Paraforce 4 - Die Blutsauger vom Drachenfels
Sarah konnte er nicht sehen. Da die aber nichts unternahm, ging Nils davon aus, dass sie ebenfalls von dieser merkwürdigen Starre befallen war, die auch ihn und Lena im Griff hatte.
Mittlerweile waren Königs Schreie verstummt. Die Arme waren in der kochenden Masse verschwunden. Lediglich der Kopf, aus dem die Augen hervorquollen, als wollten sie herausspringen, war noch zu erkennen. Haare waren nicht mehr zu sehen und auch die Kopfhaut begann sich langsam aufzulösen. Nils glaubte nicht, dass König noch lebte. Der Museumswächter war seinem Wahnsinn zum Opfer gefallen. Und das auf die grausamste Art, die man sich vorstellen konnte.
Sekunden später verschwand auch der letzte Rest des Körpers in dem Becken. Das Blut kochte noch einmal auf. Einzelne Spritzer der dampfenden Flüssigkeit wurden herausgeschleudert, trafen aber keinen der anderen. Plötzlich merkte Nils, wie die Starre in losließ. Er konnte sich wieder frei bewegen, wusste aber im Augenblick nicht, wohin er sich wenden sollte. Für König kam jede Hilfe zu spät.
»Vater«, schrie Sarah und sprang zum Rand des Beckens.
Im letzten Moment konnte Nils verhindern, dass die junge Frau in die Grotte sprang und sie zurückreißen. »Es ist zu spät. Du kannst nichts mehr für ihn tun.«
»Lass mich los, du Mörder«, schrie Sarah und wehrte sich gegen den Griff, doch Nils ließ nicht locker.
»Sei vernünftig. Dein Vater hat sich auf Mächte eingelassen, die er nicht beherrschen konnte. Willst du dein Leben ebenfalls wegwerfen?«
»Du hast ja keine Ahnung«, fuhr Sarah Nils an. »Vater hat sein Leben lang auf diesen Moment hingearbeitet. Wenn ihr nicht gewesen wärt, würde er nun unverwundbar sein. Ihr habt das Ritual unterbrochen. Damit habt ihr Vater getötet.«
Nils wollte widersprechen, sah aber ein, dass eine Diskussion mit Sarah im Moment wenig Sinn machte. »Wir sollten jetzt wirklich hier verschwinden«, sagte er deshalb zu Lena. »Nimm das Buch und das Amulett. Und dann nichts wie raus.«
Plötzlich ertönte ein lautes Grollen im Hintergrund des Gewölbes. Nils spürte, wie der Boden unter ihm bebte. Sarah erstarrte in seinem Griff und wehrte sich nicht weiter. Sie schauten zur Grotte mit dem Blut, über der sich die Schlieren langsam zu einer Gestalt formten.
37
»Das kann nicht wahr sein«, ächzte Nils und starrte auf die blutroten Nebelschwaden. In den letzten zwei Stunden hatte sich der Fall völlig anders entwickelt, als er erwartet hätte. Jetzt war er mehr als gespannt, welche Gestalt bei ihnen auftauchen würde und ob sie mit ihr sprechen konnten.
Das Wesen war kleiner als Nils und die beiden Frauen, dafür deutlich kräftiger. Er trug ein Kettenhemd und war mit einer doppelseitigen Axt bewaffnet, die er in der rechten Hand hielt. Nils konnte die merkwürdige Gestalt jetzt immer besser erkennen. Sie hatte kein Kopfhaar, dafür einen Bart, der ihr bis auf die Brust hing. Die Augen schauten weise, schienen aber auch einen entsetzlichen Schmerz ausdrücken zu wollen. Langsam wuchs in dem jungen Paraforce-Agenten ein Verdacht, wen er da vor sich hatte.
»Ich bin Alberich«, bestätigte der Zwerg Nils Vermutung. »Mein Körper ist schon längst in dunkler und kalter Erde vermodert, aber mein Geist ist noch wach. Ich bin gekommen, um zu verhindern, dass meine Schriften weiteres Elend über die Menschheit bringen.«
»Du kommst zu spät«, sagte Nils und deutete auf die Grotte. »Für den, der deine Aufzeichnungen gefunden hat, wirst du nichts mehr tun können. Das Blut hat sich gegen ihn gerichtet und den Körper regelrecht aufgelöst.«
»Nichts hätte den Mann noch retten können. Wer sich einmal in die Hände der magischen Kräfte begibt, der wird nicht mehr daraus entlassen.«
»Warum wurde König im Blutbad getötet?«, fragte Lena.
»Die Mächte der
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