Paraforce 5 - Ihr Part, Amanda Harris
des Doktors. »Wir werden sehen. Hier habe ich etwas Feines. In einer halben Stunde wirst du dich wieder genau erinnern. Übrigens hat dein Freund gerade Besuch.«
Amanda runzelte die Stirn. Wen meinte dieser Dr. Jack?
Jedenfalls musste sie jetzt handeln. Sie stieß die Balkontür auf und riss die Gardine zur Seite.
Der angebliche Arzt verhielt erschreckt mit erhobener Injektionsspritze mitten in der Bewegung. Amanda hatte die Mündung der SIG direkt auf seinen Kopf gerichtet.
»Eine Bewegung und Sie sind eine Leiche!«, spie die Agentin aus.
Spiegelte das Gesicht des Mannes erst Zorn wider, verzogen sich seine Mundwinkel nun verächtlich. »Sie schießen nicht. Aus diesem Haus kämen Sie nicht lebend heraus.«
»Lassen Sie es drauf ankommen«, knurrte Amanda nur.
Da wurde die Zimmertür aufgerissen und ein bulliger Mann stand im Türrahmen. In der Hand hielt er eine MPi.
Amanda fackelte nicht. Sie schwenkte die Waffe um ein paar Zentimeter und zog den Stecher durch. Der Bulle wurde rückwärts auf den Flur geschleudert.
Dr. Jack – oder wie immer er heißen mochte – rammte Sally die Injektionsnadel in den Hals.
Amanda schoss erneut. Der angebliche Arzt bäumte sich auf unter der Wucht des Geschosses und taumelte gegen einen Schrank. Die Agentin sprang vor und riss die Spritze aus Sallys Hals.
»Zu spät«, kam es aus dem Mund des großen Mannes krächzend. Mit Entsetzen sah Amanda das sprudelnde Blut aus der Arterie schießen. Da hörte sie Rufe auf dem Korridor. Schwere Stiefel trampelten.
Amanda wirbelte herum und sprang einfach über das Bett hinweg zur Balkontür. Ein scharfer Wind hatte sich aufgetan und ließ ihr Haar wehen. Tief unten brandete der Verkehr.
Ein Schuss peitschte und eine Kugel pfiff hart an ihrem linken Ohr vorbei.
Gehetzt sah Amanda sich um. Der Nachbarbalkon befand sich für einen Sprung zu weit entfernt. Ihr Kopf ruckte nach oben. Ein Regenfallrohr!
Die Agentin schob die Waffe in den Gürtel und sprang. Ihre Finger umklammerten das kühle Rohr. Die Schuhe, die sie aus der Kleiderkammer des Krankenhauses zusammen mit dem Kittel entwendet hatte, erwiesen sich für ein Kletterunternehmen dieser Art völlig ungeeignet. Sie schleuderte sie von sich. Ihre nackten Zehen ertasteten die Halterungen des Fallrohrs.
Unter sich hörte sie Rufe und Getrampel. Sie hing an dem Rohr wie auf einer Zielscheibe.
Vom Flachdach des Krankenhauses trennten die Agentin nur zwei Meter. Für die sportliche Frau normalerweise kein Problem.
Jetzt stand ihr jedoch der Schweiß auf der Stirn. Mehr aus den Augenwinkeln nahm sie Bewegungen unter sich wahr. Ihre Hände krampften sich um die nächste Halterung. Mit aller Kraft zog sie den Körper hoch. Etwas fuhr wie ein Schneidbrenner über ihre Wade. Dann erst vernahm sie die Detonation des Schusses.
Noch einen halben Meter – sie katapultierte sich mit allen Kraftreserven auf das Dach und rollte vom Rand weg. Etwas schepperte. Die SIG war aus dem Gürtel gerutscht. Instinktiv streckte Amanda die Hand aus und diese schloss sich um den Griff des Mannstoppers .
Sie rollte sich auf den Bauch und fühlte warmes Blut an ihrem rechten Bein. Die Kugel musste sie gestreift haben.
Da sah sie die Hand über den Dachrand greifen.
Amanda schoss.
Sie sah zwei Finger fliegen – hörte einen Aufschrei – dann einen dumpfen Schlag.
Sie wartete nicht ab, sondern sprang auf. Sie schwankte. Von dem verletzten Bein jagte der Schmerz bis in die hinterste Gehirnzelle. Amanda schloss für einen Moment die Augen, dann rannte sie los.
Sie hatte gesehen, dass sich an das Hauptgebäude ein niedrigeres Nebenhaus anschloss. Der Schmerz in ihrem Bein betäubte sie fast, doch sie erreichte mit zusammengebissenen Zähnen den Dachrand. Sie blieb schwankend stehen. Ein
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