Paraforce 2 - Das Antlitz des Grauens
Gruppe?«
»Noch nicht. Er meinte, wir sollten hierher kommen, dann ließe sich darüber reden. Wir sind … daran interessiert.«
Sie verschränkt die Arme. »Das ist eine Sache, die mein Boss angeleiert hat. Ich weiß nichts davon und ganz ehrlich – ich will auch nichts wissen. Der Mann, den ihr sucht, ist nicht da. Aber andere von seiner Gruppe. Unten, im Verließ .«
Mit der Hand deutete sie auf eine schmale Tür. Kein Schild weist darauf hin, was sich dahinter verbirgt.
»Okay, danke.« Wieder schenke ich ihr ein Lächeln, von dem ich hoffe, dass es anziehend wirkt.
»Gerne …« Sie beugt sich vor. »Passt auf euch auf. Diese Leute sind … seltsam. Es wäre besser, wenn ihr euch nicht mit denen einlasst.«
Ich berühre ihren Arm.
Sie zuckt nicht zurück.
»Danke für den Hinweis. Wir schauen uns einfach mal um. Wenn es zu bizarr ist, lassen wir die Finger davon.«
»Okay …« Sie senkt die Stimme noch ein bisschen. »Ich habe um Mitternacht Schluss. Wenn du … irgendwo einen Kaffee trinken möchtest …« Sie blickt mich teils fragend, teils ängstlich und teils einladend an. Ein Mix, den ich in dieser Form noch bei keinem Menschen sah.
Chantalle ist in der Lage, solche und ähnliche Reaktionen bei Menschen auszulösen. Sie sehen sie und fühlen sich sofort zu ihr hingezogen.
Scheiße, mir erging es bei unserer ersten Begegnung nicht anders.
Zudem kann auch sie die Emotionen, Wünsche und Gedanken von Sterblichen erspüren. So wie ich …
Noch bin ich nur Laura 2.0 – bislang war es mir nicht gegeben, solche Dinge zu erspüren oder eine ähnliche Wirkung auf andere Menschen zu entfalten.
Daher bin ich nicht minder verwirrt wie die Kellnerin.
Ich schaue ihr in die Augen und spüre Neugier sowie Verblüffung über ihre eigenen Worte.
Sie steht nicht auf Frauen , wird mir klar. Sie steht auf mich und weiß nicht, warum dem so ist .
»Das klingt verlockend. Komm einfach zu unserem Tisch, wir werden da sein.«
Sie nickt, richtet sich auf und eilt davon. Kurz noch ist ihre grenzenlose Verwirrung ihre eigenen Gefühle betreffend zu spüren.
Dann verblasst das Gefühl.
»Was war denn das?«, will meine Partnerin wissen.
»Keine Ahnung. Fühlst … du dich hin und wieder zu mir hingezogen?«
Sie errötet. »Was ist denn das für eine Frage?«, will sie wissen.
»Rein dienstlich. Keine Angst, ich baggere dich nicht an. Also?«
»Gelegentlich. Wenn du mir sehr … nahe … kommst. Im Auto zum Beispiel.« Die Röte ihrer Wangen intensiviert sich. »Aber das hat nichts zu bedeuten, denn ich mache mir nichts aus Frauen. Es … verwirrt mich.«
»Ja, die Kellnerin war auch verwirrt«, erwidere ich nachdenklich. »Offenbar gewinne ich mit der Zeit einige vampirische Eigenschaften. Die Attraktion auf Menschen jedwedes Geschlechts gehört dazu.«
»Also brauche ich mir keine Gedanken zu machen.« Ximena scheint beruhigt, prostet mir zu und nimmt einen Schluck. »Köstlich!«, erklärt sie anschließend.
Ich stimme ihr zu – der Drink ist köstlich.
Wir leeren die Gläser, stehen auf und gehen zu der schmalen Tür. Dabei setzen wir unsere Brillen auf und aktivieren sie.
»Jane?«
»Bin aufgeschaltet«, kommt es aus den Kopfhörern. »Wie ist der Stand?«
Ximena übernimmt es, unseren Operator aufzuklären.
»Hinter der Tür wartet also das Verließ«, stellt Jane fest und lacht leise. »Dann passt nur auf, dass euch niemand in Ketten legt!«
Ich öffne – und stehe einem Mann gegenüber, den ich am allerwenigsten zu sehen erwartet hätte.
Mein Vater!
Das scharfe Japsen meiner Freundin beweist, dass auch sie ihn erkannt hat.
»Professor Stewart!«, wispert sie, während ich unwillkürlich einen Schritt zurückweiche.
»Hallo Laurie«, sagt er leise und streckt die Hand aus.
»Fass mich nicht an!«, zische ich, während Ximena einen Schritt zur Seite tritt und ihre Waffe zieht.
Mein Vater tritt zurück in einen schmalen Gang. »Kommt und schließt die Tür hinter euch. Bevor jemand auf euch aufmerksam wird.«
Widerwillig folge ich seiner Aufforderung. »Ich dachte, du würdest in der Hölle schmoren. Oder war sogar Satan angewidert von dem, was du mir angetan hast?«
Er senkt den Blick. »Laurie, ich weiß, welch schlimme Dinge ich getan habe und glaube mir – es tut mir aus tiefstem Herzen leid. Ich weiß, dass ich es niemals wieder gutmachen kann. Und doch … Ich bin tot. Gestorben für dich, Laurie.«
Ximena richtet ihre Waffe auf den Mann. »Ich weiß nicht, was du bist. Aber
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