familiengeschichte. Er kam so gut damit voran. Und er hatte diese seltsame Frau, Miss Lingard, gefunden, die für ihn unbezahlbar war. Sie suchte für ihn im Britischen Museum immer die Unterlagen heraus. Und sie war taktvoll – ich meine: Sie suchte nicht die falschen Dinge heraus. Schließlich hat jeder Mensch Vorfahren, an die er nicht gern erinnert werden möchte. Mir hat sie übrigens auch geholfen. Eine Menge Informationen über Hatschepsut hat sie mir besorgt. Ich bin nämlich die Wiedergeburt Hatschepsuts, wissen Sie.«
    Diese Neuigkeit gab Lady Chevenix-Gore mit ruhiger Stimme bekannt.
    »Und vorher war ich Priesterin in Atlantis«, fuhr sie fort.
    Major Riddle wurde in seinem Sessel etwas unruhig.
    »Ah – äh – sehr interessant«, sagte er. »Ja, Lady Chevenix-Gore, ich glaube, das ist alles. Es war sehr freundlich von Ihnen.«
    Lady Chevenix-Gore erhob sich und raffte das orientalische Gewand zusammen.
    »Gute Nacht«, sagte sie. Und dann, die Augen auf einen Punkt gerichtet, der sich hinter Major Riddle befand: »Gute Nacht, Gervase – Lieber. Ich wünschte, du könntest mitkommen; aber ich weiß, dass du hier bleiben musst.« Und als Erklärung fügte sie hinzu: »Mindestens vierundzwanzig Stunden musst du dort bleiben, wo du hinübergegangen bist. Es wird also noch etwas dauern, bis du dich frei bewegen und Verbindung aufnehmen kannst.«
    Dann verließ sie das Zimmer.
    Major Riddle wischte sich die Stirn ab.
    »Puh«, murmelte er. »Sie ist doch erheblich verrückter, als ich annahm. Ob sie diesen ganzen Unsinn wirklich glaubt?«
    Poirot schüttelte nachdenklich den Kopf.
    »Es ist möglich, dass es ihr hilft«, sagte er. »In diesem Moment hat sie es bitter nötig, sich eine Welt der Illusionen zu schaffen, so dass sie der krassen Wirklichkeit – dem Tod ihres Mannes – entfliehen kann.«
    »Auf mich machte sie den Eindruck einer Wahnsinnigen«, sagte Major Riddle. »Ein gewaltiges Durcheinander von Unsinnigkeiten und kein einziges vernünftiges Wort.«
    »O nein, mein Freund. Interessant ist vielmehr, wie Mr Hugo Trent mir gegenüber beiläufig erwähnte, dass in dem ganzen Schwall gelegentlich eine gerissene Schlauheit zum Vorschein kommt. Das zeigte sich beispielsweise in ihrer Bemerkung über den Takt von Miss Lingard, die keine unerwünschten Vorfahren ausgräbt. Glauben Sie mir – Lady Chevenix-Gore ist alles andere als dumm.«
    Er stand auf und wanderte im Zimmer hin und her. »Es gibt in dieser Angelegenheit Dinge, die mir gar nicht gefallen. Nein – sie gefallen mir überhaupt nicht.«
    Neugierig blickte Riddle ihn an. »Sie meinen das Motiv für den Selbstmord?«
    »Selbstmord – Selbstmord! Das ist völlig falsch. Hören Sie auf mich. Psychologisch ist es falsch. Für wen hielt Chevenix-Gore sich selbst? Für einen Koloss, eine unendlich wichtige Persönlichkeit, für den Mittelpunkt des Universums! Bringt ein solcher Mann sich um? Bestimmt nicht. Viel wahrscheinlicher ist, dass er eher einen anderen vernichtet – irgendeine elende krabbelnde Ameise von menschlichem Wesen, die gewagt hat, ihn zu belästigen… Ein derartiges Vorgehen hätte er vielleicht für notwendig gehalten – für gerechtfertigt! Aber Selbstvernichtung? Die Zerstörung eines derartigen Ich?«
    »Das klingt alles sehr schön, Poirot. Aber die Beweise sind doch klar genug. Tür abgeschlossen, Schlüssel in seiner eigenen Tasche. Fenster geschlossen und zugesperrt. Sonst noch etwas?«
    »O ja – da ist noch etwas.« Poirot setzte sich in den Schreibtischsessel. »Hier sitze ich, ich – Chevenix-Gore. Ich sitze an meinem Schreibtisch. Ich bin entschlossen, mich umzubringen, weil – weil, sagen wir, ich eine Entdeckung gemacht habe, die für den Familiennamen eine ungeheuerliche Schande bedeutet. Sehr überzeugend klingt es zwar nicht, aber es muss genügen. Eh bien, was tue ich also? Ich kritzele auf einen Bogen Papier das Wort SORRY. Gut, das ist möglich. Dann ziehe ich die Schublade des Schreibtisches auf, hole

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