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Paradies Pollensa

Paradies Pollensa

Titel: Paradies Pollensa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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bequem sitzen und zugreifen konnte. Die beiden jungen Männer baten Mr Sattersway, zwischen ihren beiden Platz zu nehmen. Er war darüber sehr erfreut, denn er hatte bereits vorgehabt, sich zuallererst mit ihnen zu unterhalten, um zu sehen, wie ähnlich sie dem Tom Addison von früher waren. Und dann dachte er: Lily. Wie sehr wünschte ich, dass Lily jetzt da wäre!
    Hier war er nun, dachte Mr Sattersway, zurückversetzt in die Tage seiner Kindheit. Hier, wo er damals ankam und von Toms Vater und Mutter herzlich begrüßt wurde. Eine Tante oder so etwas Ähnliches war auch da gewesen und ein Großonkel und Cousins und Cousinen. Und jetzt, nun ja, war die Familie nicht mehr so groß, aber es war eine Familie. Tom in seinen verschiedenfarbenen Hausschuhen, der eine rot, der andere grün, alt war er geworden, aber noch immer fröhlich und glücklich. Glücklich angesichts derer, die ihn umgaben.
    Und dann war hier »Doverton« genauso – oder fast genauso wie es gewesen war. Vielleicht nicht mehr ganz so gut in Schuss, aber der Rasen war in gepflegtem Zustand. Und dort unten konnte man den Fluss zwischen den Bäumen durchschimmern sehen. Mehr Bäume, als früher dort gestanden hatten. Und das Haus brauchte vielleicht einmal einen neuen Anstrich, aber so dringend nun auch wieder nicht.
    Alles in allem war Tom Addison ein reicher Mann, bedachte man, dass er eine Menge Land besaß. Ein Mann mit einfachen Bedürfnissen, der zwar genügend Geld ausgab, um sein Haus in Ordnung zu halten, es aber nicht für andere Dinge verschwendete. Auf Reisen ging er heutzutage nur noch selten, aber er empfing gern Gäste. Keine großen Gesellschaften, nur ein paar Freunde. Freunde, die er schon seit langer Zeit kannte. Ein gastfreundliches Haus.
    Mr Sattersway verrückte seinen Stuhl, indem er ihn vom Tisch wegschob und ihn so drehte, dass er den Blick bis hinunter zum Fluss besser genießen konnte. Ja, natürlich, da unten war die Mühle, und auf der anderen Seite begannen die Felder. Lustigerweise war in einem der Felder eine Vogelscheuche zu sehen, eine dunkle Gestalt, auf deren Strohhut sich Vögel niedergelassen hatten. Einen kurzen Augenblick dachte er, dass sie aussah wie Mr Harley Quin. Vielleicht, dachte er, ist es sogar mein Freund Mr Quin. Es war eine absurde Idee, und doch – wenn jemand die Vogelscheuche aufgestellt und versucht hatte, sie Mr Quin ähnlich zu machen, hatte er tatsächlich die schlanke Anmut getroffen, die so gar nicht einer normalen Vogelscheuche entsprach.
    »Betrachten Sie unsere Vogelscheuche?«, fragte Timothy. »Wir haben ihr einen Namen gegeben, müssen Sie wissen. Wir nennen sie Mister Harley Barley.«
    »Tatsächlich?« sagte Mr Sattersway. »Das finde ich interessant – sehr interessant sogar!«
    »Warum finden Sie das interessant?«, fragte Roly neugierig.
    »Nun, weil es mich an jemanden erinnert, den ich kenne und dessen Vorname zufällig auch Harley ist.«
    Die Brüder begannen zu singen: »Harley Barley steht auf der Wacht, Harley Barley gibt gut Acht. Bewacht das Korn, bewacht das Heu; Harley Barley macht die Vögel scheu.«
    »Ein Gurkensandwich, Mr Sattersway?« fragte Beryl Gilliatt. »Oder möchten Sie lieber eins mit hausgemachter Pastete?«
    Mr Sattersway wählte die hausgemachte Pastete. Sie stellte ihm eine der rotbraunen Tassen hin, deren Farbe ihm schon im Laden so gefallen hatte. Wie lustig das Teeservice dort auf dem Tisch doch aussah! Gelb, Rot, Blau, Grün und all die anderen Farben. Er fragte sich, ob wohl jeder der Anwesenden eine Lieblingsfarbe hatte. Timothy, so stellte er fest, hatte eine rote Tasse, Roland eine gelbe. Neben Timothys Tasse lag etwas, das Mr Sattersway zunächst nicht genau erkennen konnte. Dann stellte er fest, dass es eine Meerschaumpfeife war. Es war Jahre her, dass Mr Sattersway an eine Meerschaumpfeife dachte oder eine gesehen hatte.
    Roland, der seinen Blick bemerkt hatte, sagte: »Tim hat die Pfeife aus Deutschland mitgebracht. Er wird noch an Krebs sterben, wenn er dauernd raucht.«
    »Sie rauchen nicht, Roland?«
    »Nein, ich halte nichts vom Rauchen. Ich rauche weder Zigaretten noch Marihuana.«
    Inez kam zum Tisch und ließ sich ihnen gegenüber nieder. Die beiden jungen Männer aßen sichtlich mit Appetit, ohne dass ihre fröhliche Unterhaltung dadurch beeinträchtigt wurde.
    Mr Sattersway fühlte sich unter diesen jungen Leuten sehr wohl. Sie schenkten ihm zwar nicht mehr Beachtung, als die Höflichkeit gebot, aber es machte ihm Spaß, ihnen

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